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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Haus in Ordnung, wer wäscht, bügelt und kocht für mich?«
    »Es wird sich doch wohl eine andere finden!«
    »Eben da irrst du dich. Jemand, der so tüchtig ist wie Adelina, findet sich so schnell nicht wieder.«
    Er stellte gerade das Wasser auf den Herd, als das Telefon läutete.
    »Ich würde am liebsten im Boden versinken, daß ich Sie um diese Uhrzeit wecken muß.«
    »Ich habe nicht geschlafen. Wer ist am Apparat?«
    »Hier spricht der Awocato Pietro Rizzo.«
    »Ah, Awocato. Meine Glückwünsche.«
    »Wozu denn? Wenn es für die Ehre sein soll, die meine Partei mir jüngst erwiesen hat, müßten Sie mir wohl eher Ihr Beileid aussprechen. Ich habe nur der Treue wegen akzeptiert, die mich für immer den Idealen des armen Ingegnere verpflichten wird. Das können Sie mir glauben. Aber kommen wir auf den Grund meines Anrufes zurück.
    Ich muß Sie unbedingt treffen, Commissario.«
    »Jetzt?«
    »Jetzt nicht, aber ich darf Ihnen die Dringlichkeit der Angelegenheit nahelegen. Die Sache ist von extraordinärer Importanz.«
    »Wir könnten uns morgen früh treffen. Aber findet morgen früh nicht die Beerdigung statt? Sie werden vollauf beschäftigt sein, vermute ich.«
    »Und wie! Auch den ganzen Nachmittag. Wissen Sie, einige illustre Gäste werden bestimmt länger bleiben.«
    »Also, wann dann?«
    »Passen Sie auf, wenn ich es mir genauer überlege, würde es morgen früh trotzdem gehen, allerdings sehr früh. Wann gehen Sie für gewöhnlich ins Büro?«
    »Gegen acht.«
    »Acht würde mir sehr gut passen. Es handelt sich ohnehin nur um ein paar Minuten.«
    »Hören Sie, Awocato, eben gerade weil Sie morgen früh nur wenig Zeit haben werden, könnten Sie mir nicht im voraus sagen, um was es sich handelt?«
    »Am Telefon?«
    »Eine Andeutung.«
    »Gut. Mir ist zu Ohren gekommen, aber ich weiß nicht, inwieweit das Gerücht der Wahrheit entspricht, daß man Ihnen einen zufällig auf dem Boden gefundenen Gegenstand gebracht hat. Und ich bin damit beauftragt, ihn zurückzuholen.«
    Montalbano bedeckte mit einer Hand die Sprechmuschel und brach buchstäblich in wieherndes Lachen, in lautes höhnisches Gelächter aus. Er hatte die Halskette als Köder an den Angelhaken Jacomuzzi gehängt, und seine Rechnung war aufgegangen. Daß ein so großer Fisch angebissen hatte, übertraf jedoch seine kühnsten Erwartungen.
    Aber wie machte Jacomuzzi das bloß, daß alle das erfuhren, was eben nicht alle erfahren sollten? Etwa mit Laserstrahlen, Telepathie oder schamanischen Zaubertricks? Er hörte den Advokat laut in die Muschel rufen. »Hallo! Hallo? Ich höre Sie nicht mehr! Ist etwa die Leitung unterbrochen?«
    »Nein, entschuldigen Sie bitte, mir ist der Bleistift runtergefallen, und ich habe ihn aufgehoben. Morgen um acht also.«
    Als er es an der Tür läuten hörte, goß er die Nudeln ab und ging hinüber, um aufzumachen. »Was hast du mir gekocht?« fragte Zito gleich beim Eintreten.
    »Spaghetti all'aglio e olio, und Gamberetti in Olivenöl und Zitrone.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Komm mit in die Küche, und hilf mir ein wenig. Und in der Zwischenzeit stelle ich dir die erste Frage. Was hältst du von einem, der von extraordinärer Importanz spricht?«
    »Also hör mal, bist du jetzt völlig übergeschnappt? Du läßt mich Hals über Kopf von Montelusa nach Vigàta fahren, nur um mich zu fragen, was ich von einem halte, der so geschwollen daherredet? Abgesehen davon, was soll daran besonders sein? Ist doch gar nicht so ungewöhnlich. Das ist, als würde ich sagen…«
    Er zermarterte sich das Hirn, aber ihm fiel nichts Vergleichbares ein. »Da muß man schon gescheit sein, sehr gescheit«, sagte der Commissario, während er an Rizzo dachte. Und er bezog sich nicht nur auf des Advokaten Fähigkeit, locker und lässig mit Fremdwörtern umzugehen. Sie aßen, während sie über das Essen sprachen. Das war immer so. Nachdem Zito sich an traumhafte Gamberetti erinnert hatte, die er vor zehn Jahren in Fiacca gegessen hatte, kritisierte er die Garzeit und wies darauf hin, daß ein Hauch von Petersilie den Geschmack verbessert hätte.
    »Wie kommt's, daß ihr bei ›Retelibera‹ seit neuestem alle zu Engländern geworden seid?« setzte Montalbano ohne Vorwarnung an, während sie einen Weißwein schlürften, der eine wahre Wonne war. Sein Vater hatte ihn in der Nähe von Randazzo entdeckt. Vor einer Woche hatte er ihm sechs Flaschen vorbeigebracht, aber das war nur ein Vorwand, um ein bißchen Zeit mit seinem Sohn zu verbringen.

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