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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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und all die Sprachen, die er ohne Akzent beherrschte? Warum hatte sie ihm dann nicht von seinen Eltern und ihrer unglücklichen Liebe zueinander erzählt? Oder hatte er von seiner Herkunft gewusst, das Wissen darum jedoch mit niemandem geteilt? Nicht mal mit seinem besten Freund? Mit seinem …
    Matt’n war Adrians jüngerer Bruder!
    O hne ein Wort zu wechseln, gingen die beiden Frauen den holprigen Weg von dem kleinen Cottage der Alten zurück zum Herrenhaus des Grafen. Erst als sie auf die Allee einbogen, die den Hügel bergan und am Pförtnerhäuschen vorbei führte, räusperte sich Máire und brach die andächtige Stille.
    „ Is maith fite an scéal é . Eine rührende Geschichte, die uns diese Märchentante erzählt hat, findest du nicht auch?“
    „I ch habe geglaubt, sie wäre wahr!“, stieß Suse verwundert hervor. Sie hatte, noch völlig in ihren Gedanken versunken, den lauernden Unterton in Máires Stimme überhört. „Na ja. Es könnte zumindest so gewesen sein“, Suse lachte unsicher auf, „oder so ähnlich. Mal abgesehen von den Meerjungfrauen mit roten Pudelmützen oder Deirdres … Geist.“
    „Könnte sein. Tá me ag déanamh go bfhuil an ceart agat .“
    „ Zumindest erklärt diese Geschichte die Eiseskälte, die Matthias’ Vater seinem Sohn gegenüber an den Tag legte. Diese Verbitterung und Härte. Er hat es nicht anders bei seinen Eltern gesehen. Leute-Leute, das hört sich reichlich antiquiert an, regelrecht vorsintflutlich, dass junge Menschen von ihren Eltern zu einer Ehe gezwungen werden! Da können wir von Glück sagen, keine hochwohlgeborenen Herrschaften zu sein.“
    Sie blieb stehen und wandte sich zu Máire um. „Weißt du, an welchem See das passiert ist? Ich habe hier lediglich ein paar Fischteiche gesehen.“
    „Den großen See gibt es nicht mehr. Seine Lordschaft ließ ihn zuschütten , nachdem der Zulauf umgeleitet worden war. Die Leute im Dorf erzählen sich, er habe nach dieser Tragödie eigenhändig Steine geschleppt und Kies geschaufelt, unermüdlich, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, einige Tage lang, kaum dass er sich eine Ruhepause oder die Zeit für eine Mahlzeit gönnte, bis er schließlich völlig entkräftet zusammenbrach und eine Nacht reglos im Schnee am Ufer lag und seinen Verlust beweinte. Danach wurde er ganz still und sprach auch später nur noch das Nötigste. All seine Liebe und seinen Hass, seine Hoffnungen und Träume hat er damals gemeinsam mit Deirdre in dem See begraben.“
    „Wie Matthias. Auch er hat keine Träume. Behauptet er zumindest“, murmelte Suse in Gedanken verloren. „Er will sich keine trügerischen Hoffnungen auf ein Leben voll Glück machen, niemanden lieben. Als hätte er es nicht verdient , glücklich zu sein.“
    Obwohl Máire sie verstanden hatte, antwortete sie nichts darauf.
    „Wo … Geht Matt’n manchmal zu ihnen? Auf den Friedhof?“
    „ Ein Stück abseits von dem alten Ogham-Stein liegen ihre Gräber dicht beieinander. Oben auf dem Hügel.“ Máire deutete auf die Anhöhe von Sean Garraí. „Nóirín wollte es so, denn es gab keinen Neid, kein böses Blut zwischen den beiden Frauen, die ein ähnliches Schicksal vereinte.“
    „War Deirdres Tod ein Unfall?“
    „Das weiß niemand zu sagen. Die Untersuchung der Gardaí hat nichts Gegenteiliges ergeben.“
    „Weiß Matthias davon? Kennt er diese Geschichte um den Tod seiner Mutter? Die Geschichte seiner Eltern? Weiß er überhaupt irgendetwas von seinem Vater?“
    „Er hat es nicht wissen wollen, hat nie danach gefragt. Jedes Mal, wenn ich dennoch davon anfing, hat er mich einfach stehen lassen.“
    „ Ich finde es jammerschade, dass er sich mit seinem Vater nicht aussöhnen wollte. Wenn ihm jemand diese Geschichte erzählen würde, könnte er seinem Vater vielleicht verzeihen. Selbst wenn er es ihm nicht mehr persönlich sagen kann, wäre es gut für Matthias’ Seelenfrieden, endlich reinen Tisch zu machen.“
    „Ich war bemüht , die Erinnerung an seine Mutter in ihm wachzuhalten, genauso wie ich immer und immer wieder versucht habe, diese beiden Sturköpfe von Männern zusammenzubringen. Vergebens, wie ich jetzt weiß. Sie sind sich so ähnlich. Und jeden Tag bete ich, dass Matty die Fehler seines Vaters nicht wiederholt.“
     
    „ Merrow … Merrow “, murmelte Suse vor sich hin. Ihre Augen folgten dem Zeigefinger, der im „Handbuch der irischen Elfen“ von Bob Curran über die Seite mit dem Inhaltsverzeichnis glitt.
    „Na, wer sagt ’s denn!

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