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Cruel World

Cruel World

Titel: Cruel World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neslihan Dadas
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mich ziemlich. Niemals hätte ich mir erträumen lassen, dass selbst ein Vampir wie er so gläubig war und sich vor Gott fürchtete. Lächelnd sah ich ihn an und bemerkte, dass noch mehr Tränen an meinen Wangen hinunterflossen - dieses mal jedoch aus Freude und Erleichterung.
    Gänsehaut überkam mich dabei.
    Alex beachtete mich jetzt aber gar nicht mehr. Er hatte, genauso wie ich eben gerade, die augen geschlossen und bewegte sich nicht. Es war faszinierend einen Vampir beim Beten zuzusehen. Wahrscheinlich war ich der erste und einzige Mensch, der so etwas je miterleben durfte. Es war tatsächlich etwas Einmaliges. Dass Alex etwas Besonderes ist, hatte ich schon immer gewusst.
    Als er ein neues Gebet sprach musste ich ein paar mal blinzeln, denn es war auf einer anderen Sprache, die sich ganz wie Latein anhörte.
    Kaum war er fertig, beschloss ich, auch einmal etwas zu sagen. Gerade als ich anfangen wollte, schoss auf einmal ein Gebet in mein Kopf, das mir mehr als nur bekannt vorkam. Es fühlte sich unglaublich vetraut an, dies zuerst in meinen Gedanken aufzusagen. Hatte ich es früher irgendwann einmal gelernt? War meine Familie doch religiös gewesen oder irrte mich etwa?
    Mein Herr. Meine zittrige Stimme klang als Echo von allen Seiten wider. Ich erbitte deine Vergebung, o mein Gott, und erflehe deine Verzeihung, so wie du wünschest, daß sich deine Diener dir zuwenden. Ich bitte dich, wasche unsere Sünden hinweg, wie es deiner Herrschaft ziemt, und vergib mir, meinen verstorbenen Eltern und denen, die nach deinem Urteil den Sitz deiner Liebe betreten haben, wie es deiner erhabenen Herrschaft würdig ist und der Herrlichkeit deiner himmlischen Macht entspricht. Amen.
    Dieses Gebet kam mir so leicht über die Lippen, dass mir klar wurde, dass ich es füher ganz bestimmt oft aufgesagt habe.
    Alex öffnete zwar seine Augen, schaute aber zu Boden. Sein Blick war trotzdem in die Ferne gerichtet.
    Der Schmerz in seinem Ausdruck war immer noch ganz deutlich zu erkennen. Irgendetwas sagte mir, er betete still in sich hinein. Bat er, weil er Menschen wegen einer Kuh ohnmächtig geschlagen hatte oder wegen etwas, von dem ich momentan nichts wusste, um Vergebung?
    Eine ganze Weile verharrten wir so, bis ich mich irgendwan erhob und meine Hände auf seine fest angespannten Schultern legte.
    Alex, bist du fertig? Können wir gehen?
    Blinzelnd schüttelte er seinen Kopf und schluckte einml, ehe er mich verwundert anschaute.
    Habe ich zu lange gebetet?
    Ach was. Ich... Ich fühle mich hier bloß nicht sehr wohl. Außerdem habe ich Angst, dass die Erinnerung doch zurückkommt.
    Mit geweiteten Augen stand er schnell auf und ergriff meine Hand, um mit mir zum Ausgang zu gehen.
    Überrascht fragte ich mich, warum er es so eilig hatte. Meinte er es bloß gut oder gab es vielleicht einen Grund, dass er ebenfalls nicht wollte, dass ich mich erinnere?
    Die frische Luft ließ meinen Kopf ein wenig klarer werden. Unauffällig trat ich noch weitere drei Schritte zurück und stellte dabei fest, dass die kleinen Vögel auf dem Dach gar nicht mehr da waren. Stattdessen saßen auf dem Kreuz oben nun schwarze Krähen. Gerade noch konnte ich mich davon abhalten sie anzuschreien und wegzuscheuchen, denn meiner Meinung nach waren diese Vögel ein Anzeichen für Mord und andere schreckliche Ereignisse. Es war kein Wunder, dass sie vor allem im Fernsehen immer an den unheimlichsten Orten dargestellt wurden. Vor allem in Horrorfilme passten sie gut.
    Ich beneidete Aaran Grant wirklich, weil er einen ganz funktionstüchtigen Fernseher und so viele andere tolle Sachen besaß, von denen ich nur noch träumen konnte. Das war einfach nicht fair. Natürlich hätte ich Möglichkeit bei ihm bleiben zu können, sodass alles auch mir gehören würde, aber das wollte ich auf keinen Fall, denn schließlich liebe ich ihn nicht. Ich würde niemals akzeptieren seine Frau zu sein. Er hatte behauptet, ich würde schon recht bald zu ihm zurückkommen und um seine Hilfe bitten, doch ich wusste ganz genau, dass mein eigener Stolz viel zu groß für so etwas war. Er sollte ja nicht glauben, ich sei schwach! Ich brauchte seine Hilfe nicht.
    Soll ich dich tragen?, fragte Alex mich mit rauer Stimme, Es wird langsam dunkel. In dem Wald lauern einige wilde Tiere, die dich mit einer Leichtigkeit zerfleischen könnten.
    In seinem Blick spiegelte sich Belustigung wider, woraufhin ich die Augen zusammenkniff.
    Ach was. Gefährlicher als du können sie doch nicht sein.
    Er

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