Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
ist nur, dass es viele sind und der Rat die Mauern und Türme hat besetzen lassen. Sie bringen gerade die großen Büchsen in Stellung. So, und jetzt will ich etwas essen.«
    Er wandte sich zu Gret um, und seine Miene wurde schlagartig freundlicher. »Feuerschopf, ab mit dir in die Küche, dass wir heute noch ein Frühmahl auf den Tisch bekommen, ehe die Glocke Mittag schlägt.«
    Er klatschte ihr auf den Hintern. Elisabeth hielt die Luft an. Sie kannte Gret gut genug, um zu wissen, dass sie eine drastische Reaktion nicht scheute, wenn ihr etwas nicht passte. Doch zu ihrer Überraschung grinste Gret nur, salutierte spöttisch und ging davon.
    Elisabeth nahm sich vor, ihren Bruder noch einmal ins Gebet
zu nehmen. Später. Im Moment gab es wichtigere Dinge. So setzten sie sich zu einem schnellen Mahl in der Stube zusammen und brachen dann auf, um die Lage zu peilen. Es kam zu einem kurzen Disput zwischen Elisabeth und ihrem Bruder, da er meinte, sie solle daheim bleiben und auf Nachricht warten, während die Männer zum Grafeneckart gehen wollten.
    »Ach, und aus welchem Grund soll ich hierbleiben?«
    »Du bist eine Frau. Es ist sicherer für dich.« Er sah sie ein wenig verständnislos an. In Elisabeths Augen flackerte es kriegerisch.
    »Aber du hast Gret heute Morgen beim Klang der Sturmglocken mitgenommen, obwohl du überhaupt nicht wusstest, was euch erwartet!«
    Georg hob die Schultern. »Sie ist einfach mitgekommen. Ich bin nicht für deine Magd verantwortlich.«
    »Aber für mich bist du verantwortlich?« Nun war ihre Stimme trügerisch ruhig.
    »Sicher, du bist ja meine Schwester.«
    »Auf die du die vergangenen Jahre so gut aufgepasst hast, dass ihr nichts Böses widerfahren konnte«, flötete Elisabeth. So gut, dass sie ein Jahr lang spurlos hat verschwinden können, ohne dass du überhaupt davon erfahren hast!
    »Wie sollte ich? Ich war auf Reisen. Du warst ja bei unserem Vater in guter Obhut.«
    Elisabeth ließ dies unkommentiert und fragte stattdessen: »Und in Zukunft? Wirst du da an meiner Seite bleiben und mein Beschützer sein?«
    Georg wand sich. »Du weißt, ich bin Kaufmann, und meine Spezialität sind die fernen Länder und ihre exotischen Spezereien, die hier so heiß begehrt sind und gut bezahlt werden. Ich werde bald schon wieder fortmüssen und lange unterwegs sein. Wie sollte ich mich da um dich kümmern?«
    »Eben«, konterte Elisabeth. »Und wie kommst du dann
auf den Einfall, mir jetzt etwas sagen zu wollen?« Sie wandte sich abrupt ab und warf sich ein einfaches braunes Tuch um die Schultern.
    »Kommt, lasst uns gehen«, forderte sie Jeanne und Gret auf und stolzierte hinaus. Ihr Bruder sah ihr nur stumm hinterher, folgte den Frauen dann aber in Gesellschaft des Apothekers in einigem Abstand.
    Natürlich waren vor dem Rathaus und in der Domstraße bereits unzählige Menschen aus der inneren Stadt und den Vorstädten versammelt. Manche – vor allem jüngere Burschen  – sprühten geradezu vor Zorn und führten bedrohliche Reden. Die meisten Bürger dagegen wirkten verunsichert oder gar ängstlich. Noch war nichts Offizielles verlautbart worden, doch einige hatten die Wappen der Belagerer erkannt, die sich nun frech in größeren Gruppen vor den Mauern zeigten, allerdings nicht so nah herankamen, dass ein Schuss aus einer Armbrust sie hätte gefährden können. Anthoni von Rotenhan, der neue Bischof von Bamberg, hatte also seine Finger mit im Spiel, wobei Elisabeth nicht glaubte, dass er sich persönlich dort draußen befand. Und die Herren von Hohenlohe, von Henneberg und von Schwarzenberg. Nein, das wunderte sie nicht wirklich. Allerdings mussten sie einen großen Haufen fremder Männer angeworben haben, wenn sie glaubten, mit einer Stadt wie Würzburg fertig werden zu können.
    Söldner , dachte Elisabeth mit einem Schauder. Kriegsknechte, die seit dem letzten Böhmenzug ohne Arbeit und ohne Sold waren und nur darauf brannten, sich in einen Händel zu stürzen. Wehe denen, die in ihre Hände fielen!
    Während Gerüchte und Vermutungen von der einen Seite der Stadt zur anderen und wieder zurück schwappten, wuchs die Unruhe.
    Elisabeth stellte sich auf die Zehenspitzen und sah sich um. Ihr Bruder und Meister Thomas waren in einiger Entfernung bei zwei anderen Kaufleuten stehen geblieben, die vor allem
Wein den Main hinunterführten und im Gegenzug Stoffe aus Flandern in die Bischofsstadt brachten. Die Männer sprachen zwar aufgeregt miteinander, doch Elisabeth war sich sicher, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher