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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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gekannt hatte, in Asche verwandelt. Er würde nicht einmal die Kinder oder Enkel seiner Freunde aufspüren … Genauso wenig wie er das Grab seiner Mutter finden würde. Oder seiner Frau.
    »Meiner Ansicht nach bringt uns die Idee vom Teufel nicht einen Schritt weiter! Was wir gegenwärtig beobachten, hat nichts mit dem aus der Mythologie bekannten Phänomen zu tun.«
    »Wie bitte?«, fragte Artur und sah Lew an. Von dem langen Vortrag des Alten hatte er kaum etwas mitbekommen.
    »Mit anderen Worten: Der Teufel existiert nur im Märchen. Im wahren Leben ist er noch nie jemandem begegnet … Vorsicht, hier kommen Stufen!«
    Der Bildungsminister lief mit sicherem Schritt eine Wendeltreppe hinunter. Kowal hatte bereits vergessen, wie riesig die Eremitage war. Obendrein führte Lew ihn durch Seitengänge, die gewöhnlichen Besuchern im 21.   Jahrhundert nie offen gestanden hatten. Hier roch es nicht so stark nach verbranntem Holz, Qualm und Klo wie in den bewohnten Räumen.
    »Meine Theorie nun ist folgende!« Es war deutlich zu spüren, dass Lew sich schon lange einmal mit jemandem über sein Konzept austauschen wollte. Die Chefs der Kommune steckten bis über beide Ohren in ihrer täglichen Arbeit und fanden deshalb nur selten Zeit, sich mit Lews Theorien zu beschäftigen. Als ob irgendeine Idee etwas ändern würde, schoss es Artur durch den Kopf. Die Menschen verwahrlosen; dieser Prozess lässt sich erst stoppen, wenn die Bevölkerung wieder auf normalem Weg wächst. »Also, bei meinem Konzept gehe ich davon aus, dass der Rückgang unserer Bevölkerung von gewissen … wie soll ich das sagen …? Nimm besser die Kerze, hier ist es stockfinster … Du bist doch ein belesener Mann, oder?! Ach, was für eine dumme Frage! Bis zum Großen Tod haben alle Menschen viel gelesen … Mit dem Großen Tod meinen wir das Jahr 2026. Doch zurück zu meiner Theorie! Die meisten aller sogenannten Wunder haben sich in unvordenklichen, ja in biblischen Zeiten zugetragen. Gerade deshalb sollten wir uns vielleicht einmal die nationalen Märchentraditionen genauer ansehen. Die russischen Magier und Hexer haben ein sorgenfreies Leben geführt, solange in der Alten Rus nicht mehr als zehn Millionen Menschen lebten. Doch lässt sich das auch für die slawischen Drachen, Kikimoras, Waldgeister und andere Teufel sagen? Ich will mich nicht auf etwas versteifen, aber das, was sich hier in den letzten zehn Jahren zugetragen hat … Bring mir bitte die Kerze! So, jetzt werde ich uns gleich ein Feuerchen anzünden …«
    »Und was ist hier seit zehn Jahren im Schwange?«, fragte Artur, während er sich im Raum umsah.
    Lew hatte in der Tat einen großen Teil der Öffentlichen Bibliothek zusammengetragen. An den Wänden standen Bücherregale, die Mitte des Saals war einem mannshohen Globus vorbehalten. Auf ihm schlief eine kräftige Fledermaus, die sich mit den Pfoten in ihm verkrallt hatte.
    »Möglicherweise gar nichts«, antwortete Lew, während er sich vor den Marmorkamin hockte und hinter dem Ohr eines Cupidos einen Holzspan zum Entzünden des Feuers hervorzog. »Ich meine, vielleicht hat es all das ja auch schon früher gegeben, nur ist es damals niemandem aufgefallen. Auszuschließen ist das nicht. Dennoch vermute ich, dass wir an der Schwelle einer neuen Ära stehen. Der Ära, in der ein alternativer Verstand wiederauflebt. Oder auch alternative Lebensformen ohne jeden Verstand. Nach meinem Dafürhalten bricht sich das einstige Vakuum wieder Bahn, obsiegt die Aggression der Menschheit auf diesem Planeten erneut. Dieses Vakuum nun begehrt danach, sich auszufüllen … Verstehst du, worauf ich hinauswill? Wenn wir von der Lage hier in Petersburg ausgehen, haben nur wenige Menschen auf diesem Planeten die Katastrophe überlebt. Gegenwärtig zählen wir in Piter nicht mehr als vierzigtausend Menschen. Sie gehören sechs großen Kommunen und drei Dutzend kleinen Banden an. Einzelpersonen sind nämlich dem Untergang geweiht. Und soweit uns bekannt ist, sieht es in anderen großen Städten ähnlich aus. Wir leiden an einem Mangel an gesunden, gebärfähigen Frauen, die Jugend kann weder lesen noch schreiben, Kinder werden im Alter von zwölf Jahren zur Arbeit gezwungen. Von diesen Verhältnissen ist es nur ein kleiner Schritt zum Aberglauben … Siehst du dieses Tier hier? Das ist ein Fleder!« Lew schnippte vor der Nase einer Fledermaus mit den Fingern.
    Das Tier spannte die Flügel, hob seinen kleinen Kopf und sprang geschickt auf den Unterarm,

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