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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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weiterzulaufen.
    Nachdenklich und stumm durchquerten sie Innenhöfe und überdachte Gässchen – immer auf der Hut vor Wachen und Punchinellos. Doch sie begegneten niemandem, das Schloss schien völlig verlassen. Lee gefiel das gar nicht.
    »Hier ist irgendwas faul«, murmelte er. »Wir hätten längst auf jemanden treffen sollen. Wo stecken die alle?«
    Charm hörte nicht zu. Durch den nächsten Torbogen erhaschte sie einen Blick auf Leinenhemden und wollene Kniebundhosen an feinen Seilen, die man von Wand zu Wand gespannt hatte. Hier waren sie richtig.
    Mit klopfendem Herzen eilte sie weiter und duckte sich unter mehreren Reihen tropfender Wäsche hindurch. Dann erblickte Charm inmitten der träge flatternden Kleidungsstücke eine plumpe Gestalt, die sich über einen großen Korb beugte, um die letzten feuchten Wäscheteile herauszunehmen.
    Die Frau trug mehrere lange Röcke und darüber eine breite Schürze. Die Ärmel hatte sie über die geröteten Ellbogen gekrempelt. Müde klemmte sie das letzte Stück an die Leine.
    Als Lee Charm einholte, flüsterte er: »Ist sie das?«
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern, sie wusste es selbst nicht. Auf dem Kopf der Frau saß ein Ritterhelm, dessen Visier heruntergeklappt war.
    Unter diesem außergewöhnlichen Kopfschmuck stimmte die Frau ein trällerndes Liedchen an, hob den Korb hoch und trottete damit ins nächste Gebäude.
    »Hinterher mit dir«, meinte Lee. »Aber sobald es nach Ärger riecht, hauen wir sofort ab und kehren ins Lager zurück, okay?«
    »Hat man dich eigentlich auf Wiederholung gestellt?«, fragte Charm.
    Sie huschten unter der Wäsche vorbei zu der Tür, hinter der die Waschfrau verschwunden war.
    »Ha!«, sagte die Wäscherin, zog den Helm vom Kopf und stellte ihn ab. »Wollen wir doch mal sehen, wie mir Haxxentrots Blutkrähen die Nase abhacken, solange ich diesen Schutz trage! Wirklich zu liebenswürdig von Sir Darksilver, mir einen seiner alten Helme zu leihen. In Zukunft werde ich mit seiner Wäsche extrasorgfältig umgehen, nur die beste Stärke für sein Leinen.« Sie ließ sich in den Schaukelstuhl nahe dem Kamin nieder und blickte sich in der Wäscherei um, wie jemand, der mit seinem Tagewerk mehr als zufrieden ist. Noch war die Arbeit nicht ganz getan, aber sie hatte das Gefühl, sich zumindest eine kleine Pause verdient zu haben. Die Kessel auf den Feuern dampften schon und warteten auf die nächste Ladung schmutziger Kleidung, doch erst einmal schlüpfte die Waschfrau aus ihren Holzpantoffeln und massierte sich die wunden Füße. Dann untersuchte sie ihre rissigen roten Hände und pustete darauf.
    »Ist sie das?«, murmelte Lee in Charms Ohr, als sie in die Waschküche spähten.
    Charm schüttele den Kopf. »Nein, das ist nicht meine Ma«, antwortete sie zutiefst enttäuscht.
    »Dann geh hin und frag, wo sie steckt.« Er versetzte ihr einen leichten Schubs und ging sicher, dass seine Kapuze sein Gesicht verdeckte, bevor er Charm nach drinnen folgte.
    »Entschuldigung«, setzte Charm an.
    Die Waschfrau blickte von ihren geschundenen Fingern auf und erhob sich aus dem Stuhl. »Was kann ich für Euch tun, Kind? Ist Euch das Turnier schon zu lang geworden? Ich verstehe ohnehin nicht, wozu das gut sein soll, es gewinnt ja doch jedes Mal der Kreuzbube mit seinem Wunderpferd. Ich für meinen Teil hatte noch nie viel für Turniere übrig – vermutlich, weil ich schon immer wusste, wie viel Arbeit sie Leuten wie mir machen. All die blutverschmierten Tuniken und Unterhemden landen in meinen Kesseln. Bringt sie sofort her, sage ich den Knappen. Aber die dummen Burschen hören nie auf mich, also muss ich die Wäsche immer erst eine Woche lang in Salzwasser einweichen und danach ordentlich durchklopfen, damit die Flecken rausgehen. Wie das meinen armen Händen zu schaffen macht! Und überdies habe ich keine Heinzelmännchen, die für mich die Arbeit tun. So ein Jammer!« Erwartungsvoll blickte sie Charm an und beäugte dann neugierig die Gestalt, die hinter dem Mädchen eingetreten war. Das Gesicht war nicht zu sehen und die Hände hatte der Fremde in den Taschen vergraben.
    »Ich bin auf der Suche nach der Witwe Tallowax«, brachte das Mädchen zögerlich heraus.
    Die fragenden Züge der Frau hellten sich auf. »Dann seid Ihr am Ziel Eurer Suche! Ihr habt sie gefunden – eine bescheidene Matrone, von gutem Wesen. Geht es um ein bekleckertes Gewand oder eine beschmutzte Bruche? Ich kann jede Sünde auskochen, hübsches Kind.«
    Charm starrte sie an

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