Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers
spielt…«
»Inwiefern, bitte schön?«
»Insofern, als sich der Sohn des neuen Parteisekretärs zur selben Zeit an dem Ort befand, an dem der alte Sekretär starb. Kommt Ihnen das nicht eigenartig vor?«
»Jetzt, wo Sie mich darauf hinweisen, schon. Aber ich schließe ohne jeden Zweifel aus, daß zwischen den beiden Ereignissen auch nur der geringste Zusammenhang besteht.«
»Oh, einen solchen schließe ich auch aus«, sagte Montalbano und fuhr fort: »Die Unterschrift neben der von Giacomo Cardamone kann ich nicht entziffern.«
»Das ist die Unterschrift der Ehefrau, einer Schwedin.
Eine zugegebenermaßen etwas zügellose Dame, die sich unseren Sitten einfach nicht anzupassen vermag.«
»Wieviel ist dieses Juwel Ihrer Meinung nach wert?«
»Davon verstehe ich nichts, aber die Besitzer haben mir gesagt, um die achtzig Millionen Lire.«
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich werde nachher den Kollegen Jacomuzzi anrufen, bei dem sich das Schmuckstück zur Zeit befindet, und lasse es mir zurückschicken. Und morgen früh wird es Ihnen dann von einem meiner Beamten in Ihre Kanzlei gebracht.«
»Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen danken soll…« Montalbano schnitt ihm das Wort ab. »Sie werden meinem Beamten eine offizielle Quittung übergeben.«
»Aber natürlich!«
»Und einen Scheck über zehn Millionen Lire. Ich habe mir erlaubt, den Wert des Schmuckstücks aufzurunden.
Das wäre dann der angemessene Finderlohn.«
Rizzo steckte den Schlag mit Nonchalance ein. »Das finde ich mehr als angemessen. Auf wen darf ich ihn ausstellen?«
»Auf Baldassare Montaperto, einen der beiden Müllmänner, die den toten Ingegnere gefunden haben.«
Sorgfältig schrieb sich der Advokat den Namen auf.
Neun
Rizzo hatte die Tür noch nicht ganz hinter sich zugezogen, als Montalbano schon die Privatnummer von Nicolò Zito wählte. Was der Advokat ihm gesagt hatte, brachte die Rädchen in seinem Kopf zum Drehen, und dies wiederum machte sich äußerlich durch fieberhaften Tatendrang bemerkbar. Zitos Ehefrau nahm den Hörer ab. »Mein Mann ist gerade zur Haustür raus, er fährt nach Palermo.«
Und dann, plötzlich mißtrauisch: »Aber war er heute nacht denn nicht bei Ihnen?«
»Natürlich war er bei mir, Signora, aber mir ist eine äußerst wichtige Sache erst heute morgen eingefallen.«
»Warten Sie, vielleicht kann ich ihn noch aufhalten, ich rufe ihn über die Sprechanlage.«
Kurz darauf hörte er zunächst den keuchenden Atem, dann die Stimme seines Freundes. »Was willst du denn noch? Hat es dir nicht gereicht heute nacht?«
»Ich brauche eine Information.«
»Wenn's nicht allzu lange dauert.«
»Ich will alles wissen, aber wirklich alles, auch die unsinnigsten Gerüchte, und zwar über Giacomo Cardamone und seine Frau, die angeblich Schwedin ist.«
»Wie, angeblich? Eine Bohnenstange von einem Meter und achtzig, blond, ein Paar Beine und Titten, sag' ich dir! Dazu eine Stimme! Wenn du wirklich alles wissen willst, dauert das zu lange. Soviel Zeit hab' ich nicht. Paß auf, folgende Idee: Ich fahre jetzt los, während der Reise denke ich darüber nach, und gleich nach meiner Ankunft schicke ich dir ein Fax.«
»Und wohin willst du es schicken? Ins Kommissariat etwa, wo man sich immer noch mit Buschtrommeln und Rauchzeichen verständigt?«
»Na gut, dann werde ich das Fax eben in meine Redaktion nach Montelusa schicken. Schau da noch heute vormittag vorbei, so um die Mittagszeit.«
Montalbano verspürte das dringende Bedürfnis, sich zu bewegen, und so verließ er sein Büro und ging ins Zimmer der Brigadieri. »Wie geht's Tortorella?«
Fazio wies mit seinem Blick auf den leeren Schreibtisch des Kollegen.
»Gestern habe ich ihn besucht. Sieht so aus, als würden sie ihn am Montag aus dem Krankenhaus entlassen.«
»Weißt du, wie man in die alte Fabrik reinkommt?«
»Als sie nach der Schließung rundherum die Mauer hochgezogen haben, haben sie eine klitzekleine Tür eingebaut, eine Eisentür. Man muß sich bücken, um da durchzukommen.«
»Und wer hat den Schlüssel?«
»Keine Ahnung, aber ich kann es herausfinden.«
»Du wirst es nicht nur herausfinden, sondern du wirst ihn mir noch heute morgen besorgen.«
Er ging in sein Büro zurück und rief Jacomuzzi an. Er mußte das Telefon eine Weile läuten lassen, bis der andere sich endlich bequemte, den Hörer abzunehmen. »Was ist denn los mit dir, hast du Dünnpfiff?«
»Hör auf, Montalbano, was gibt's denn?«
»Was hast du auf der Kette
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