Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
machen?«
Eric setzte sich in Bewegung und tat wie ihm geheißen.
Er schritt den Pfad zwischen den Gräbern entlang, starre Augen hunderter Marmorengel verfolgten ihn.
Sein Vater blieb vor einem frisch ausgehobenen Grab stehen. Eric selbst hatte es vor einigen Tagen gegraben.
»Ich sehe, du hast es schon getan, mein Junge«, sagte Nigel Taylor zu seinem Sohn. »Wenigstens etwas, das du hinbekommen hast.«
Eric blickte verwirrt. »Was getan, Vater?«
»Dir dein eigenes Grab geschaufelt«, lächelte dieser.
»Das ist nicht mein Grab. Das hab ich für Mrs. Lerner gegraben, die ist vor einigen …«
»Halt die Klappe. Das ist dein Grab. Wenn du mir nicht glaubst, dann sieh dir mal den Grabstein an.«
Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Eric Joseph Taylor
Mörder und Lügner
Qualvoll von uns gegangen
Die eingemeißelten Buchstaben in dem Marmor leuchteten in geisterhaftem Grün.
»Nein, das ist nicht wahr. Das ist nicht …« Eric schwankte wie ein Schiff in Seenot. Ihm war schwindelig und übel. Dann spürte er einen heftigen Stoß in den Rücken. Schlammige Erdbrocken rutschten unter seinen Füßen hinweg, fielen zwei Meter in die Tiefe.
Eric versuchte die Balance zu halten, ruderte mit den Armen. Es half nichts.
Der Aufprall war, dank des nassen, lockeren Bodens weich und nicht sonderlich schmerzhaft. Eric spürte Erde im Mund, spuckte, drehte sich auf den Rücken und wischte sich den Dreck von den Augen. Links und rechts von ihm ragten Erdwälle empor, die ihm so hoch wie der Grand Canyon erschienen. Unerklimmbar. Mein Gott, ich komme hier nie wieder raus. Ich werde in dieser Grube sterben!
Panik überkam ihn. Als er sah, wer sich über das Grab (sein Grab!) beugte, lachte und ihm vergnügt zuwinkte, wuchs sie ins Unermessliche. Jasper Sampson!
»He, Junge. Nicht bewegen. Bin gleich wieder zurück«, sagte Jasper, trällerte ein Liedchen, das vom fallenden Regen begleitet vielstimmig wurde, und verschwand für einen Moment außer Sichtweite.
Eric wollte sich aufrappeln, doch es gelang ihm nicht. Es war, als befände er sich in Treibsand. Die feuchte, schwere Erde fesselte ihn förmlich.
Eric schrie.
»Keine Angst. Bin ja schon wieder hier«, sagte Jasper, wobei er klang wie ein Vater, der seinen von einem Albtraum aufgeschreckten Sohn beruhigen wollte.
Dann präsentierte er grässlich kichernd die Schaufel in seiner hand und begann mit der Arbeit.
Der erste Erdhaufen fiel auf Erics Bauch, der zweite auf sein Bein, der nächste traf sein Gesicht. Mit jedem Schaufelwurf wurde Erics Welt dunkler. Er hustete, würgte, weil ihm der Schlamm die Luft zum Atmen nahm. Das Gewicht, das auf ihm lastete, wurde immer schwerer, bis es ihm schier unerträglich schien. Sein Atem ging schneller und flacher, doch außer feuchtem Erdreich kroch ihm nichts die Luftröhre hinab. Seine Lungen gierten nach Sauerstoff, brannten.
Eric wurde müde. Unendlich müde. Will schlafen.
Die Dunkelheit um seine Augen breitete sich in das Gehirn aus und umhüllte ihn. Doch es war nicht der Schlaf, der ihn holte, sondern der Tod.
Kapitel 42
Nick Zubarsky glaubte den Spinnern kein Wort. Sie wollten sich bestimmt nur über ihn lustig machen. Selbst Barry hatte sich offenbar mit Coleman und den anderen Flaschen gegen ihn verschworen. Wieso erzählten sie ihm von lebenden Toten? Was hatte das für einen Sinn? Bei den Pissern konnte er das ja noch nachvollziehen; die wollten ihn auf den Arm nehmen, den guten alten Nick mal so richtig verarschen. Aber Barry war sein bester Freund.
Und dann hatten sie auch noch mit dem toten (er war ganz sicher tot) Sampson angefangen. Was dachten die sich bloß? Die Sache war doch längst vergessen. Wer scherte sich schon um einen alten Knacker von Farmer, der vor zwanzig Jahren verschwunden war. Und außerdem, nach allem was Nick wusste, hatte der Scheißkerl den Tod mehr als verdient.
Schließlich hatte er nie die Geschichte vergessen, die sein kleinerer Bruder Caleb ihm, als sie noch Kinder gewesen waren, erzählt hatte. Caleb trieb sich wie immer in den Feldern rum, weiß der Teufel was er dort zu suchen hatte. Und eines Tages traf er dort einen Mann, der aussah wie ihr Onkel Hank. Zumindest war er so angezogen wie er. Die Stimme war anders, sagte Caleb. Aber sonst stimmte alles bis ins kleinste Detail. Onkel Hank trug die grüne Kammerjägeruniform und die Gummistiefel, die er immer anhatte, wenn er einen, wie er es nannte,
Weitere Kostenlose Bücher