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Darkover 24 - Die Schattenmatrix

Titel: Darkover 24 - Die Schattenmatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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heraufbeschworen? Margaret versuchte sich an die letzten Momente zu erinnern, ehe sie gerufen hatte. Ihr Hals war vor Energie angeschwollen. Konnte sie das auch bewusst herbeiführen? Margaret konzentrierte sich, wie man es ihr in Arilinn beigebracht hatte, und dachte nur an ihren Hals. Zu ihrer großen Überraschung spürte sie, wie sich die Muskeln spannten, und auch die Linien auf ihrer Hand fühlten sich nun anders an. Aber wie? Sie versuchte die Empfindungen zu analysieren: Wenn überhaupt, dann waren die Linien kühler als noch vor einem Augenblick und nicht heißer, wie sie erwartet hätte. Aber ihre Kehle war warm, fast heiß, als steckte glühende Kohle direkt unter ihrem Adamsapfel.
»Wach auf, Rafaella!» Margaret sprach die Worte ohne große Hoffnung.
»Was?« Rafaella blinzelte, starrte das Messer in ihrer schwieligen Hand an und sah sich im Lager um.
Margaret war so erleichtert, dass sie gar nichts sagen konnte. Sie eilte zur nächsten Entsagenden und befahl ihr ebenfalls aufzuwachen. Die Frau gehorchte und stöhnte, als Blut an ihrem Arm hinabzulaufen begann. Sie hatte eine Schnittverletzung davongetragen, allerdings lag der Mann, der sie ihr beigebracht hatte, tot zu ihren Füßen.
»Schnell, Rafaella - Samantha ist verletzt!« Margaret lief von der blutenden Frau eilig zu Daniella und Andrea hinüber, die beide in einer abwehrenden Haltung auf dem Boden kauerten und drei Banditen gegenüberstanden. Margaret hatte große Angst, dass sie die Befehlsstimme wieder verlieren könnte, deshalb beeilte sie sich und wollte ihre Gefährtinnen rasch aufwecken. Sie lief von einem zum anderen und nahm kaum wahr, dass sie am ganzen Leib zitterte. Der Händler Rakiel war der Letzte, und er sah sie verwirrt an. »Was bei Zandrus Helfern ist hier eigentlich los?«, brüllte Daniella und starrte mit vor Zorn geröteten Wangen auf die immer noch unbeweglichen Banditen. Ihre Augen funkelten wütend im Schein des Feuers.
Margaret stand nur schweigend da, während sich der Händler erhob. Sie war zu müde, um eine Erklärung abzugeben, und spürte plötzlich weder Wut noch Angst oder eine andere Empfindung. Daniella starrte sie drohend an. In den Augen der Entsagenden standen eine Frage und kalter Argwohn. Margaret konnte gerade noch die Hände in die frostige Luft strecken und die Achseln zucken. Dann fiel ihr ein, dass ihre seltsam gezeichnete Hand unbedeckt war, und sie versteckte sie schnell hinter ihrem Rücken.
Eine große Leere breitete sich in Margarets Brust aus, und sie schwankte vor und zurück. Entfernt nahm sie Bewegung um sich herum wahr. Sie registrierte, dass die Entsagenden die Banditen gerade erledigten und dass deren Wehrlosigkeit irgendwie ihre Schuld war. Sie wollte gar nicht daran denken, aber trotz ihrer Bemühungen tat sie genau das.
Rafaella bandagierte Samanthas Arm. Für Margaret blieb nichts zu tun. Sie drehte sich um und stolperte ins Zelt zurück, wo sie noch immer zitternd über ihrem Bettzeug zusammenbrach. Sie sah auf ihre Hand hinab, wo noch einige Minuten zuvor blaue Linien über die Haut getanzt waren, und sie hasste sich plötzlich selbst. Sie wollte am liebsten ihre Hand abschneiden, sie einfach abhacken und ihren Körper ausbluten lassen.
In Arilinn hatte man Margaret stets vor dieser Situation gewarnt. Ihr Verstand sagte ihr daher, dass sie gerade eine Reaktion auf den Einsatz ihres Laran erlebte, eine Art unmittelbare Depression. Wenn man in einem Kreis arbeitete, in einer geschützten Umgebung, trat diese Reaktion nicht auf. Aber sie konnte gar nicht in einem Kreis arbeiten! Sie konnte nur unabsichtlich irgendwelche Banditen mit Elektroschocks töten. Sie empfand ihren Selbsthass wie einen Gegenstand, den sie nur zu gerne losgeworden wäre. Und alles gründete sich einzig und allein auf die Schattenmatrix.
Hätte sie doch nur nicht den Schluss-Stein aus Asharas Turm in der Oberwelt gerissen. Hätte Mikhail sie doch nur nicht dazu gedrängt, ihn herauszuziehen, nicht seine Phantomarme um ihre Taille geschlungen und ihrem Kampf sein Gewicht geliehen. Es war alles seine Schuld!
Die unfassbare Dummheit dieses Gedankens ließ Margaret wieder zu sich kommen, wie jedes Mal, wenn sie an Mikhail dachte, selbst wenn sie ihn oft ohrfeigen könnte, weil er besonders halsstarrig und weil er Darkovaner war. Wenn sie den Schluss-Stein nicht herausgenommen hätte, dann hätte der Turm weiter existiert und sie wäre wahrscheinlich gestorben. Doch sie lebte, und auch wenn sie nicht

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