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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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ergreifen, sind die anderen frei und können umherwandern, um ihre eigenen Reinkarnierten zu finden.«
    »Also, ich brauche jetzt ein Bier«, sagte Brogan. »Haben Sie eins?«
    »Im Kühlschrank«, sagte McKenna.
    Brogan stemmte sich aus dem Korbstuhl und streckte sich, und seine Halswirbel knackten vernehmlich in dem stillen Zimmer. Er wandte sich langsam um. Die Schnittwunden in seiner Brust behinderten ihn sichtlich. Er ging in die Küche, und Jefferson hörte, wie er den Kühlschrank öffnete.
    McKenna lehnte sich zu Jefferson herüber und strich sich eine Strähne aus der Stirn.
    »Ich glaube, das Manuskript ist unvollständig«, sagte sie.
    »Was meinst du damit?«
    »Dass Seiten fehlen. Es müsste mehr Einzelheiten geben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Einige frühe Teile des Manuskripts deuten eine Möglichkeit an, die Dämonen zu töten, doch dann endet das Kapitel plötzlich. Zu plötzlich«, sagte McKenna.
    »Willst du damit sagen, dass die Übersetzung nicht beendet wurde oder dass jemand den Rest des Manuskripts gestohlen hat?«
    »Ich weiß es nicht. Aber es gibt noch mehr, das mich nachdenklich macht. Warum glaubst du, geht der Dämon von der Galla in Boston um und tötet scheinbar wahllos Menschen? Ich glaube, dass er nach der Reinkarnation Sidinas sucht, damit er einen menschlichen Körper auf Dauer in Besitz nehmen kann.«
    »Den reinkarnierten Körper von Sidina?«
    McKenna zuckte die Schultern. »Ich denke schon. Der letzte Teil des Manuskripts fehlt, deswegen kann ich es nicht mit Sicherheit sagen. Doch nach dem, was ich zu erkennen glaube, sucht der Dämon nach einer ganz speziellen Person. Diese Bestie läuft nicht einfach wahllos umher und mordet.«
    »Und was tut sie deiner Meinung nach?«
    »Sie jagt.«
    Und Boston war ihr Jagdrevier. Falls das zutraf, gab es in der Gegend von Boston irgendetwas, das der Dämon suchte. Etwas, das er bisher noch nicht gefunden hatte. Wenn es ihnen gelang, das Gesuchte eher zu finden als der Kreatur, konnten sie den Dämon erwarten und hatten damit einen immensen Vorteil …
    »Was habe ich verpasst?«, fragte Brogan. Er stand in der Tür zur Küche, eine Flasche Rolling Rock in der Hand.
    »Komm, fahren wir«, sagte Jefferson. »Das Verbrechen wartet.«
    Brogan seufzte. »Also schön, Partner, ich gehe den Wagen holen. Wir treffen uns vor dem Haus.« Er wandte sich mit der Bierflasche in der Hand um. Jefferson hörte, wie die Wohnungstür geöffnet und geschlossen wurde, und die Schritte des schweren Mannes entfernten sich langsam.
    »Sei vorsichtig«, sagte McKenna.
    »Bin ich doch immer.«
    »Ich meine es ernst. Sei bitte vorsichtig. Ohne das letzte Kapitel des Manuskripts wissen wir nicht, wie wir den Dämon besiegen können. Und wir wissen auch nicht, wonach er sucht. Wir wissen bisher nur, wozu er imstande ist, und das sind üble Dinge …«
    »Ich weiß. Ich habe es selbst gesehen.«
    »Ich habe Angst.«
    Ich auch, dachte Jefferson, doch er schwieg.
    »Ich möchte, dass du die Beine in die Hand nimmst und rennst, falls du diesem Ding begegnest«, sagte McKenna. »So lange, bis wir wissen, wie wir es aufhalten können. Lass dich auf nichts ein, ja? Das ist keine Kneipenschlägerei.«
    »Ich war nie ein Freund von Kneipenschlägereien.«
    McKenna streckte die Hand nach ihm aus und streichelte seine Wange. »Ich habe dich sehr gern. Ich möchte nicht sehen, wie du verletzt wirst oder …« Sie verstummte.
    Der Satz hing unvollendet in der Luft. Beide wussten, was sie hatte sagen wollen.
    »Versprich mir, dass du vorsichtig bist.«
    »Ich verspreche es«, sagte Jefferson, nahm sie in die Arme und küsste sie. Ihr Mund war warm und schmeckte nach Orangenaroma.
    Draußen auf der Straße ertönte eine Hupe, laut und beharrlich.
    Brogan, der Romantiker.
    »Ich muss los«, sagte Jefferson.
    »Ich weiß.« Sie hielt kurz inne. »Wenn du es siehst, lauf weg. Denk nicht nach, lauf einfach weg.«
    Weglaufen …

Wenn dieses Ding das Aussehen fast jedes Menschen annehmen konnte, bestand das Problem nicht im Weglaufen selbst, sondern darin, zu erkennen, vor wem man weglaufen musste.
    Brogan saß mit laufendem Motor in dem großen braunen Crown Vic an der Straßenecke und wartete. Aus dem Radio erklang Steve Miller. Der Crown Vic war der Panzer der automobilen Welt, und Brogan hielt seinen Wagen makellos in Schuss. Boden und Rücksitze waren perfekt gestaubsaugt, und auf den Polstern waren die Spuren des Dampfreinigers zu sehen wie Pflugspuren in frischer Erde. Brogan

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