Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
wieder zurückkäme. Doch nichts geschah.
Vielleicht war die Sicherung ausgefallen? Schon möglich, aber sie musste sich vergewissern. Wenn sie sich bloß eri nnern könnte, wo sie die Taschenlampe aufbewahrte. In irgendeiner der Küchenschubladen - soviel war sicher -, aber in welcher? Systematisch durchstöberte sie die Laden von links nach rechts. Blind tasteten ihre Finger über Stofffetzen, Gummiringe, Tesabänder, Plastiktüten. Während ihrer Suche blitzte es draußen unentwegt, so dass immer wieder unheimliche Schattengestalten über die Küchenwände schlichen, nur um gleich darauf in der Finsternis unterzutauchen. Gänsehaut überkam Maria, mulmiges Kribbeln breitete sich in ihrem Magen aus. Die Erinnerung an die Blondine aus dem Horrorfilm nagte an ihren Nerven. Zwar war sie weit von einer Panikattacke entfernt, fühlte sich aber alles andere als wohl in ihrer Haut.
In dem letzten Schubfach fand sie, wonach sie suchte. Sie machte die Lampe an und sofort durchflutete ein Kegel ber uhigenden, gelben Lichts die Schwärze. Und genauso wie die Dunkelheit wurde auch ihr Unbehagen zurückgedrängt.
Es war zwar ungewohnt, in der Vertrautheit des eigenen Heims wie ein Einbrecher auf Beutefang mit der Taschenla mpe umher zu schleichen, dafür hatte sie aber keine Probleme die Kellertüre zu finden, an deren Treppenabgang sich der Sicherungskasten befand. Sie öffnete den Verschlag und leuchtete hinein. Einen Schalter nach dem anderen kontrollierte sie, zuerst den FI, dann die herkömmlichen Sicherungen. Jeder der Kippschalter war auf der richtigen Position.
»Hm.« Maria kräuselte die Lippen. Scheinbar war hier alles in Ordnung. Demnach musste der Blitz in den nahe geleg enen Transformator oder die Überlandleitung eingeschlagen haben. Sollte das der Fall sein, gab es nichts, was sie tun konnte. Einen Augenblick lang spielte sie mit dem Gedanken, die Elektrizitätswerke anzurufen, um in Erfahrung zu bringen, wann man damit rechnen konnte, dass der Schaden behoben sein werde. Doch sie entschied sich dann doch dagegen. Morgen würde sicherlich alles wieder seine Richtigkeit haben.
Maria seufzte und überlegte, was sie nun tun sollte. Fer nsehen, im Internet surfen, Musik horchen? Fehlanzeige. Ihr wurde bewusst, wie abhängig die Menschen von der Elektrizität geworden waren. Ohne lief gar nichts.
Sie konnte sich natürlich ins Bett legen und im Schein der Taschenlampe ihren Krimi weiter lesen. Aber der Film hatte ihr bereits genug Aufregung für einen Abend ve rschafft. Doch schlafen gehen wollte sie ebenso wenig, da sie noch nicht besonders müde war.
Da kam ihr eine Idee. Natürlich, warum hatte sie nicht schon früher daran gedacht? Sie marschierte in die Küche z urück, besorgte sich Kerzen und Zündhölzer, durchquerte mit ihnen das Wohnzimmer und ging die Treppe ins Obergeschoss hinauf, ins Badezimmer. Dort stellte sie die Kerzen entlang des Wannenrandes und auf dem Waschbecken auf und entzündete die Dochte. Die Flammen flackerten rötlich-gelb, verströmten eine romantische, gemütliche und heimelige Atmosphäre im Bad. Die Taschenlampe konnte sie nun ausmachen. Maria drehte die Wasserhähne auf und testete, indem sie die Hand ins laufende Wasser hielt, die Temperatur. Nicht zu kalt und nicht zu heiß. Genau richtig. Jetzt fehlte nur noch eine Sache: die Badeöle. Sie entschied sich für ein wunderbar duftendes Melissenkonzentrat und schüttete es in das dampfende Wasser. Sofort stieg das Aroma in Nebelschwaden in die Luft und in Marias Nase. Herrlich.
Sobald die Wanne bis an den Rand gefüllt war, schlüpfte sie aus ihren Sachen und tauchte in die Wasser-Öl-Mischung ein. Sie streckte die Beine weit von sich, den Rücken ang elehnt, den Nacken auf eine gepolsterte Stütze gelegt, und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, und der Zustand absoluter Entspannung ging in sanftes Dösen über.
Plötzlich wurde Maria durch leises Poltern geweckt und schreckte auf. Was war das , fragte sie sich. Hatte sie bloß geträumt, oder entstammte das Geräusch der Realität? Ruhe und Gelassenheit, die sie eben noch erfüllt hatten, waren wie weggewischt. Die Erinnerung an den Filmkiller stieg wieder Oberfläche.
Ihre Muskeln spannten sich, die Herzfrequenz stieg. Adr enalin rauschte durch ihre Adern, versetzte ihre Sinne in Alarmbereitschaft. Sie spitzte die Ohren, konnte aber nichts außer dem leisen Plätschern des Wassers in der Badewanne hören. Und natürlich das Wüten des Unwetters. Angestrengt
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