Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
zuckte mit den Schultern. »Kommandant Keralos ist in Abwesenheit des Ewigen Herrschers der Oberbefehlshaber aller Streitkräfte der Reichsstadt Askir. Er sieht die Notwendigkeit, Thalak in seinen Anfängen zu stoppen, durchaus ein. Ihn hättet Ihr schon auf Eurer Seite. Aber der Vertrag verhindert ein weitergehendes Engagement in dieser Sache.«
Leandra beugte sich vor. »Das freut mich zu hören. Nur dass es hier nicht um Anfänge geht. Thalak ist seit fast fünf Jahrhunderten dabei, sich auszubreiten. Nach meinem Wissen herrscht er über ein Gebiet dreimal so groß wie das alte Imperium. Eines der drei Reiche fiel bereits an den Feind, und dort sind, nach vorsichtigen Schätzungen, über hunderttausend Mann stationiert und warten nur auf den Frühling, um ihren Eroberungsfeldzug fortzusetzen.«
Es gab einen Blickwechsel zwischen von Gering und Kasale. Die Schwertmajorin stand auf. »Wenn Ihr erlaubt …«
Sie trat an einen der Kartenständer und zog eine aufgerollte Karte herunter, eine Karte der drei Reiche. Es war deutlich zu erkennen, dass es eine alte Karte war, nur wenige Städte waren eingezeichnet.
»Wie mir der Botschafter mitteilte, ist es zur Vorbereitung des Handelsvertrags notwendig, eine Delegation nach Illian zu schicken, um vor Ort die Lage zu sondieren und festzustellen, welche Handelsmöglichkeiten es gibt. Um dies zu ermöglichen, erscheint uns ein zentral gelegener Standort als geeignet, um diese erste Handelsniederlassung zu errichten.« Sie lächelte, und es war ein grimmiges Lächeln. »Vorausgesetzt, dass sich die geografischen Gegebenheiten nicht verändert haben, würde die Reichsstadt gerne in diesem Gebiet eine Handelsniederlassung errichten.« Sie legte ihren Finger auf die Karte, knapp unterhalb des verblassten Schriftzugs mit dem Namen Kelar.
»Das ist direkt hinter der Front«, sagte Leandra.
»Wir befinden uns nicht im Krieg mit Thalak«, sagte Kasale mit demselben grimmigen Lächeln.
Von Gering räusperte sich. »Sollte jedoch eine andere Macht militärische Mittel einsetzen, um die Handelsmission zu gefährden, würde sich die Reichsstadt vorbehalten, in geeigneter Form die Sicherung unserer Interessen wahrzunehmen.«
Ich blinzelte. »Das würde ich gerne noch einmal klar und deutlich hören«, sagte ich dann.
Kasale nickte. »Der eigentliche Vertrag kann erst nach einer sorgfältigen Planungsperiode gestaltet und ratifiziert werden. Um die Handelsmission auf dem Grund und Boden des Königreichs Illian zu errichten, bedarf es keines solchen Vertrags, nur der Zustimmung eines beglaubigten Botschafters.« Sie sah meinen Blick und lächelte noch breiter. »Nur Geduld, General. Bestandteil dieses Vorvertrags wäre, dass die Reichsstadt die Erlaubnis des Königreichs Illian besitzt, diese Handelsmission gegen militärische Handlungen zu verteidigen. Klartext: Sobald ein Soldat unter der Flagge Thalaks einen Fuß auf das Territorium der Reichsstadt Askir setzt – und die Handelsmission wäre ein solches Territorium –, wird Askir geeignete militärische Mittel einsetzen, um diese Bedrohung zu beseitigen. Genauer gesagt, die Vierte Legion. Meine Legion.«
»Wie lange wird das dauern?«, fragte ich.
»Einige Monate«, antwortete mir Kasale. »Wir müssen die Handelsmission erst errichten.«
»Habe ich das richtig verstanden? Ihr wollt warten, bis man Euch angreift? Um dann den Krieg zu erklären?« Ich rieb mir die Schläfen. Das war purer Schwachsinn.
Von Gering schüttelte den Kopf. »Es wird keine Kriegserklärung geben. Nicht von unserer Seite. Nicht bevor der Rat der Könige zustimmt. Aber wir können im Rahmen unserer Gesetze durchaus defensiv operieren.«
»Wo wird die Legion stehen?«, fragte ich.
»In Askir. Ohne dass wir angegriffen werden, können wir keine Legion in Marsch setzen«, sagte von Gering.
»Das ist Wortklauberei.« Die Bitterkeit in meiner Stimme war wohl kaum zu überhören. »Mobilisiert die Legion und schickt sie nach Illian. Am besten heute noch!«
Von Gering musterte mich, und die freundlichen braunen Augen wurden auf einmal kühl. »Ich will Euch mal etwas sagen, von Thurgau. Wir sind nicht in der Lage, einen offensiven Krieg über eine Distanz von über vierhundert Meilen zu führen. Unsere Truppen können ausschließlich über den Seeweg versorgt werden, über diese Entfernung und in Anbetracht der Tatsache, dass die See der Stürme ihren Namen verdient, ist diese Versorgungsstrecke zu dünn. Unsere Streitkräfte sind defensiv
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