Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
die Hand am Hemd ab und ächzte voll Abscheu.
    Jefferson warf einen Blick zu dem kleinen Eimer. Das Wasser war immer noch rot, und es färbte sich mit jedem Tropfen von der Decke intensiver. Der Eimer war randvoll und drohte überzulaufen.
    Brogan starrte nun ebenfalls auf den Eimer. »Was ist hier eigentlich los?«, flüsterte er.
    Jefferson sah ihn geistesabwesend an, bevor es ihm dämmerte und er mit den Fingern schnippte. »Das Dach! Das Wasser kommt vom Dach, also muss dort oben irgendetwas sein!«
    Sie starrten beide zur Decke. Ein roter Fleck aus geronnenem Blut hatte sich dort gebildet und schimmerte feucht im Licht der Leuchtstoffröhren.
    Das Radio, das die ganze Zeit irgendwo im Revier gespielt hatte, verstummte abrupt. Jefferson legte den Kopf zur Seite, als er das Geräusch von oben hörte. Es klang, als würde jemand einen Sack Mehl übers Dach schleifen. Das Geräusch verstummte, dann folgte ein lang gezogenes Kratzen, wie von einer Metallklinge auf einer Kreidetafel. Dann erneut Stille.
    Langsam nahm Jefferson seine Beretta aus dem Schulterhalfter und zog den Schlitten zurück. Die erste Patrone glitt mit leisem Klicken in die Kammer. Brogan tat das Gleiche mit seiner 38er, die er am ausgestreckten Arm vor sich hielt.
    Jefferson deutete auf sich und Brogan und dann aufs Dach hinauf. Brogan nickte, und lautlos bewegten sich die beiden Männer an den Schreibtischen mit den heruntergefahrenen Computern der Mordkommission vorbei nach draußen in den Gang. Jefferson schob sich an einem Mülleimer vorbei, der voll war mit Löschpapier und leeren Verpackungen von Schokoriegeln.
    Auf dem Weg zur Treppe, die aufs Dach führte, zog Jefferson seine Uhr aus und schob sie in die Tasche. Dann drehte er sein Funkgerät leise. Brogan folgte seinem Beispiel. Er hielt die Waffe nach unten gerichtet, den Zeigefinger leicht um den Abzug gekrümmt. Die Wände des Treppenhauses lagen dunkel vor ihm, nass von kondensierter Luftfeuchtigkeit. Jefferson streifte mit dem nackten Arm die kalte Oberfläche und erschauerte. Auf den Treppenstufen lagen vereinzelt ausgetretene Zigarettenstummel von Beamten, die gegen das Rauchverbot im Revier verstoßen hatten.
    Sie erreichten den obersten Treppenabsatz und standen vor einer schwarzen Metalltür, deren Farbe bereits an verschiedenen Stellen abblätterte, sodass das blanke Eisen darunter hervorschimmerte. Zwei Bolzen am oberen und unteren Ende des Rahmens sicherten die Tür. Zu Jeffersons Überraschung glitt der Riegel ohne Probleme zurück, als hätte jemand ihn kürzlich geölt.
    Der zweite, untere Riegel klemmte ein wenig, sodass Jefferson den Fuß benutzte, um ihn zurückzuschieben. Er zog die Tür auf, und die metallenen Angeln quietschten protestierend. Regen prasselte durch den offenen Spalt herein.
    Jefferson kniff die Augen gegen das Wasser zusammen. Sobald er nach draußen trat, zerrte der Wind an seiner Kleidung. Brogan folgte ihm, und dann standen sie nebeneinander und spähten hinaus in die trübe Dunkelheit. Das Dach war mit Kies bedeckt, und in regelmäßigen Abständen standen Ventilationsschächte. Ihre silbernen Kuppeln ragten aus dem flachen Boden und schimmerten nass im Licht der Straßenlaternen. Jeffersons Kleidung saugte sich voll und wurde schwer vom kühlen Regen.
    Er spürte eine Berührung an der Brust. Brogan deutete zu einem der zentralen Klimageräte, einem großen Metallklotz mit drei langsam drehenden Ventilatoren. Jefferson nickte und setzte sich in Bewegung. Seine Schuhe knirschten leise auf dem Kies. Brogan trennte sich von ihm und ging vorsichtig zur anderen Seite der Klimaanlage. Ringsum schimmerten und funkelten die Lichter der Stadt wie fluoreszierende Algen in dunklem Meerwasser. Unten erblickte Jefferson einen Wagen, der durch die St. Mark’s Street fuhr und am gelben Blinklicht über der Kreuzung kurz hielt, bevor er auf den Parkplatz steuerte. Einen Augenblick später erloschen die Scheinwerfer.
    Er drehte sich wieder zum Dach um. Brogan war hinter der Klimaanlage verschwunden. Vor Jefferson befanden sich weitere Lüftungsschächte und ein großer elektrischer Kasten, aus dem es laut summte. Dahinter lag der Rand des Daches, ein dunkler Schatten vor dem helleren Himmel. Drei Pistolenschüsse krachten in rascher Folge.
    Jefferson rannte los, wischte sich mit der Hand den Regen aus dem Gesicht und sah vor sich eine Bewegung auf dem Dach. Jemand rannte davon. Die Gestalt war kaum mehr als ein undeutlicher Schatten, klein und verkrümmt, fast

Weitere Kostenlose Bücher