Collection Baccara Band 335 (German Edition)
seine Tochter verloren hatte, und er konnte nicht vergessen, dass Ransom für all das verantwortlich war.
„Denk doch, was du willst.“ Er bemühte sich, ruhig zu bleiben. Eigentlich hätte er gern mehr gesagt, denn er hatte Jahre auf diesen Tag gewartet. Bei dem Gedanken daran, wie er Ransom fertigmachen würde, war er noch an diesem Morgen ganz aufgeregt gewesen.
Plötzlich waren laute Schritte zu hören. Die Tür öffnete sich und knallte wieder zu. Als er aufsah, erblickte er Abigail, die in sein Büro stürmte und dabei ihre Haarnadeln verlor. Ihr honigblondes Haar wallte ihr über die Schultern wie ein seidiger Vorhang.
„Raus hier!“, rief er und bemühte sich um redlichen Zorn, doch ihr Anblick erinnerte ihn daran, wie seine Hände durch ihre schimmernde Mähne geglitten waren, bevor er Abby an sich gezogen hatte, um sie zu küssen. Unwillig registrierte er, dass sein Herzschlag sich bei diesem Gedanken beschleunigte.
Wie erstarrt sah sie ihn an. Ihre Augen weiteten sich, während sie versuchte, ihr Haar zu bändigen. Ihr Gesicht kam ihm sehr schmal vor, und sie war viel zu blass.
Er musste daran denken, wie sie ihn nach ihrem ersten Kuss angeschaut hatte, im Blick nichts als Begierde und Leidenschaft. Nun lagen dunkle Ringe unter ihren schönen braunen Augen. Bis auf den blauen Pullover und die zerzauste Mähne wirkte sie in der schwarzen Hose und dem dazu passenden Blazer wie eine Lehrerin.
Sie bückte sich, um die Haarnadeln vom Boden aufzusammeln, dann steckte sie sich mit routinierten Handgriffen das Haar wieder hoch. Der Haarknoten am Hinterkopf verstärkte den Eindruck von Ernsthaftigkeit und Strenge. Unwillkürlich kam Leo ihr sexy Outfit von jener Nacht in der Bar in den Sinn.
Ransom hob fragend die Augenbrauen und sah abwechselnd ihn und Abby an. Ihr Versuch, seriös zu wirken, änderte nichts an ihrem gehetzten Blick, der eine Flut von Gefühlen bei ihm auslöste. Neugier, Mitgefühl und heftiges Verlangen.
Verdammt, er musste sie unbedingt loswerden, und zwar so schnell wie möglich. Sie hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass sie die Nacht mit ihm als großen Fehler betrachtete und nicht allzu viel von ihm hielt.
Nachdem sie ohne ein Wort des Abschieds aus seinem Bett geflohen war, hatte sie ihm auf unterschiedliche Weise zu verstehen gegeben, dass er sich zum Teufel scheren sollte. Dabei hatte sie in ihrer gemeinsamen Nacht seine Leidenschaft mit der gleichen Intensität erwidert, die er empfunden hatte. Später erklärte sie ihm in deutlichen Worten, dass sie sich die ganze Zeit vorgestellt hatte, er sei ein anderer, und zwar Shanghai Knight. Als sie ihm auch noch vorwarf, ein Stalker zu sein und sie zu verfolgen, brachte sie das Fass zum Überlaufen. Er war fertig mit ihr und dieser Geschichte.
Dabei musste er sich jedoch zwingen, jeden Gedanken daran zu verdrängen, welch starke Gefühle diese Nacht mit ihr bei ihm geweckt hatte, Gefühle, die er seit der Sache mit Nancy verschüttet geglaubt hatte. Damals, als er fast noch ein Kind war und Nancy, Cal und Mike Ransom sein Leben ruinierten.
„Ich bin beschäftigt“, erklärte er kühl. „Du unterbrichst eine Besprechung.“
„Glaub mir, ich habe ebenso wenig den Wunsch, dich zu sehen, wie umgekehrt. Aber wie ich schon deiner Sekretärin sagte, es ist sehr dringend. Und Leo, ich schwöre dir, es wird nicht lange dauern“, fügte sie leise hinzu. „Ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Nachdem du mir zugehört hast, verschwinde ich für immer aus deinem Leben.“
Gut so, dachte er. Aber ihr verzagter Ton und der ängstliche Ausdruck in ihren Augen jagten ihm einen gehörigen Schrecken ein. Was war nur los mit ihr?
Es kostete ihn einige Mühe, seine kühle und ablehnende Haltung zu bewahren. „Wie du siehst, habe ich zu tun.“
„Nein, nicht mehr, denn ich gehe jetzt“, sagte Ransom mit hasserfüllter Stimme. „Der elende Mistkerl gehört nun ganz Ihnen, meine Liebe. Viel Spaß mit ihm.“
Nach diesen vor Sarkasmus triefenden Worten und nach einem letzten verächtlichen Blick verließ der Rancher den Raum und schloss geräuschvoll die Tür hinter sich.
Abigail lehnte sich dagegen. Ihre Lippen zitterten, ihr Gesicht wirkte noch eine Nuance blasser, und die Verzweiflung, die er in ihrer Mimik erkannte, jagte ihm nun endgültig Angst ein. Sie schluckte, oder zumindest versuchte sie es. Dabei gab sie ein Geräusch von sich, das an ein Würgen erinnerte, hielt sich eine Hand vor den Mund und kam mit unsicheren Schritten auf
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