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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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(9)
    DIE KARAWANE
    Es war eine höchst beeindruckende Karawane, die da nach Moskau aufbrechen sollte. So ausgestorben der Palastplatz in der Nacht noch dagelegen hatte – heute Morgen tobte hier das Gewusel eines Bauernmarkts. Räder ratterten, Eisen klirrte, hier lachte jemand, dort bellte ein Hund, vielstimmige Lieder verschmolzen zu einem ohrenbetäubenden, aufgeregten Chor. Die Museumsleute verfügten zwar über einige einsatzbereite Zugmaschinen und auch – dank der Erdölarbeiter – über einen ausreichenden Vorrat an Dieselöl, die maroden Straßen bewältigten jedoch nur Pferdefuhrwerke und schwere Traktoren.
    An der Spitze fuhr gewöhnlich der von vier Pferden gezogene Panzerwagen, den Artur bereits gestern Abend gesehen hatte. Den Tieren hatte man zum Schutz Decken übergelegt, der Panzerwagen war mit zwei Maschinengewehren und der Schnellfeuerkanone eines Küstenboots ausgestattet. Ihm folgte ein Traktor, ein Kirowez, der mit seiner Schaufel notfalls Hindernisse aus dem Weg räumen sollte. Hinter der Fahrerkabine hatte man einen drehbaren Schützensitz geschaffen. Die eigentliche Karawane bildeten achtzehn mit Metall verkleidete Waggons, die auf mehrachsige Anhänger montiert waren. Die Räder waren extrem breit und mit einer Art Spikes versehen, die jedes Schlagloch meistern würden. Vor die Anhänger waren je vier Zugpferde gespannt. Für lahme Pferde und das Futter hatte man einen eigenen Waggon reserviert. Dann kam die Schlafkutsche für die Passagiere und ein Vehikel, in dem die Wachen bei Schichtwechsel ausruhten. Am Schluss des Zugs wartete ein weiterer Traktor, der einen noch einigermaßen intakten Lkw, einen Ural, mit Anhänger zog. Im Lkw befand sich eine leichte Flak, auf dem Anhänger stand eine Kanone, die früher zu einem U-Boot gehört hatte. Die Hafenarbeiter hatten sie im Tausch für das heißbegehrte Penicillin bereitgestellt. Auf dem Dach jedes Gefährts hielt ein MG -Schütze Wache, zusätzlich ritten zwei Dutzend Soldaten mit Gewehren neben der Karawane her.
    Kowal musterte die kleine Armee in wortloser Verblüffung. Was für ein Irrsinn musste im Land herrschen, wenn jemand mit einer derart martialischen Karawane aufbrach? Oder besaßen diese Wilden in den Wäldern der Waldaihöhen etwa ein Panzerkorps? Als wollten sie seine unausgesprochene Frage beantworten, schleppten gerade vier Soldaten Granatwerfer an ihm vorbei, während zwei weitere einen Karren mit Granaten hinter sich herzogen. Um die Karawane schwirrten mindestens hundert Leute herum. Ladearbeiter hatten eine Kette gebildet und reichten Beutel mit Stoffen und Bündel von Stiefelpaaren zu den Waggons durch, andere rollten Fässer mit gesalzenem Fisch oder Beeren heran, wieder andere luden ganze Stapel von Wolfspelzen und Schweinsleder auf. In mit Stroh gepolsterten Kisten lagen Schnapsflaschen, die auf Tragen vorsichtig zu den Wagen hochgehoben wurden, während man Stahlrohlinge über Flaschenzüge hinaufhievte. In Käfigen tschilpten Zuchtvögel, Hunde zerrten an den Leinen, Pferde wieherten. Endlich sah Artur auch wieder Hunde, die nicht mutiert waren. Die Cowboys hatten sie mitgebracht. Diese kupfergesichtigen Kerle, die fast unter ihrer wilden Mähne verschwanden, stellten der Eremitage zudem die fehlenden Pferde zur Verfügung. Im Gegenzug bot Charly Rokotow dreien von ihnen einen Platz in der Karawane an.
    Von den Müttern abgesehen sollten insgesamt siebzehn Personen als Passagiere mit dem Zug aufbrechen. Vier von ihnen waren Frauen, darunter eine Mitarbeiterin von Mam Rona, die sich in Moskau die neuesten Methoden in der Zahnmedizin aneignen wollte. Dann war da noch dieser zauberkundige Junge, Christoph …
    Auf Befehl von Verteidigungsminister Ruslan eilten jetzt sechs robuste Gardisten aus dem Palast, die unterwegs für die Kiste mit Geld verantwortlich sein würden. Inzwischen war Gold wieder etwas wert, sodass Artur insgeheim einmal mehr der Voraussicht der vor langer Zeit verschiedenen Mam Xenia, Friede ihrer Asche, Beifall spendete, dass sie ihre Kommune in der Eremitage aufgebaut hatte. Der Bürgermeister hatte zwar Goldstücke im Münzhof prägen lassen – doch die Vorräte im Winterpalast sicherten den Museumsleuten auf Jahrzehnte hinaus genügend harte Währung.
    Ruslan erfüllte seine Pflichten in geradezu vorbildlicher Weise. Trotz des Gedränges und des immer stärker anwachsenden Zustroms von Menschen herrschte auf dem Palastplatz selbst perfekte Ordnung. Soldaten mit Hunden und

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