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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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einmal mehr als doppelt so groß wie Will. Angestrengt spähte er in die Ferne.
    »Wie viele?«
    »Acht«, antwortete Iorek nach einer Weile, und dann sah Will sie auch: kleine Punkte, wie auf einer Schnur aufgereiht.
    »Kannst du sagen, wann sie hier sein werden?«, fragte Will. »Kurz nach Einbruch der Dämmerung.«
    »Dann können wir die Nacht nicht nutzen. Schade.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich will ein Fenster öffnen, Lyra in eine andere Welt mitnehmen und das Fenster wieder schließen, bevor ihre Mutter uns folgt. Das Mädchen hat ein Pulver, mit dem sie Lyra aufwecken kann, aber sie konnte nicht genau erklären, wie man es benutzt, deshalb muss sie mit in die Höhle kommen. Allerdings will ich sie keiner Gefahr aussetzen. Vielleicht kannst du Mrs. Coulter ablenken, während wir das tun.«
    Der Bär brummte und schloss die Augen. Will sah sich nach dem Engel um. Er entdeckte seine Umrisse in einem Dunstschleier, durch den die späte Nachmittagssonne schien.
    »Balthamos«, sagte der Junge, »ich kehre in den Wald zurück und suche nach einer sicheren Stelle für das erste Fenster. Du musst Wache halten und mir Bescheid geben, wenn die Frau in meine Nähe kommt sie oder ihr Dæmon.«
    Balthamos nickte, hob die Flügel und schüttelte die Feuchtigkeit ab. Dann stieg er in die kalte Luft auf und glitt in das Tal hinaus. Will machte sich unterdessen auf die Suche nach einer Welt, in der Lyra sicher sein würde.
     
     
    Hinter der knarrenden, vibrierenden Strebe des an der Spitze fliegenden Zeppelins schlüpften die Libellen. Lady Salmakia beugte sich über den aufgeplatzten Kokon mit dem blau phosphoreszierenden Insekt, half vorsichtig den noch feuchten Flügeln heraus, achtete darauf, dass ihr eigenes Gesicht das Erste war, was die Facettenaugen zu sehen bekamen, strich beruhigend über die feinen Adern der Flügel, flüsterte dem Insekt seinen Namen ins Ohr und sagte ihm, wer es war.
    In wenigen Minuten würde Chevalier Tialys dasselbe mit seiner Libelle tun. Vorher sendete er allerdings noch eine Nachricht auf dem Magnetstein-Resonator. Er war vollkommen auf den Bogen und das Spiel seiner Finger konzentriert.
     
    »An Lord Roke:
    Wir werden in voraussichtlich drei Stunden im Tal eintreffen. Unmittelbar nach der Landung will das Geistliche Disziplinargericht eine Schwadron zur Höhle entsenden.
    Sie wird in zwei Abteilungen vorrücken. Die erste wird gewaltsam in die Höhle eindringen, das Mädchen töten und zum Beweis dafür seinen Kopf mitbringen. Die Frau ist nach Möglichkeit gefangen zu nehmen oder, wenn sich das als unmöglich erweisen sollte, ebenfalls zu liquidieren.
    Die zweite Abteilung soll den Jungen lebend gefangen nehmen. Der Rest der Truppe hat die Gyropter König Ogunwes abzuwehren, die Schätzungen des Gerichts zufolge kurz nach den Zeppelinen eintreffen werden. Entsprechend Ihren Befehlen werden Lady Salmakia und ich in Kürze den Zeppelin verlassen und direkt zur Höhle fliegen. Dort wollen wir versuchen, das Mädchen gegen die erste Einheit zu verteidigen, bis Verstärkung eintrifft.
    Ich verbleibe in Erwartung Ihrer Antwort.«
     
    Die Antwort erfolgte kurz darauf:
     
    »An Chevalier Tialys:
    Ihr Bericht zwingt uns zu einer Änderung unserer Pläne.
    Um zu verhindern, dass der Gegner das Mädchen tötet, was für uns einem Desaster gleich käme, werden Sie und Lady Salmakia mit dem Jungen zusammenarbeiten. Solange er das Messer hat, liegt die Initiative auf seiner Seite. Wenn Will also eine andere Welt öffnet und das Mädchen dorthin mitnimmt, hindern Sie ihn nicht daran, sondern folgen ihm dorthin. Weichen Sie den beiden nicht von der Seite.«
     
    Chevalier Tialys bestätigte:
     
    »An Lord Roke:
      Habe Ihre Nachricht erhalten und verstanden. Die Lady und ich brechen sofort auf.«
     
    Der kleine Spion schloss den Resonator und machte sich zum  Aufbruch bereit.
    »Tialys«, ertönte ein Flüstern aus der Dunkelheit, »deine Libelle schlüpft. Komm.«
    Der Chevalier sprang zu der Verstrebung hinauf, in der seine Libelle sich aus dem Kokon zwängte, und half ihr vor sichtig heraus. Er streichelte den großen, grimmig wirkenden Kopf, hob die schweren, noch feuchten und zusammengerollten Fühler an und ließ das Tier den Geschmack seiner Haut schmecken, bis es ihm blind aufs Wort gehorchte.
    Salmakia zäumte ihr Insekt mit dem Geschirr auf, das sie stets mitführte: Zügel aus Spinnweben, Steigbügel aus Titanium und ein Sattel aus Kolibrileder. Zäumung und Sattelung wogen fast

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