Darkover 05 - Zandrus Schmiede
gegenüber ihrer Familie.«
»Aber wir sind nicht mehr von Feinden umgeben«, erklärte Varzil. »Wir haben einen rechtmäßigen Platz hier im Rat. Carolin, der der nächste Hastur-König sein wird, wünscht nur Frieden und Freundschaft zwischen unseren Ländern.«
»Auch das kann sich verändern.« Harald runzelte zornig die Stirn. Varzil fing einen seiner Gedanken auf. Wir sind schon zuvor Feinde gewesen, und selbst dein Prinz Carolin mag sich von dir abwenden, wenn es seinen Interessen dient.
Varzil hielt es für sinnlos, von der Liebe und dem Vertrauen zu sprechen, die zwischen ihm und Carolin herrschten, oder auch nur die alte Floskel über das Wort eines Hastur zu zitieren, das einen Eid darstellte, der nicht gebrochen wurde. Stattdessen sagte er: »Dann ist es sogar noch wichtiger, dass Dyannis im Turm von Hali bleibt, denn sie ist dort eine Ridenow unter Hasturs, und sie lebt und arbeitet mit ihnen zusammen. Kein Schwur und kein Ehegelübde könnten eine engere Verbindung schaffen als die zwischen Leronyn des gleichen Kreises. Du solltest diese Art von Bündnissen nicht unterschätzen.«
Als Harald ihn skeptisch ansah, ließ Varzil das Argument fallen. Er hatte für Dyannis getan, was er konnte. Wenn es ihm nicht gelungen war, sie von einer unbedachten Affäre mit Eduin abzuhalten, als sie noch ein Mädchen und gerade neu im Turm gewesen war, würde Harald ganz bestimmt keine Chance haben, sie zu überzeugen, den Turm zu verlassen, wenn sie das nicht wollte.
Wie selten im Leben, dachte er, haben wir wirklich eine freie Wahl? Er berührte den Ring an seiner rechten Hand und spürte zur Antwort ein Energieflackern. In seinen Gedanken lag Felicia immer noch in seinen Armen, ihre Wangen glühten rosig, ihre Lippen waren warm vom Lächeln und von Küssen. Ihre Begabung hatte verlangt, dass sie ging, genau wie seine ihn zwang zu bleiben.
Varzil unterdrückte ein Schaudern. Es gab keinen Grund, an der Weisheit ihrer Entscheidung zu zweifeln - bis auf diesen Augenblick des Zögerns. War es eine Vorahnung gewesen oder nur die natürliche Unruhe, bevor sie sich auf etwas so Herausforderndes, so Neues einließ? Er fragte sich, ob er seiner Schwester einen Gefallen tat, wenn er ihr gestattete, dort zu bleiben, wo sie eines Tages vielleicht einem ähnlichen Schicksal gegenüberstehen würde.
31
Kälter als Zandrus siebte Hölle, sagten die Leute immer. Carolin dachte nicht zum ersten Mal, dass es besser heißen sollte: Kälter als Nevarsin im Winter. Oder im Frühling. Oder im Herbst. Oder in jeder anderen Jahreszeit. Das Kloster des Heiligen Valentin vom Schnee war inmitten der Ausläufer eines Gletschers erbaut und direkt aus dem festen Bergfelsen gemeißelt. Der Erbe des Hastur-Throns zu sein, hatte viele angenehme Seiten, aber die Temperatur von Nevarsin gehörte nicht dazu.
Er hatte seine Söhne hergebracht, damit sie bei den Mönchen leben und in die Schule gehen konnten, wie er es geplant hatte, und er war länger geblieben, als unbedingt notwendig gewesen wäre. Wie er an Alianoras Totenbett geschworen hatte, hatte er den Rosenkranz zu den anderen Zeichen der Ergebenheit auf den Altar gelegt. Im Laufe eines Monats hatte er sich mit entfernten Aldaran-Verwandten getroffen, mit dem Bewahrer des Turms und dem Vater-Meister des Klosters, und jede dieser Begegnungen in die Länge gezogen, um seine einsame Rückkehr nach Hali zu verzögern.
Während er sich hier aufhielt, wollte er allerdings seinem Haus und sich selbst keine Schande machen, indem er sich beschwerte. Als er auf seinem schmalen Feldbett unter einer Decke aus dicker Schafswolle lag, erinnerte er sich daran, dass er immerhin das Privileg einer Decke und warmen Essens hatte, er konnte seine Exerzitien durchführen, wann er wollte, und am Feuer im Gästehaus sitzen. Die Jungen, die Novizen im Orden des Heiligen Cristoforos, selbst seine eigenen Söhne, verfügten nicht über solchen Luxus. Er hatte das Jammern dieser Neuankömmlinge gehört. Bald schon, sagten die Mönche, würden sie sich daran gewöhnen und lernen, ihre Körper zu beherrschen, um Wärme zu erzeugen und von dem Essen zu leben, das man ihnen gab.
Die Morgenglocke hatte bereits geläutet, und Carolin war lange genug im Bett geblieben. Obwohl er als Gast nicht an die starren Gebetsstunden gebunden war, zog er es vor, sich dem Rhythmus der Gemeinschaft anzupassen. Auf diese Weise begriff er mehr von dem Leben und den Sorgen der Cristoforos. Dieses Wissen hatte
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