Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)
und Makkaroni und allem, was in der Küche herumlag und zu verderben drohte. Einmal hätte er schwören können, dass er unter einem Ketchup-Klumpen ein Stück Banane entdeckt hatte – seine Mom glaubte, dass Ketchup alles irgendwie okay machte. Leider stimmte das nicht, sie kochte nicht besonders gut, aber im Moment hätte er gern einen ihrer Hamburger gegessen.
Ich bin so hungrig, dass ich eine ganze Kuh verspeisen könnte
, dachte er. Und in diesem Moment, als wäre sein Stoßgebet erhört worden, wandte er den Blick von einem körnigen Fleck auf dem Rücksitz wieder nach draußen und sah plötzlich zehn oder zwanzig Herefords im Schnee stehen. In der Nähe war eine Scheune, aber kein Wohnhaus, und die Kühe waren zu dumm, um in dem Gebäude Schutz zu suchen, standen herum wie dumme fette Arschlöcher und bliesen Dampf aus den Nasenlöchern. Herefords waren die hässlichsten Kühe überhaupt, riesig, rotbraun, mit weißen, faltigen Gesichtern und rosageränderten Augen. Jersey-Kühe sahen mit ihren großen Rehgesichtern irgendwie nett aus, aber Herefords wirkten prähistorisch, streitlustig, gemein. Diese hier hatten pelzig-dicke Watschelbeine und kurvig-scharfe Hörner, und als Trey anhielt, wurde Ben plötzlich nervös. Etwas Schlimmes würde passieren.
»Wir sind da«, verkündete Trey. Mit abgestellter Heizung saßen sie noch einen Moment im Wagen, und die Kälte begann durch die Ritzen zu kriechen. »Raus mit euch.« Trey griff über Diondra hinweg ins Handschuhfach – wobei er Diondras Babybauch streifte und sie sich seltsam anlächelten –, holte eine Kassette heraus und steckte sie in den Recorder. Hektische Zickzackmusik begann in Bens Gehirn einzudringen.
»Los, Ben«, rief Trey und trat knirschend hinaus in den Schnee. Er klappte den Fahrersitz nach vorn, um Ben aussteigen zu lassen, und Ben stolperte los, verpasste die Schwelle und wäre fast gestürzt, aber Trey hielt ihn fest. »Es ist Zeit für dich, ein paar Dinge zu lernen. Die Macht zu fühlen. Schließlich wirst du bald Vater, Mann.« Trey packte Ben an den Schultern und schüttelte ihn. »Ein richtiger Vater!« Seine Stimme klang relativ freundlich, aber er lächelte nicht. Mit zusammengepressten Lippen starrte er Ben aus rotgeränderten Augen an, die fast blutig wirkten. Erst nachdenklich, dann plötzlich entschlossen. Abrupt ließ er Ben los, krempelte die Manschetten seiner Jeansjacke hoch und ging zum Laderaum des Trucks. Ben versuchte, über den Kühler hinweg mit Diondra Blickkontakt aufzunehmen und ihr zu signalisieren: »Was soll der Scheiß?«, aber sie war damit beschäftigt, eine Tüte unter ihrem Sitz hervorzuzerren, laut stöhnend, die Hand auf dem Bauch, als wäre es schrecklich anstrengend für sie, sich fünfzehn Zentimeter hinunterzubeugen. Langsam kam sie wieder hoch, jetzt mit der Hand im Rücken, und begann in der Tüte zu kramen. Kaugummifolienpäckchen kamen zum Vorschein, und sie nahm drei davon heraus.
»Gib«, sagte Trey nur, steckte zwei von den Päckchen in die Tasche und packte das dritte aus. »Du und Ben, ihr könnt euch eines teilen.«
»Ich will aber nicht teilen«, jammerte Diondra. »Ich fühl mich beschissen, ich brauch ein ganzes.«
Mit einem frustrierten Seufzer warf Trey ihr ein Päckchen hin.
Großer Gott,
murmelte er genervt.
»Was ist das für ein Zeug?«, fragte Ben argwöhnisch. Er spürte ein warmes Rinnsal am Kopf und wusste, dass er wieder blutete. Auch die Kopfschmerzen waren schlimmer geworden und pochten hinter seinem linken Auge, wanderten über den Nacken zur Schulter hinunter, wie eine Infektion, die sich – langsam, aber sicher – in seinem Körper ausbreitete. Als er sich den Nacken rieb, spürte er etwas wie einen verknoteten Gartenschlauch unter der Haut.
»Das ist Devil Rush, Alter, hast du schon mal was davon probiert?« Trey schüttete sich das Pulver auf eine Handfläche, beugte sich darüber wie ein Pferd über ein Stückchen Würfelzucker, schniefte laut und heftig, warf den Kopf zurück, taumelte ein paar Schritte nach hinten und starrte die beiden anderen dann an, als wüsste er plötzlich nicht mehr, was sie in seiner Nähe zu suchen hatten. Um seine Nase und seinen Mund zog sich ein leuchtend orangefarbener Ring.
»Was zum Teufel glotzt du so, Ben Day?«
Treys Pupillen flatterten, als verfolgten sie die Bewegungen eines unsichtbaren Kolibris. Diondra sog den Inhalt ihres Päckchens mit dem gleichen gierigen Tierschnauben auf, fiel auf die Knie und begann zu
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