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DARKNET

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Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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üblen Diktaturen eingesetzt. Wir haben mitgeholfen, in der Welt ein riesiges Wirtschaftsimperium aufzubauen. Verdammt, wir haben damals dem Kommunismus Einhalt geboten. Es wurden ganz schön dubiose Dinge unternommen, um die Sowjets in ihre Schranken zu weisen. Wir haben eine Menge Irrer auf den Thron gehoben, die wirtschaftsfreundlich waren. Aber was danach passieren würde – darüber haben wir nicht groß nachgedacht.»
    «Ich glaube nicht, dass Sie darüber sprechen sollten, Rob.»
    «Warum nicht? Ich habe nichts mehr zu verlieren. Ist Ihnen dieses Gefühl bekannt?»
    Sie starrte ihn nur an.
    «Wissen Sie, warum die
Krasnaja Mafia
 – die russische Mafia – so kurz nach dem Fall der UdSSR aus dem Boden schießen konnte, bestens formiert, organisiert und finanziert? Haben Sie sich je gefragt, wo diese Typen herkamen?»
    Philips dachte darüber nach und merkte, dass sie sich darüber noch nie Gedanken gemacht hatte.
    «Der Geheimdienstsektor. Der KGB . Die Kerle waren über die ganze Welt verteilt. Sie hatten verdeckte Kommunikationsstrukturen und Bankkonten und das nötige Wissen, um Geld zu bewegen und zu waschen. Sie beherrschten so nützliche Dinge wie Abhörtechniken, den Umgang mit Waffen, und sie hatten einen Anreiz – jede Menge Feinde.
    Auch von unseren Jungs kamen einige nach dem Kalten Krieg nicht zurück. Sie halfen, das System aufrechtzuerhalten, das wir zur Eindämmung des Kommunismus in aller Welt errichtet hatten, und es wurde das System, dem wir jetzt alle angehören.»
    «Eine verräterische Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten?»
    Rob schüttelte den Kopf. «Zum Verrat der Vereinigten Staaten braucht es keine Verschwörung. Das war’s, was Sobol begriffen hat. Deshalb hat sein Hack funktioniert. Der freie Markt ist nichts als ein System von positiver und negativer Verstärkung, mit ein paar Stellschrauben, um es aufrechtzuerhalten. Der einzige Sinn und Zweck dieses Systems ist die Profitmaximierung. Für wen diese Renditen gemacht werden, ist unerheblich. Die Profiteure könnten irgendwann eine Hundertachtzig-Grad-Wende vollziehen und große Philanthropen werden – wer weiß? Wen juckt’s? Es gibt ja immer eine neue Riege von Investoren. Leute, die mit den Millisekunden-Fluktuationen der Märkte arbeiten wollen, um sehr schnell sehr reich zu werden. Sie kriegen vielleicht gar nie mit, was in ihrem Namen passiert. Das war das Geheimnis, das Sobol erkannt hat. Und er begründete ein neues System, das einem breiteren Willen Geltung verschafft. Und darum drehen die alten Strippenzieher durch. Der Daemon ist die erste echte Bedrohung, mit der sie konfrontiert sind.»
    «Aber was sie im Ausland machen, kann sich doch nicht auf unsere amerikanische Rechts- und Gesellschaftsordnung auswirken.»
    Er starrte sie einen Moment an – und lachte dann. «Internationale Handelsverträge sind Verfassungszusätzen gleichgestellt. Sie sind ‹das höchste Gesetz des Landes›, laut Artikel 4, Absatz 2. Das heißt, wir müssen Außenhandelsverpflichtungen nachkommen oder aber Reformen durchführen – und ich habe mit eigenen Augen gesehen, was solche Reformen bewirken. Sie erschaffen eine Zweiklassengesellschaft aus Besitzenden und Besitzlosen. Die Reichen bunkern sich ein. Es ist keine Verschwörung, nur eine Reaktion innerhalb eines einmal in Gang gesetzten Prozesses. Man braucht nicht mal zu wissen, was das Ziel ist. Deshalb funktioniert das System – weil es nicht auf Individuen angewiesen ist.»
    Sie saßen einen Moment lang schweigend da, lauschten dem Dröhnen der Triebwerke.
    «Wenn Sie so denken, warum sitzen Sie dann in diesem Flugzeug?»
    Er zuckte die Achseln. «Irgendwann kapiert man, dass es unausweichlich ist. Was jetzt läuft, ist nicht aufzuhalten.»
     
    Philips trat aus dem Jet in erstickende Schwüle und gnadenlose Präriesonne. Sie blickte über ein sonnengebleichtes Rollfeld, und Angst verwandelte ihre Füße in Blei.
    Zwei Dutzend schwerbewaffnete Soldaten in modularen Schutzwesten mit UCP -Tarnmuster, Kevlarhelmen und ballistischen Schutzbrillen standen in Reih und Glied, vor der Brust M4A1-Karabiner mit vollem SOPMOD -Zubehör. Sie starrten einfach nur geradeaus und nahmen Philips’ Anwesenheit in keiner Weise zur Kenntnis.
    Philips ging auf das Empfangskomitee zu.
    Zuerst hätte sie nicht sagen können, zu welcher Division oder welchem Corps die Soldaten gehörten, doch als sie sich ihnen auf etwa zehn Meter genähert hatte, erkannte sie über den

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