Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige
wirklich, daß ein Raub dieser Größenordnung geheimgehalten werden kann? Es gibt niemanden in der Grube, der nicht von Mordermis tollkühnem Unternehmen der vergangenen Nacht spricht. Selbst die Dummköpfe an Rimanendos Hof dürften inzwischen begriffen haben, wessen Hand sie um ihre Wertsachen erleichterte – und ihren Stolz kränkte. Zu dumm, daß Ihr das eine nicht ohne das andere stehlen konntet, Mordermi. Bisher hat Rimanendo nur deshalb nichts gegen Euch unternommen, weil er Euch seiner Aufmerksamkeit nicht für würdig erachtete. Ihr mögt vielleicht der König der Diebe in der Grube sein, aber Seine Majestät und seine Herren Lords stehlen dem Volk mit ihren Steuern in einer Woche mehr, als Ihr und Eure Leute Rimanendo durch Überfälle in einem ganzen Jahr abnehmen könntet.
Doch jetzt habt Ihr ihm seine Selbstachtung geraubt. Rimanendo kann sein Gesicht nur wahren, wenn er Euch und Eure Männer auf dem Tanzboden den Raben vorwirft. Und schlimmer noch, Ihr habt Euch mit der Weißen Rose verbündet und sie aus ihrem heimlichen Widerstand heraus zu Taten angestiftet. Korst wird gegen die Grube vorgehen, und Rimanendo wird ihm sämtliche Streitkräfte geben, die er braucht, um Euch und die Weiße Rose zu vernichten.
Und deshalb«, schloß Callidios, »werdet Ihr Euer neues Vermögen mit äußerster Vorsicht anlegen, wollt Ihr nicht bald den Raben gegenüber damit prahlen.«
»Der Mann ist ein Genie!« Mordermi lachte säuerlich. »Bis zu diesem Augenblick glaubten wir doch tatsächlich, daß Rimanendo sich nichts anderes wünschte als seinen Reichtum mit uns zu teilen. Und nun verrate uns in den paar Herzschlägen, die dir noch bleiben, wie du unser Vermögen gern angelegt sehen möchtest.«
»Benutzt es, Rimanendo zu vernichten – ehe er euch vernichtet!«
Callidios erhob sich aus dem Sessel und schritt in seiner aufreizend schiefen Haltung im Zimmer auf und ab.
»Ihr habt ein ungeheures Vermögen gestohlen, doch ihr kennt seinen Wert nicht. Ihr sprecht von Nahrung für die Hungernden, feiner Kleidung für euch selbst, Pamphleten, mit denen ihr eure politischen Ansichten verbreiten könnt, Waffen um sie an eure Anhänger zu verteilen. Ihr erinnert mich an Diebe, die ein uraltes Amulett aus einem Tempel Sets in meiner Heimat stahlen. Als man sie faßte, stellte sich heraus, daß sie die Edelsteine herausgebrochen und das Gold eingeschmolzen hatten – und sie bildeten sich ein, jetzt reiche Leute zu sein. Dabei hätte das Amulett, das sie so unüberlegt zerstörten, die Kraft gehabt, seinen Träger unangreifbar zu machen.
Wißt ihr, was ihr hier habt? Den Kaufpreis für ein Königreich! Wenn ihr diesen Reichtum richtig einsetzt, könnt ihr Rimanendos Sturz herbeiführen. Statt euch als Gejagte in der Grube zu verkriechen, könnt ihr die neuen Herrscher von Zingara sein und in Freuden in den Palästen der Edlen leben.«
»Wie du hörst«, sagte Santiddio zu Mordermi, »der Bursche ist total verrückt!«
»Vielleicht teilt er nur seinen Lotustraum mit uns«, meinte Mordermi. »Aber solche Träume sind großartige Visionen.«
»Ich werde seinen Wahnsinn kurieren!« knurrte Conan.
»Nein, warte!« Wieder hielt Mordermi ihn zurück. »Laßt uns Callidios zu Ende anhören.«
»Stellt euch das Machtgefüge vor, das Rimanendos Regierung zusammenhält«, fuhr Callidios fort, als säßen sie zu einem vertraulichen Gespräch in seinem Privatgemach. »An der Spitze der Pyramide ist König Rimanendo, korrupt und unfähig. Sein einziges Interesse als Herrscher gilt der Sorge, genügend Steuern zu kassieren, um seine Schatztruhen zu füllen, damit er seine Ausschweifungen nicht einzuschränken braucht. Unter dem König sind seine Lords, die das zingaranische Volk nach Belieben tyrannisieren können, solange nichts Rimanendo bei seinen Lustbarkeiten stört. Jede einzelne der mächtigeren Familien könnte Rimanendo absetzen, wären da nicht der Neid und die Eifersucht ihrer Rivalen – die sich zweifellos bei jeder Änderung des Machtgefüges einmischen würden. Gestützt werden der König und seine Edlen von den Streitkräften – sowohl von der Königlich Zingaranischen Armee als auch von den Privatheeren der mächtigeren Lords. Sie zwingen den Massen den Willen ihrer Herren auf – den Massen, dem zingaranischen Volk, das den Sockel der Pyramide bildet.«
»Dieser Mann«, brummte Santiddio, »hat die erstaunliche Besessenheit, uns Dinge zu erzählen, die wir nur zu gut wissen.«
»Und doch duldet ihr diese
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