Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
Vom Netzwerk:
mehr, aber die Holding führt das Wappen immer noch als Logo.»
    Philips nickte. «Ihnen gehörte das größte zusammenhängende Privatgelände in den Staaten. 784 393 Morgen. Größer als der Staat Rhode Island.»
    Boynton grinste. «Wenn wir Trivial Pursuit spielen, darf ich dann in Ihrem Team sein? Nur der Exaktheit wegen, es sind eher zwei Millionen Morgen – was aber sowieso niemand weiß.» Er winkte sie mit sich zur wartenden Limousine.
    «Warum so ein riesiges Gelände?»
    «Ungestörtheit. Wir sind siebzig Meilen von der nächsten Stadt weg. Der äußere Umgrenzungszaun ist zehn Meilen von da, wo Sie jetzt stehen, und mit modernsten Kameras und seismischen Sensoren bestückt. Der Himmel wird mit Radar abgesucht, und zudem ist hier ein Bataillon Elitesoldaten stationiert – einschließlich Artillerieabteilung. Uns hier zu überraschen würde dem Daemon schwerfallen.»
    Philips nickte.
    Soldaten entstiegen dem Suburban. Einige hatten etwas in der Hand, das wie Metalldetektor- oder Radiofrequenzsensorstäbe aussah. Andere ergriffen Philips’ Gepäck.
    «Was soll das?»
    «Muss leider sein. Auf der Ranch sind keinerlei Waffen oder elektronische Geräte erlaubt. Der Daemon ist raffiniert und die Geheimhaltung dieser Operation essentiell. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis.»
    Sie hatte Handy und Laptop in Maryland gelassen, aber die Soldaten durchsuchten ihre Handtasche und ihre Reisetasche mit Hingabe.
    Und sie scannten auch ihren Körper ab.
    Schnell hatten sie ihre Uhr und das Silberamulett an ihrer Halskette entdeckt. Sie scannten beides eingehend und signalisierten dann Boynton mit einem Nicken, dass alles in Ordnung sei.
    Jetzt schlang ihr ein Soldat ein schmales graues Plastikband ums Handgelenk. Er nietete es mit einer Nietpistole zusammen und testete es dann mit einem elektronischen Gerät.
    Philips sah auf das Armband. «Sie versehen mich mit einem Transponder?»
    Ein Soldat machte ein Digitalfoto von ihr.
    Boynton hob begütigend die Hände. «Ein RFID -Tag für Ortungszwecke. Versuchen Sie nicht, es abzumachen.» Er zeigte auf sein eigenes. «Das ist unsere Identität, solange wir auf der Ranch sind. Es sendet ein Alarmsignal, sobald sich jemand dran zu schaffen macht. An den Eingängen der meisten Gebäude sind Sensoren, die sofort Alarm geben, wenn jemand ohne so ein Armband reinzukommen versucht. Dasselbe gilt für sämtliche Bereiche mit Zugangsbeschränkung. Und auf jeden Alarm wird mit tödlicher Gewalt reagiert. Diese RFID -Tags sagen den Soldaten, dass Sie ein Freund sind, und wir haben hier etliche Scharfschützen – also, bitte, lassen Sie die Finger von dem Band.»
    Boynton öffnete den Schlag der ersten Limousine und bedeutete Philips einzusteigen.
    Sie blieb in der offenen Wagentür stehen. «Warum ist der Flughafen so weit vom Haus weg?»
    «Die amerikanische Flugbehörde hat einen Zwanzig-Meilen-Radius um das Haus für den Flugverkehr gesperrt.»
    Philips nickte. «Nach 9/11 kann man wohl nicht vorsichtig genug sein.»
    Boynton sah sie verständnislos an.
    «Flugzeuge als Waffen.»
    Boynton dachte kurz nach und nickte dann. «Ah ja, klar.» Wieder bedeutete er Philips einzusteigen. «Wenn Sie jetzt bitte …»
    Sie stieg ein.
    Die Fahrt zum Haupthaus war ein vorbeiziehendes Einerlei aus Gras- und Buschland. Trotz all der Achtung-Viehtrieb-Schilder und der Viehgitter, über die sie hinwegrumpelten, sah Philips keine einzige Kuh. Sie sah nur Militärgebäude und Batterien von Flugabwehrraketen.
    Obwohl sie sich noch genau an alles erinnerte, was sie über die Aubreys gelesen hatte, verblüffte sie deren einstiger Wohnsitz doch. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Aubreys ein englisches Landschloss auf einem der großen Adelsgüter Mittelenglands gekauft, nachdem die Eigentümer durch den beginnenden Zusammenbruch des britischen Empire bankrottgegangen waren. Sie hatten das Haus Stein für Stein ab- und hier in Süd-Texas wiederaufbauen lassen. Ein neoklassisches Hundert-Zimmer-Herrenhaus aus massiven Granitblöcken, komplettiert durch riesige geometrische Gärten und Alleen von Statuen.
    Philips war, als führe sie gerade vor Castle Howard im Regency-England vor. Das Zentrum des kopfsteingepflasterten Hofs bildete ein mächtiger italienischer Springbrunnen mit zehn Meter hohen Fontänen aus einem Dutzend Cherubmündern, noch überragt von einem steigenden, muskulösen Hengst. Man hätte meinen können, die Aubreys hätten halb Europa geplündert. Was sie ja vielleicht auch

Weitere Kostenlose Bücher