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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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nicht sagen.«
    Die Stimmen wurden lauter und deutlicher, als sich das Paar der Stelle näherte, an der das Mikrofon stand. Brogan hatte Recht; eine Stimme gehörte einem Mann, die zweite einer Frau – offensichtlich Kenneth und seine ermordete Freundin. Jefferson lauschte ihrer Unterhaltung. Kenneth Lyerman erzählte eine Geschichte, und Jefferson stellte sich vor, wie die junge Frau ihm gespannt lauschte. Er hörte, wie eine Flasche geöffnet wurde, dann das Klimpern von Gläsern. Die Weinflasche fiel ihm ein, die sie auf dem Rand des Whirlpools gefunden hatten.
    Brogan streckte die Hand nach dem Kassettenrecorder aus und drückte auf die Vorlauftaste. Das Band spulte surrend weiter. Dann drückte er wieder auf PLAY . Die junge Frau lachte, und dann folgte das unverwechselbare Geräusch von Küssen, gefolgt von weiterem Lachen, diesmal von Kenneth. Brogan drückte erneut die Vorlauftaste.
    »Offenbar haben sie Spaß miteinander gehabt«, sagte Jefferson.
    Brogan nickte und drückte auf PLAY . Diesmal war kein Lachen zu hören; stattdessen schrie jemand. Jefferson schloss die Augen und lauschte dem Schrei, der wieder und wieder übers Dach hallte. Er hörte ein weiteres Geräusch, einen wilden, reißenden Laut, wie eine Machete, die durch Fleisch drang. Dann weitere Schreie und das Brüllen eines Mannes. Brogan rieb sich die Schläfen, während er lauschte.
    Dann kam ein neuer Laut, der die Schreie übertönte. Eine schwere, rasselnde Stimme, die rasch die Worte »Mea est ultio!« ausstieß.
    Abrupt endete die Aufzeichnung.
    »O Mann!«, ächzte Brogan und rieb sich über den Hinterkopf.
    »Hast du den letzten Teil verstanden?«, fragte Jefferson. »Was hat die Stimme gesagt?«
    Brogan schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Es klang wie Latein.«
    »Ja. Wir sollten uns jemand besorgen, der sich mit Sprachen auskennt. Aber jetzt liegt alles im Bett. Wir hinterlassen ihnen Nachrichten und sehen zu, dass wir morgen eine Übersetzung kriegen. Wir könnten auch McKenna fragen – sie beherrscht Latein.«
    »Woher weißt du das nun schon wieder?«
    »Ich weiß es, vertrau mir …«
    »In Ordnung«, sagte Brogan grinsend und griff nach dem Telefon.
    Jefferson lehnte sich im Stuhl zurück und streckte sich. Er drehte sich zu dem Red-Sox-Plastikeimer um und beobachtete, wie die Tropfen fielen. Er gähnte, schloss die Augen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Mit geschlossenen Augen hörte er, wie Brogan die Schachtel erneut öffnete und sich ein weiteres Eclair herausnahm.
    »Diese Dinger sind reines Gift für meine neue Diät«, sagte er.
    Jefferson lauschte dem rhythmischen Plätschern der Wassertropfen, die in den Eimer fielen, konzentrierte sich auf das Geräusch und spürte, wie er sich langsam entspannte. Brogan redete irgendwas von Abtrainieren im Fitnessstudio. Jefferson spürte, wie er allmählich einnickte. Er kämpfte gegen den Schlaf und öffnete die Augen.
    Das Wasser im Eimer war blutrot.
    »Was, zur Hölle …«, ächzte er und beugte sich vor. Er streckte die Hand über den Eimer aus und wartete, bis der nächste Tropfen kam. Ein roter Spritzer explodierte in seiner Handfläche, als der Tropfen platzte. Er wischte sich die Hand ab. Blut tropfte an den Seiten des kleinen Eimers herab und lief über die Zeichnung des Baseballspielers an der Seite.
    Jefferson überlegte einen Augenblick, ob er eingeschlafen und dies ein Albtraum war. Dann blickte er auf und sah sich um, versuchte sich zu orientieren. Alles sah so aus wie vorher; der Regen trommelte noch immer gegen die Scheiben, und der Deckenventilator drehte sich langsam. Dann erblickte er Brogan.
    Sein Partner starrte in die Konditorschachtel aus Pappkarton, die Richard Lee hatte vorbeibringen lassen. Seine Hand war auf halbem Weg zum Mund erstarrt, wo sie noch immer ein zur Hälfte gegessenes Eclair hielt. Aus Brogans Mund kam ein überraschtes Schnaufen. Seine Augen wurden groß und rund, und seine Lippen verzerrten sich.
    »Mein Gott«, murmelte er und starrte unverwandt in die Pappschachtel. Seine Hand wurde unwillkürlich schlaff, und das Eclair fiel aus seinen kraftlosen Fingern.
    Er nahm eine Serviette vom Schreibtisch und griff damit in die Schachtel, um etwas herauszunehmen. Das Ding in der Serviette war gelblich, klein und blutverschmiert. Es dauerte einen Augenblick, bis Jefferson begriff, was Brogan dort hielt.
    Einen menschlichen Finger.
    Brogan warf den Finger zurück in die Schachtel, als hätte er sich verbrannt, dann wischte er sich

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