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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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musst dich nicht einigeln, Max, wirklich nicht. Dazu gibt es keinen Grund.«
    Doch, denke ich, doch, den gibt es. Der Grund ist, dass ich dich an mich ziehen und küssen möchte, mit dir in den Laden gehen, in das kleine Zimmer, das einmal unser Geheimversteck war. Mein Zufluchtsort, wo ich mich sicher gefühlt habe und wo ich für ein paar Stunden alles vergessen konnte. Das will ich. Dich dort lieben, Delia, nichts spüren als unsere Nähe zueinander.
    Aber dann stünde sofort wieder die Frage im Raum, ob ich mich von Annika getrennt habe. Ob ich ein verlässlicher fester Freund für Delia sein kann. Ich bin nicht mal zu mir selbst verlässlich. Bin zu feige, meinen Weg als Künstler zu gehen, weil ich es nicht schaffe, meinem Umfeld die Stirn zu bieten.
    Aber immerhin, sie will mich sehen. Ich könnte den Moment genießen, ohne an morgen zu denken. Nur jetzt.
    Â»Ich kann dir jetzt gleich helfen, wenn du willst«, biete ich an und quäle mir ein schiefes Grinsen ab. »Ist ja bestimmt viel liegen geblieben in den letzten Wochen ohne mich.« Vielleicht kommen wir uns wieder näher. Versuchen könnte ich es.
    Aber Delia blickt aus dem Fenster zum Laden hinüber.
    Â»Jetzt …? So schlimm ist es gar nicht, weißt du. Ich muss auch gleich wieder rein. Aber nächste Woche, wenn du Mathe hinter dir hast? Komm doch danach vorbei und erzähl mir, wie es gelaufen ist.«
    Ohne zu antworten, folge ich ihrem Blick. Aus dem Laden tritt ein Mann, größer als ich und älter, ein enges T-Shirt umspannt seine Armmuskeln und die straffe Brust. Mit breitbeinigem Gang schlendert er auf einen der Pflanztische zu und hebt einen Kasten mit Geranien hoch, trägt ihn zum Ausgang. Als er Delia durch die heruntergekurbelte Scheibe sieht, nickt er ihr lächelnd zu. Öliges Haar, denke ich, was für fettiges, öliges Haar er hat, fast wie Bollschweiler. So ein Typ passt noch weniger zu Delia als ich.
    Â»Hilft er dir jetzt?«, frage ich, ohne sie anzusehen.
    Â»Das musst du nicht falsch verstehen«, versichert sie. Ich will nicht wissen, wie weit das geht.
    Â»Ich muss los«, sage ich, spüre Wut in mir hochkochen, unbändige, zitternde Wut. Delia legt ihre Hand auf meine, aber ich ziehe sie weg und starte den Motor. Beim Aussteigen stolpert sie beinahe, weil ich schon anfahre, ehe sie ganz draußen ist.
    Â»Mach keinen Scheiß!«, ruft sie noch, und ich versuche, nicht darüber nachzudenken, ob sie diese Aktion eben meint oder nur mich. Ich trete das Gaspedal bis zum Boden durch. In meinem Rückspiegel schrumpft Delia schnell auf Ameisengröße.
    22.
    Als der Tag gekommen ist, an dem wir die Abiklausur in Mathe schreiben, habe ich keine Angst mehr. Ich frühstücke, packe meine Sachen zusammen, lasse die guten Wünsche meiner Mutter und die Hinweise meines Vaters über mich ergehen. An diesem Morgen fahre ich allein, Natalie und Annika haben wegen unserer Prüfungen frei, an so einem Tag muss es in der Schule ruhig sein. Ich bin froh, mit niemandem reden zu müssen.
    Im Kursraum wird kaum gesprochen, einige Schüler beugen sich noch einmal über ihre Unterlagen, leises Seufzen ist zu hören. Als Bollschweiler hereinkommt, werden die Bücher und Hefte eilig in die Taschen und Rucksäcke zurückgeschoben. Alle setzen sich aufrecht hin, den Blick nach vorn gerichtet wie immer bei diesem Lehrer, der jede Abweichung von ungeteilter Aufmerksamkeit mit abfälligen Bemerkungen und Nichtachtung bestraft.
    Â»Die Regeln und Maßnahmen bei etwaigen Täuschungsversuchen kennen Sie bereits«, äußert Bollschweiler knapp. »Ferner händigen Sie mir bitte umgehend Ihre Mobiltelefone aus, sofern Sie die Dummheit besessen haben, sie heute mit sich zu führen. Die Dauer dieser Klausur beträgt 255 Minuten. Ihre Pausenbrote nehmen Sie bitte nach Möglichkeit geräuschlos während des Schreibens zu sich; Toilettengänge sind nur außerhalb der Pausen gestattet und dürfen fünf Minuten nicht überschreiten. Fragen hierzu?«
    Schweigen. Alle wollen möglichst bald die Aufgaben lesen, um beginnen zu können. Ich merke schon jetzt, dass ich so gut wie nichts verstehe. Fast alle hängen nach wenigen Minuten ihre Köpfe über die Blätter, kurz darauf hört man kaum noch ein Geräusch außer Atmen, gelegentlichem Husten und dem emsigen Kratzen von Kugelschreibern und Füllern auf

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