Darkover 12 - Der verbotene Turm
erhebe Einspruch.« Damon spürte Andrews Verblüffung, obwohl dieser ganz hinten auf den Alton-Plätzen saß. Als Damon den Kopf hob, sah er Dezi vortreten und das Schwert aus Lorills Hand nehmen.
»Aus welchen Gründen?«, fragte Lorill. »Und mit welchem Recht? Du bist mir nicht bekannt, junger Mann.«
Dom Esteban sah Dezi bestürzt an. Seine Stimme zitterte. »Vertraust du mir nicht, Dezi, mein Sohn?«
Dezi ignorierte die Worte und die Liebe, die in ihnen lag. »Ich bin Deziderio Leynier, Nedestro-Sohn von Gwennis Leynier durch Esteban Lanart-Alton. Als einziger überlebender erwachsener Sohn des Herrn der Domäne beanspruche ich das Recht auf die Vormundschaft über meinen Bruder und den ungeborenen Sohn meiner Schwester.«
Lorill stellte streng fest: »Wir haben keine Eintragung über irgendeinen anerkannten Nedestro-Sohn von Esteban Lanart-Alton, ausgenommen die beiden Söhne von Larissa d'Asturien, die ohne Laran und deshalb kraft Gesetzes von diesem Rat ausgeschlossen sind. Darf ich fragen, warum du niemals anerkannt wurdest?«
»Was das betrifft«, antwortete Dezi mit einem Lächeln, das fast schon unverschämt war, »müsst Ihr meinen Vater fragen. Aber ich rufe die Lady von Arilinn zur Zeugin an, dass ich ein Alton bin und die Gabe der Domäne in vollem Umfang besitze.«
Auf Lorills Aufforderung hin erhob sich Leonie. Ihr Stirnrunzeln zeigte, wie zuwider ihr dieser Vorgang war. »Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, Comyn-Erben zu designieren, aber da ich als Zeugin aufgerufen bin, muss ich erklären, dass Deziderio die Wahrheit spricht. Er ist ein Sohn von Esteban Lanart und hat die AltonGabe.«
Esteban sagte schwer: »Ich bin bereit und willens, Dezi als meinen Sohn anzuerkennen, wenn dieser Rat es so haben will; zu diesem Zweck habe ich ihn mitgebracht. Aber ich halte ihn nicht für den geeignetsten Vormund meines jungen Sohns und meines ungeborenen Enkels. Damon ist ein Mann von reifen Jahren, Dezi erst ein Jüngling. Ich bitte Dezi, den Einspruch zurückzuziehen.«
»Mit allem Respekt, Vater«, sagte Dezi ehrerbietig, »das kann ich nicht.«
Damon, der immer noch kniete, fragte sich, was jetzt wohl geschehen werde. Der Tradition zufolge konnte der Einspruch durch einen Kampf, ein formelles Duell geregelt werden, oder einer der Kandidaten trat zurück, oder beide legten Beweise vor, dass der andere ungeeignet sei, und ließen sie vom Rat prüfen. Lorill fragte:
»Hast du Grund zu der Annahme, Damon sei nicht geeignet, Deziderio Leynier, Nedestro von Alton?«
»Das habe ich!« Dezis Stimme klang schrill. »Damon versuchte, mich zu ermorden, um seinen eigenen Anspruch zu sichern. Er wusste, dass ich Estebans Sohn bin, während er nur der Schwiegersohn ist, und deshalb beraubte er mich meiner Matrix. Nur meine eigenen Laran-Fähigkeiten hielten ihn von Blutschuld an seinem Schwager rein.«
O mein Gott, dachte Andrew, dem der Atem in der Kehle stockte. Dieser Bastard, dieser gottverdammte, stinkende junge Bastard! Wer außer Dezi hätte auf diesen Einfall kommen können?
Lorill Hastur sagte: »Das ist eine äußerst ernste Anschuldigung, Damon. Du hast den Comyn viele Jahre lang ehrenhaft gedient. Wir brauchen uns nicht weiter damit zu befassen, wenn du uns irgendeine Erklärung geben kannst.«
Damon schluckte und blickte auf. Er war sich bewusst, dass aller Augen auf seinem Gesicht ruhten. Fest erklärte er: »Ich habe in Arilinn den Eid abgelegt, jeden Missbrauch einer Matrix zu verhindern. Auf Grund dieses Eides nahm ich Dezi die seine, denn er hatte Laran missbraucht, um Ann'dra, dem Mann meiner Schwägerin, seinen Willen aufzuzwingen.«
»Das ist wahr«, fiel Dezi ein, ohne auf eine Aufforderung zum Sprechen zu warten. »Meine Schwester Callista ist verhext von diesem zufällig aus dem Nichts aufgetauchten Mann, einem Terranan. Ich versuchte nur, diesen Kerl, der einen so bösen Zauber über sie geworfen hat, loszuwerden, damit sie eine Ehe eingehen könne, die einer Comyn-Lady würdig ist, und sich nicht im Bett eines Ter ranan-Spions entehrt.«
Allgemeiner Aufruhr. Damon sprang wütend auf die Füße, aber Dezi drehte sich ihm zu und blieb trotzig mit leicht spöttischem Lächeln stehen. Alle Anwesenden in der Kristallkammer sprachen, brüllten, fragten gleichzeitig. Vergeblich befahl Lorill Hastur wieder und wieder Ruhe.
Als die Ordnung einigermaßen hergestellt war, sagte er ernst: »Diese Sache müssen wir unter uns untersuchen. Sehr schwere Beschuldigungen und
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