Cruel World
fühlte ich mich wieder geschmeichelt, was aber nur kurz anhielt, denn gleich darauf behauptete er gewusst zu haben, dass mich das kaum interessiere. Sofort widersprach ich ihm, doch er hörte mir nicht einmal zu, sondern verdrehte alles, was ich ihm an den Kopf warf, sodass ich schon nach einigen Minuten aufgab. Es hatte keinen Sinn sich mit ihm zu unterhalten. Letztendlich musste er immer gewinnen und seine Meinung wäre die einzig Richtige.
Nach einiger Zeit bekam er endlich das Feuer an, sodass ich mich aufwärmen konnte. Meine Finger waren bereits eingefroren. Ich spürte auch meine Füße nicht mehr.
Da Alex sich nicht wirklich beschwerte nahm ich an, dass Vampire die Wärme und die Kälte nicht wirklich spüren konnten. Er schien nämlich nie zu frieren.
So langsam musste ich zugeben, dass mich sein Wesen immer mehr faszinierte. Wenn man kein Blut trinken müsste, um ewig am Leben zu bleiben, dann hätte ich mir vielleicht bestimmt auch so ein Leben vorstellen können. Im Moment jedoch war das unmöglich.
Sag mal, hättest du etwas dagegen, wenn ich mir mal deine Hand ansehe? fragte er mich, während er sich neben mich setzte.
Meine Augen weiteten sich. Äh... wieso? Ich habe doch gesagt, dass sie noch immer wehtut.
Na und? Ich möchte doch bloß nachgucken, ob die Stelle, die wehtut, angeschwollen oder blau ist. Vielleicht ist es schlimmer, als wir dachten.
Ähm... Ich musste mir auf der Stelle eine passende Ausrede einfallen lassen, ansonsten würde meine Lüge aufgehen. Allerdings wartete er nicht einmal eine Antwort ab, sonder ergriff mein Gelenk und fing an, das Verband abzuwickeln.
Mein Atem beschleunigte sich ein wenig, genauso wie mein Herz. Unauffällig drehte ich meinen Kopf zur Seite und presste die Lippen fest aufeinander, während er meine Hand direkt vor sein Gesicht hielt und genau anschaute.
Er krauste die Lippen. Hmmm... sie scheint ganz in Ordnung zu sein. Kannst du deine Finger bewegen?
Schon. Ganz vorsichtig tat ich es, woraufhin er eine Augenbraue hob.
Aber sie tun weh?
Ein bisschen. log ich weiter und schluckte.
Obwohl ich sein Gesicht jetzt wieder nicht sah, so konnte ich trotzdem seinen Blick auf mir spüren. Ganz fest wünschte ich mir, dass er nicht auf die Wahrheit kam. Ich wusste schließlich nicht, was er dann tun würde. Mich mal wieder anschreien, beleidigen oder mich sofort loswerden... Mir graute es bei der Vorstellung.
Als sein Daumen mir plötzlich über die Handoberfläche streichelte, erstarrte ich und zog meinen Kopf ein wenig ein.
Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du die schlechtste Lügnerin der Welt bist?
Am liebsten wäre ich im Boden versunken - so unangenehm war mir diese Situation. Ich hätte wissen sollen, dass er nicht so dumm war und meine Lügen glaubte! Wie hatte ich bloß denken können, damit durchzukommen? Letztendlich hätte er es sowieso herausgefunden.
Ähm...
Was hast du? Sieh mich bitte an.
Noch ehe ich es verhindern konnte, hatte er vorsichtig mein Kinn ergriffen und drehte somit meinen Kopf zu ihm um. Doch ich konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen. Wenn er tatsächlich wütend war, obwohl seine Stimme zwar zärtlich klang, so wollte ich die lodernden Augen trotzdem nicht anschauen, weil sie mir wahrscheinlich ein noch schlechteres Gewissen bereiten würden, als ich sowieso schon hatte.
Chalina-Anastasia. Sieh mich an.
Er klang nun ein wenig fordernder, doch ich verzog nur das Gesicht.
Ich kann nicht!
Warum? Ehrlich gesagt finde ich es ziemlich süß, dass du gelogen hast, um länger bei mir bleiben zu können.
Ich spürte, wie ich rot wurde. Ähm...
Du hättest es mir aber auch einfach sagen können. Wenn du nicht zurück nach Sydney willst, dann bleibe eben hier. Gesellschaft finde ich immer schön.
Seine Worte überraschten mich aus irgendeinem Grund so sehr, dass ich blinzelnd meinen Blick hob und in sein strahlendes Gesicht schaute. Er sah überglücklich aus. Also hatte er doch nicht nur um mich zu trösten behauptet, dass er sich am liebsten ewig um mich kümmern würde.
I-Ist das dein Ernst?
Natürlich. Wozu sind Freunde denn sonst da?
Gerade als ich lächeln wollte, fiel mir ein, dass das, egal wie sehr ich es mir wünschte, nicht möglich war. Bis vor eben gerade noch waren mir alle so langsam egal gewesen, doch jetzt bekam ich wieder Schuldgefühle. Sie ware so stark, dass ich ein Aufschluchzen unterdrücken musste.
Alex... du weißt, dass ich auch nichts dagegen hätte, aber ich muss leider trotzdem zurück. Meine beste
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