Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
mein Konto überwiesen worden, der es vermutlich wieder von jemand anderem bekommen hat, und so weiter und so fort. Wir verfolgen den Weg einfach zurück, Konto um Konto, so lange, bis wir dort angelangt sind, wo alles angefangen hat.«
»Und Sie wissen, wie man das macht?«
»Ja.«
Er nickte. Er war beinahe bereit, ihr zu glauben. »Wie?«
Sie setzte sich auf die Sofalehne. Er hörte es bei jeder ihrer Bewegungen knarren. Sie redete viel mit den Händen, gestikulierte, betonte, erklärte. Victor blieb stehen, mit dem Rücken zur Wand, neben dem Fenster, damit er sie und die Tür gleichzeitig im Blick hatte.
»Wir kriegen raus, wem dieses erste Konto gehört«, sagte sie.
Draußen auf der Straße entstand Unruhe. Irgendein Zuhälter, der sein Eigentum anbrüllte. Victor hatte das Fenster geöffnet, damit er hören konnte, ob sich irgendwelche Leute vor dem Haus sammelten.
»Das haben Sie bereits gesagt. Wie kriegen wir das raus?«
»Von der Bank.«
»Bankiers geben normalerweise keine Informationen über ihre Kunden heraus.«
»Man muss nur wissen, wie man fragt.«
»Und das wissen Sie?«
Sie nickte.
»Welche Rolle spiele ich dabei?«
»Gar keine. Zumindest noch nicht. Sobald ich die Informationen besorgt habe, können Sie sie nutzen.«
»Hört sich einfach an.«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Glauben Sie, dass Ihr Vorschlag wirklich funktioniert?«
Das war das Ende des Interviews.
Ja, und sie blieb am Leben.
Nein, und sie war tot.
Victor sah, wie sie sorgfältig über die Antwort nachdachte. Er beobachtete sie aufmerksam. Für einen Augenblick spitzte sie die Lippen und schluckte.
»Ja«, sagte sie dann mit Überzeugung in der Stimme.
»Gute Antwort.«
Sie lächelte, hatte ihn missverstanden.
Er griff in seine Tasche und holte den USB-Stick hervor. Mit einer schnellen Bewegung warf er ihn ihr zu und war beeindruckt, wie geschickt sie ihn auffing. Mit einer Hand. Gute Reflexe, sehr flink. Sie betrachtete das kleine Ding einen Moment, dann warf sie ihm einen fragenden Blick zu. Sie hätte gerne gewusst, wieso er sie angelogen hatte, das konnte er sehen, aber sie blieb stumm. Sie trat zu ihrem Computer und steckte den Stick ein. Victor kam näher und sah zu. Als sie zur Eingabe eines Passwortes aufgefordert wurde, seufzte sie.
»Das haben sie Ihnen also nicht verraten?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es war nie vorgesehen, dass ich das Ding überhaupt in die Finger bekomme. Ich kenne mich
zwar mit Kryptografie ein bisschen aus, aber ich habe keine Ahnung, wie tief die Verschlüsselung geht. Wenn sie nur oberflächlich angelegt ist, kann ich sie wahrscheinlich mit meiner eigenen Software in ein paar Tagen knacken. Mit brutaler Gewalt sozusagen. Aber wenn ich etwas in der Tasche hätte, wofür andere Menschen über Leichen gehen, dann würde ich die bestmögliche Verschlüsselung wählen. Mein Laptop hat nicht einmal annähernd die Leistung, die benötigt wird, um es mit solchen Systemen aufzunehmen.«
»Ich habe einen Bekannten«, sagte Victor. »Der ist vielleicht in der Lage, die Daten zu entschlüsseln. Betonung auf vielleicht . Ich erkundige mich, während Sie sich mit dem Geldfluss beschäftigen. «
»Wenn irgendjemand diese Datei hacken kann, dann meine Kontaktperson in Langley.«
»Nein. Das bringt uns viel zu dicht in die Nähe unserer Feinde.«
»Spielt das denn eine Rolle? Wenn sie dahinterkommen und die Daten abfangen, dann lassen sie uns vielleicht in Ruhe.«
»Nach allem, was sie bis jetzt unternommen haben, um mich umzubringen, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie uns so schnell in Ruhe lassen würden. Und wenn sie die Daten in die Finger bekommen, dann wissen sie, dass ich Ihnen den Stick übergeben habe. Dadurch habe ich mich angreifbar gemacht. Ich will nicht, dass sie das erfahren.«
»Dann versuche ich eben selbst, die Daten zu entschlüsseln.«
»Ich mache es lieber auf meine Art.«
»Wir können auch beides machen.«
»Aber da das nicht gleichzeitig möglich ist, probiere ich es zuerst auf meine Art.«
»Wer sagt, dass wir nicht beides gleichzeitig versuchen können? «
»Die Gesetze der Physik. Wir haben nur einen Stick.«
Sie entgegnete nichts. Ihre Finger huschten über die Tastatur.
Victor sah, wie die Datei vom USB-Stick auf ihren Computer kopiert wurde. Es dauerte nur wenige Sekunden.
»Daran habe ich gar nicht gedacht«, hörte er sich sagen.
»Die Datei selbst ist verschlüsselt, nicht das Speichermedium. Das ist nur ein ganz normaler USB-Stick,
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