Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
gebrannt hatte.
»Ich sah vier Seelen ihren Weg zu den Göttern finden. Das Urteil ist vollstreckt«, sagte Faihlyd, und die Menge atmete auf.
Sie wandte sich an den Schausteller, der immer noch auf dem Boden lag. »Ihr habt mit meinem Schicksal Geld verdient, indem Ihr dieses unschuldige Wesen als meinen Mörder zur Schau gestellt habt. Ihr könnt Eure Reue zeigen, indem Ihr dieses Geld Astarte spendet. Der Greif wird in die Berge gebracht, wo er freigelassen werden soll.«
Ich räusperte mich.
Sie drehte sich langsam zu mir um. Mit keiner Wimper verriet sie, dass sie mich vorher schon einmal gesehen hatte.
Ich überlegte meine Worte sorgfältig. »Essera, mit gestutztem Gefieder und gekappten Krallen wird der Greif seine Freiheit nicht überleben. Wenn man ihn vorher pflegt, wird er gesunden und das Leben auch genießen können.«
Sie musterte mich und runzelte leicht die Stirn. »Ist das Euer Rat?«, fragte sie dann.
»Eine Feststellung, Essera Faihlyd aus dem Haus des Löwen«, antwortete ich und verbeugte mich erneut, ein wenig tiefer.
Sie sah mich an und nickte dann. »Der Greif wird in meine persönlichen Stallungen gebracht. Er wird dort gepflegt werden, bis man ihn in die Freiheit entlassen kann.«
Leandra trat vor und neigte leicht ihr Haupt.
Faihlyd sah sie an.
»Verzeiht, Essera«, sagte Leandra leise, sodass ihre Stimme gerade nur die Prinzessin erreichte.
»Ja?«
»Sie heißt Steinwolke.«
Faihlyd blinzelte einmal und besah sich Leandra sorgfältig. Ich bemerkte, wie sich ihre Augen weiteten, als sie die feinen Gesichtszüge und Leandras schlanke Figur als das Erbe von Elfenblut erkannte.
»Ich werde sie so nennen«, sagte Faihlyd, nickte uns zu und ging zurück zu ihrer Sänfte. Sie stieg ein, einer der Soldaten zog den Vorhang zu, dann schulterten die Männer die Sänfte und trugen sie in gemessenem Schritt davon.
8. Das Auge von Gasalabad
»Götter«, sagte Leandra leise, als sie der Sänfte nachsah. »Das ist Faihlyd?«
»Sieht so aus«, stellte Janos fest. »Was für ein perfektes Schauspiel.« Es lag Ehrfurcht in seiner Stimme.
»Sie ließ mich beinahe vor ihre Füße sinken«, meinte Sieglinde. »Die Leute fressen ihr aus der Hand.«
»Nein«, sagte Leandra. »Sie lieben sie.« Sie schüttelte noch immer den Kopf. »Was für eine perfekte Inszenierung.«
»Sie stand da und ließ diesen Spieß auf sich zukommen, nahm in Kauf, dass der Wächter für sie stirbt«, sagte Janos. »Es gab keine Garantie, dass er es schaffen würde, den Spieß abzuwehren.«
»Sie ist mutig«, sagte Sieglinde.
Das erinnerte mich an etwas. Ich sah zu ihr hinüber. »Wie bei allen Göttern hast du das gemacht? Niemand wirft ein Bannschwert!«
»Ich weiß es nicht«, sagte Sieglinde. »Es schien das Richtige zu sein, also habe ich es geworfen.«
Wir sahen sie an. Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe es einfach getan.«
»Es war gut so«, sagte Leandra. »Der Plan der Prinzessin wäre nicht aufgegangen ohne diesen Wurf. Denn ich habe Magie in dem Spieß gespürt. Er hätte den Wächter durchbohrt und die Prinzessin mit ihm.« Sie sah dorthin, wo Wachen den Greifen vorsichtig in seinen Käfig trieben. »Ich wollte, wir hätten Steinwolke befreien können.«
»Und was dann?«, fragte ich. »Wer von uns kennt sich mit Greifen aus?«
»Du hast recht, Havald«, sagte Leandra und lehnte sich an mich. »Aber träumen darf man.«
Das Seil hielt die Menschen nicht mehr zurück, es gab nun eine neue Attraktion, die Leiche des Zauberers. Bald waren wir wieder von Menschen umgeben.
»Lasst uns gehen«, sagte Leandra. »Es gibt noch etwas anderes, das ich dir zeigen wollte, Havald.«
Ich nickte, und wir verließen den Schauplatz des Geschehens.
»Was, denkst du, ist wahr an der Geschichte der Prinzessin?«, fragte mich Leandra, als wir uns einen Weg durch die Menge bahnten.
»Ich schätze, alles. Die Menge kannte die Geschichte dieser Perle, des Auges von Gasalabad.«
»Nekromanten«, sagte Janos mit Abscheu in der Stimme. »Wenn die Geschichte wahr ist, dann hat das Haus des Löwen seine Aufgabe nicht erfüllt. Mit dem fetten Mann und diesem hier sind es schon zwei, über die wir gestolpert sind. Und bei uns zu Hause hat niemals jemand etwas von diesen Seelenjägern gehört.«
»Damit solltet ihr euch glücklich schätzen«, sagte eine junge Frau neben uns. Sie hielt uns ein Tablett mit Honigfrüchten hin. »Nur ein Kupferstück die Frucht, Esserin!«
Ich sah die aufdringliche Frau an und
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