Daemmerung der Leidenschaft
abgewiesen, stimmt's? So weit ich mich erinnere, hat es nur ein paar Sekunden gedauert, bevor meine Zunge mit deiner spielte.«
Roanna stieß ein genüßliches kleines »Mmmm« aus, vielleicht weil sie an jenen Tag dachte, wahrscheinlich aber wegen dem, was er im Moment mit ihr machte. Er war jetzt so erregt, daß er nicht mehr warten wollte; und sie ebensowenig, wie es schien. Er streichelte ihren Hintern, strich mit den Fingerspitzen durch ihre Spalte bis an den Punkt, an dem sie miteinander vereinigt waren. Sanft rieb er sie dort und spürte, wie straff sich ihr weiches Fleisch um ihn dehnen mußte. Wimmernd bäumte sie sich auf und schmolz dahin. Auch er brauchte nur noch zwei Stöße, um es ihr gleichzutun, und zusammen erreichten sie den Höhepunkt.
Lange Zeit später löste er sich schwitzend und keuchend aus ihren Armen und erhob sich. »Wir müssen aufhören, bevor jemand nach uns sucht«, brummte er. Rasch schlüpfte er in seine Sachen. Seine schwarze Smokinghose und das weiße Hemd waren völlig zerknittert. Er beugte sich zu ihr hinab und küßte sie. »Heute abend komme ich wieder.« Nach einem zweiten Kuß richtete er sich auf, zwinkerte ihr zu und schlenderte lässig auf den Balkon hinaus, als ob es die selbstverständlichste Sache von der Welt wäre, um acht Uhr morgens merkwürdig bekleidet aus ihrem Zimmer zu spazieren. Sie wußte nicht, ob ihn jemand gesehen hatte, denn gleich darauf sprang sie ebenfalls aus dem Bett, raffte ihr Nachthemd an sich und eilte ins Bad.
Innerlich bebte sie vor Erregung und Glück, als sie unter die Dusche trat. Ihre Haut war so sensibilisiert von ihrem Liebesspiel, daß sich selbst das Duschen erotisch anfühlte. Sie konnte die blanke, ungehemmte Sexualität der letzten Nacht kaum fassen, aber ihr Körper strotzte vor Leben.
Ihre Hände glitten über den nassen Bauch. Könnte sie wirclich schwanger sein? Nogales war jetzt drei Wochen her. Sie fühlte sich nicht anders als sonst, glaubte sie zumindest; aber sie hatte ja auch kaum Zeit gehabt, sich auf ihren Eisprung zu konzentrieren, bei all der Aufregung der letzten Wochen. Ihre Menstruation kam ohnehin so unregelmäßig, daß sie nie groß auf den Kalender oder darauf achtete, wie sie sich fühlte. Er schien jedoch seltsam sicher zu sein, und sie schloß die Augen, als süße Seligkeit sie zu übermannen drohte.
Sie glühte geradezu, als sie nach unten zum Frühstück kam. Webb saß bereits am Tisch und war schon halb fertig mit seiner üblichen Holzfällerportion. Seine Gabel blieb mitten auf dem Weg zum Mund stehen, als sie hereinkam. Sie sah, daß sein Blick einen Moment lang auf ihrem Gesicht ruhte, um dann über ihren Körper zu gleiten. Heute abend, dachte sie. Heute abend, hat er versprochen. Sie füllte ihren Teller ein wenig mehr als sonst und schaffte es auch, fast alles aufzuessen.
Es war Samstag, dennoch gab es jede Menge Arbeit. Webb war bereits im Büro verschwunden und Roanna hielt sich noch bei einer zweiten Tasse Kaffee auf, als Gloria erschien. »Lucinda geht es gar nicht gut«, sagte sie ängstlich, während sie sich mit Rührei bediente. »Letzte Nacht war einfach zu anstrengend für sie.«
»Sie wollte es nicht anders«, sagte Roanna. »Es lag ihr sehr am Herzen.«
Gloria blickte auf. Sie hatte Tränen in den Augen. Ihr Kinn zitterte ein wenig, bevor sie sich wieder faßte. »Trotzdem hat sie sich übernommen«, jammerte sie. »All die Aufregung, bloß wegen einer Party«.
Aber Gloria wußte ebenso wie die anderen, daß dies Lucindas letztes Fest gewesen war, und natürlich hatte sie es für alle unvergeßlich machen wollen. Es sollte ihre Wiedergutmachung sein für das Unrecht, das sie Webb vor zehn Jahren angetan hatte.
Lucinda stemmte sich mit schierer Willenskraft gegen ihren Verfall, denn es gab bis dahin noch so viel zu erledigen. Das war jetzt geschehen, und nun hatte sie keinen Grund mehr zu kämpfen. Der Schneeball war ins Rollen geraten und würde immer schneller werden, bis er sein unvermeidliches Ziel erreichte. Aus langen, ausführlichen Gesprächen wußte Roanna, daß Lucinda es so wollte– aber es war nicht leicht, die alte Dame, die so lange das Bollwerk der Familie gebildet hatte, loszulassen.
Booley Watts rief Webb am Nachmittag an. »Carl hat mir erzählt, was passiert ist«, meinte er. »Verdammt interessant.«
»Danke«, erwiderte Webb trocken.
Booley gluckste und mußte husten. »Carl und ich, wir haben uns die Leute gestern abend ganz genau angesehen; aber uns
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