DARKNET

verschaffen.»
    Ross schaute hinüber und sah eine Reihe von Wohnmobilen, um die sich Dutzende von Callouts scharten. Schlangen von Nicht-Darknet-Mitgliedern warteten auf die Befragung durch den Rekrutierungsbot des Daemon – genannt «die Stimme». Ross hatte sich einer ähnlichen Prozedur unterzogen, nur nicht bei solchem Andrang.
    «Das ist nur die erste Welle, wenn Sie mich fragen. Es werden noch viel mehr Menschen aus dem alten Wirtschaftssystem rausfallen.»
    «Glauben Sie?» Fossen bugsierte den Transporter langsam durch das Gewimmel und nickte den Leuten, die ihm Platz machten, freundlich zu. «Aber wie konnte so was hier in Amerika passieren?»
    «Das ist nichts, was einfach passiert. Ich habe es schon in anderen Ländern mitgekriegt. Es geht um Kontrolle. Die Mächtigen schüchtern die Leute ein, um sie gefügig zu machen.»
    Fossen nickte. «Das hab ich selbst schon erlebt. Nur noch nie in diesem Ausmaß.»
    «Das ist noch gar nichts. Der eigentliche Schock kommt erst noch. Glauben Sie mir.»
    Fossen zeigte durch die Scheibe auf die Zeltstadt. «
Das
ist noch nicht der eigentliche Schock?»
    «Nein. Es kommt noch viel, viel schlimmer. Sie werden versuchen, die Menschen psychisch so zu traumatisieren, dass sie eine neue Gesellschaftsordnung akzeptieren.»
    «Und woher wissen Sie das?»
    «Persönliche Erfahrung.»
    Fossen zog die Augenbrauen hoch. «Ich seh schon, Sie werden ein spaßiger Beifahrer sein.»
    Ein paar Minuten später kamen sie aus dem Gewimmel hinaus. Als der alte Ford beschleunigte, stieg der Geräuschpegel in der Kabine beträchtlich, zumal die Seitenfenster offen waren, und eine Weile schwiegen sie beide.
    Schließlich wandte sich Fossen seinem Beifahrer wieder zu und fragte laut: «Und was führt einen Schurken nach Greeley?»
    «Ich suche jemanden.»
    «Jemanden, der in Schwierigkeiten ist?»
    «Nein. Ich habe vor ein paar Tagen erfahren, dass ein alter Freund von mir, den ich für tot hielt, in Wirklichkeit noch lebt.»
    «Das ist ja toll. Weiß er, dass Sie kommen?»
    «Er ist ständig unterwegs. Ist schwer, mit ihm Kontakt aufzunehmen.»
    «Vielleicht kenne ich ihn ja. Wie heißt er denn?»
    «Unnamed_1.»
    «Das ist sein Name? ‹Der Namenlose›?»
    «Vielleicht kennen Sie ihn eher unter seinem richtigen Namen: Detective Pete Sebeck.»
    Fossen runzelte die Stirn. «Der mit dem Daemon-Hoax? Ist der nicht tot?»
    «Haben Sie die Nachrichten-Feeds über seine Quest nicht gesehen?»
    «Ich lese nicht oft Nachrichten-Feeds. Dafür sind mir die Tage zu kurz. Woher wissen Sie, dass er in Greeley ist?»
    «Es gab Feed-Meldungen, dass er hier in der Gegend sein soll.»
    «Ist mir neu, aber wie gesagt, ich lese die Feeds nicht so oft.» Fossen schien über irgendetwas nachzudenken. «Ich bin ja kein Experte, aber können Sie nicht einfach seine Koordinaten aufrufen, wenn Sie seinen Darknet-Namen kennen?»
    «Er unterdrückt sie – vermutlich wegen des ganzen Rummels. Ein Haufen Leute verfolgen seine Quest.»
    «Er ist also auf einer
Quest
 – so einer Heldenfahrt mit allem Drum und Dran?»
    «Es heißt, er sucht etwas, das sich das Wolkentor nennt. Ein Portal, das vielleicht ein höheres Level des Darknets eröffnet.»
    «Na, dann wünsch ich ihm viel Glück.»
    «Offenbar taucht er auch in Ortschaften auf, wo es Operationen von paramilitärischen Einheiten gab – hilft bei der Entwicklung eines intelligenten Mob-Alarm-Systems.»
    «Wir sind hier bislang verschont geblieben. Das passiert vor allem in Nebraska und Kansas.»
    Ross betrachtete die Landschaft und die Reihen von Häusern mit ZU VERKAUFEN -Schildern in den vorstädtischen Siedlungen. «Hier draußen werden immer noch Hypotheken zwangsvollstreckt?»
    «Nein, ich glaube, die Leute geben die Häuser einfach auf. Gehen weg, um irgendwo Arbeit oder soziale Hilfseinrichtungen zu finden. Pendeln kommt für die meisten nicht mehr in Frage, und hier gibt’s nichts, wovon man leben kann.»
    «Schluckt denn irgendwer die Story von den ‹marodierenden Illegalen›?»
    «Ich weiß nicht. Schwerbewaffnete Gangs hätten die Leute doch wohl bemerkt, wenn es sie wirklich gäbe.»
    «Oh, es gibt sie schon. Sie sind nur nicht das, was die Medien behaupten.»
    «Was sind sie dann?»
    «Paramilitärische Einheiten. Terrorkommandos.»
    Fossen sah ihn an. «Die hätten wir doch wohl auch schon bemerkt.»
    «Nicht, wenn sie nachts per Hubschrauber auftauchen.»
    «Hubschrauber?»
    Ross nickte. «Sie kommen langsam und tief. Setzen Teams ab, die