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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Kaffeekochen. »Was dagegen?«
    »Natürlich nicht, ich hätte schon selbst welchen kochen sollen.« Patty ging zum Schrank und suchte Dianes Becher heraus – sie wollte immer die riesige schwere Tasse, die früher ihrem Vater gehört hatte. Dann hörte Patty das übliche Spuckgeräusch, drehte sich um und schlug kommentarlos einmal kräftig auf die Maschine. Nach dem dritten Kaffeeschwapp geriet sie immer ins Stocken.
    Die Mädchen kamen wieder herein, hievten Tüten auf den Küchentisch und fingen nach einer kurzen Aufforderung von Diane an auszupacken.
    »Wo ist Ben?«, fragte Diane.
    »Mmmm«, antwortete Patty, während sie drei Teelöffel Zucker in Dianes Tasse gab. Sie winkte den Mädchen, die bereits langsamer machten mit dem Einräumen der Dosen und aus verschiedenen Posen vorgeschützter Entspanntheit zu den beiden Frauen aufsahen.
    »Ben kriegt mal wieder dollen Ärger«, verkündete Michelle fröhlich.
    »Erzähl ihr von seinen … na, du weißt schon was«, sagte Debby und knuffte ihre Schwester.
    Mit einer Grimasse wandte Diane sich zu Patty um – offensichtlich erwartete sie eine genitale Verstümmelung oder einen ähnlichen Unglücksfall.
    »Mädels, Tante Diane hat euch ein Stickeralbum mitgebracht …«
    »Nehmt es mit in euer Zimmer und spielt, damit ich mich in Ruhe mit eurer Mutter unterhalten kann.« Diane sprach immer sehr viel barscher mit den Kindern als Patty, und die Vermutung lag nahe, dass sie Ed Day nachahmte, ihren Vater, der sie immer gern angeblafft hatte, obwohl sie schon als Kinder gewusst hatten, dass es größtenteils Spaß war. Patty sah Michelle beschwörend an.
    »O toll, ein Stickeralbum!«, rief ihre älteste Tochter mit nur leicht übertriebener Begeisterung, denn sie freute sich immer, in eine Verschwörung der Erwachsenen einbezogen zu werden. Und sobald Michelle so tat, als wollte sie etwas Bestimmtes, versuchte es Libby ganz sicher, mit zusammengebissenen Zähnen und gierigen Fingern, zu ergattern. Libby war ein Weihnachtsbaby, was bedeutete, dass sie nie so viele Geschenke bekam wie die anderen. Zwar hielt Patty immer ein Päckchen zurück – und Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Libby! –, aber alle wussten, dass Libby im Grund beschissen wurde. Und es kam selten vor, dass Libby nicht den Eindruck hatte, beschissen zu werden.
    Das alles wusste Patty, aber sie vergaß es dauernd. Was stimmte nicht mit ihr, dass sie von solchen Persönlichkeitsmerkmalen ihrer Kinder immer von neuem überrascht wurde?
    »Sollen wir uns in die Garage setzen?«, fragte Diane und klopfte auf die Zigarettenpackung in ihrer Brusttasche.
    »Oh«, sagte Patty nur. Seit Diane dreißig war, hörte sie mindestens zweimal im Jahr mit dem Rauchen auf und fing wieder damit an. Jetzt war sie siebenunddreißig und sah weit schlimmer aus als Patty, das Gesicht von tiefen Falten durchzogen, und Patty wusste seit langem, dass die beste Unterstützung darin bestand, den Mund zu halten und sich mit ihrer Schwester in die Garage zu setzen. Genau wie es ihre Mom mit ihrem Dad gemacht hatte. Natürlich starb er nicht lange nach seinem fünfzigsten Geburtstag an Lungenkrebs.
    Patty folgte ihrer Schwester, versuchte ruhig zu atmen und nahm innerlich Anlauf, um Diane zu erzählen, dass die Farm verloren war. Ob sie toben würde über Runners leichtsinnige Geldverschwendung und darüber, dass Patty die leichtsinnige Geldverschwendung nicht verhindert hatte, oder würde sie einfach verstummen, mit einem einzigen Kopfnicken?
    »Was ist denn nun mit Bens Du-weißt-schon-was?«, fragte Diane, während sie es sich auf dem knarrenden Liegestuhl bequem machte, an dem zwei der verkreuzten Bänder gerissen waren und schlapp auf den Boden hingen. Sie zündete sich eine Zigarette an und wedelte den Rauch von Patty weg.
    »Oh, das ist es nicht, nichts Schräges. Ich meine schon irgendwie schräg, aber … er hat sich die Haare schwarz gefärbt. Was hat das zu bedeuten?«
    Sie hatte damit gerechnet, dass Diane lachen würde, aber diese schwieg.
    »Wie geht es Ben eigentlich, Patty? Ich meine, so allgemein – was für einen Eindruck hast du von ihm?«
    »Ach, ich weiß nicht. Launisch.«
    »Das war er schon immer. Schon als Baby war er wie eine Katze. Eine Sekunde total schmusig, und dann schaute er einen plötzlich an, als hätte er einen noch nie gesehen.«
    Das stimmte. Schon mit zwei Jahren hatte Ben ganz direkt Zuwendung eingefordert, hatte zielstrebig nach einem Arm oder einer Brust gegrapscht, aber

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