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Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition)

Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition)

Titel: Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Keil , Florian Tietgen
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Kleidern.“ Sie führte uns in ein Hinterzimmer. „Mal sehen, ob Chloé etwas Passendes für euch findet.“
    Ich lugte durch den Türspalt. Die Männer hatten ihr Kartenspiel fortgesetzt und unterhielten sich leise. Leider konnte ich kein Wort verstehen. Ab und zu sah einer von ihnen in unsere Richtung. Offensichtlich verirrten sich nicht oft Fremde hierher.
    Die Wirtin schloss die Tür und warf uns Handtücher zu, die sie aus einer Truhe kramte, die unter dem Fenster stand. Draußen zuckten immer noch Blitze, aber die Abstände zwischen den Donnerschlägen wurden größer.
    „So, vite vite, Mesdames, raus aus den Sachen.“ Chloé hielt Kleider an unsere Körper und kniff die Augen zusammen. „Ja, das sollte passen“, sagte sie mit Kennerblick. Sie lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und sah zu, wie Lizzie sich aus den nassen Sachen schälte.
    Ich warf meine Jacke auf den Boden und nestelte an meinem Gürtel herum. Dann nickte ich der Wirtin zu. „Wären Sie wohl so freundlich … Ich würde gerne alleine …“
    „Schon gut“, sagte sie und zwinkerte mir zu. „Ich mache euch beiden Hübschen in der Zwischenzeit etwas zu Essen. Ihr müsst ja halb verhungert sein!“
    Sie rauschte in die Gaststube und bald darauf hörte ich Metallgeklapper aus einem Nebenraum.
    Lizzie trocknete sich die Haare und streifte das Kleid über. Es passte wie angegossen. Das zarte Blau betonte die Farbe ihrer Augen. Sie drehte sich im Kreis, dass die Röcke flogen.
    „Na, wie sehe ich aus?“ Sie strich sich über die Brüste und linste durch den Türspalt. „Hast du den dunklen Typen bemerkt?“
    „Meine Herren, Lizzie. Wir sind gerade einem Unwetter entkommen und du denkst an irgendwelche Typen. Das gibt’s doch nicht!“
    „Nicht irgendwelche Typen, Cat. Den Typen. Hast du schon jemals solche Augen gesehen?“
    Ich quetschte mich neben sie. Ja, sie hatte recht, diese Augen waren etwas Besonderes. Hell, fast farblos. Ich hatte tatsächlich noch nie eine solche Augenfarbe gesehen. Die Farbe passte auch so gar nicht zu seiner dunklen Haut und den dichten schwarzen Haaren, die ihm bis auf die Schultern fielen.
    „Hm“, machte ich nur. Ich wollte sie nicht auch noch anstacheln. Ich zog mein Kleid an und versuchte krampfhaft meinen Busen dazu zu bringen, nicht wie Kirmesballons aus dem Ausschnitt zu ragen.
    Lizzie grinste. „Das gehört so“, sagte sie. Sie nahm meine Hände. „Du siehst toll aus.“ Ihre Blicke wurden ernst. „Ich glaube, du weißt gar nicht, wie hübsch du bist. Schade, dass es keinen Spiegel im Zimmer gibt.“ Zärtlich fuhr sie mit den Fingern durch meine nassen Haare. „Komm schon, lass uns das Beste daraus machen. Es ist doch ganz nett hier und ich habe wirklich riesigen Hunger.“
    Nett? Ich schüttelte den Kopf und ergab mich. Chloé war wirklich nett, aber die Männer waren mir nicht geheuer. Und ich fühlte mich unsicher in dem freizügigen Kleid.
    Wir betraten den Gastraum und setzten uns auf zwei Hocker an den Tresen. Ich spürte die Blicke in meinem Rücken und zupfte an meinem Ausschnitt herum.
    Hinter der Tür, wo ich die Küche vermutete, polterte und klapperte es, als wütete dort eine Horde Wildschweine. Und Chloé sang ein Lied. Sie trällerte noch, als sie zwei dampfende Teller Suppe hereintrug und vor uns auf den Tresen stellte. Ihre Stimme klang wie Kristallglas. Klar und glitzernd. Sie schlüpfte noch einmal durch die Schwingtür und kam mit einem Laib Brot zurück, von dem sie dicke Scheiben schnitt. Dann zapfte sie uns zwei Krüge voll Bier und füllte ihren eigenen nach.
    „So meine Hübschen, es ist nichts Besonderes, aber es füllt die Bäuche. Lasst es euch schmecken!“
    Der Duft der Hühnerbrühe stieg in meine Nase und ich merkte, dass ich tatsächlich hungrig war. Die Suppe wärmte mich auf und ich fühlte mich wohl, nur mein Arm schmerzte noch ein wenig. Ich rieb mir die Schulter.
    „Lass mich das mal ansehen“, sagte Chloé.
    Ich schob den kurzen Ärmel meines Kleides nach oben. Die Wunde blutete, das hatte ich gar nicht bemerkt.
    Chloé beugte sich über die Theke und betrachtete die Verletzung. Ihre Finger schlossen sich um meinen Arm. Ihr Atem streifte meinen Hals und ich fühlte mich plötzlich ein wenig schwindelig.
    „Ich mach das nachher sauber. Mit so was darf man nicht spaßen.“ Sie zog den Ärmel wieder herunter und hielt einen Moment meine Hand fest. „Aber keine Angst, meine Süße, das wird schon wieder.“
    Ich nickte ihr dankbar zu. Ihre

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