Das Beste aus 40 Jahren
verunsichert, und das passte ihr ganz und gar nicht.
„Deine Stiefmutter ist nett“, sagte sie leise. „Sehr nett sogar. Sie hat mir das Gefühl gegeben, willkommen zu sein.“
Alex verzog boshaft den sinnlichen Mund und gab dem Butler ein Zeichen. Gleich darauf wurden die Kerzen gelöscht, und der große Kronleuchter über dem Tisch wurde eingeschaltet. Grelles Licht erleuchtete den riesigen Raum, der vorher von den Kerzen in romantische Schatten gehüllt worden war.
„Das Personal glaubt vielleicht, wir hätten etwas zu feiern; ich nicht.“
Sarah konnte den Blick nicht von seinem markanten Gesicht wenden. In ihrem Magen rührte sich etwas und störte sie beim Nachdenken. Doch nach dieser zynischen Bemerkung über sein Personal hätte sie am liebsten etwas nach ihm geworfen. Der wunderbare Blumenschmuck auf dem Tisch machte deutlich, dass die Leute sich, vermutlich unter Viviens Anleitung, große Mühe gegeben hatten. Sie wussten ja nicht, dass dies keine normale Hochzeitsnacht sein würde.
Alex betrachtete wütend die Austern, die als Vorspeise serviert wurden, und fluchte leise. Sarah fiel ein, dass Austern als Aphrodisiakum galten. Sie errötete und fragte sich, ob Alex es auch wusste. Vivien hatte wirklich an alles gedacht.
„Und wie fühlst du dich als meine Frau?“, fragte Alex hart.
Überrascht sah Sarah auf. Der Blick aus seinen glitzernden goldbraunen Augen schien sie zu durchdringen. Plötzlich war sie sehr froh, dass er am anderen Ende des Tisches saß.
„Nun?“, drängte er hartnäckig.
„Alex … du weißt genau, dass ich mich nicht als deine Frau fühle, also was soll das?“ Sie lachte gezwungen. „Ich möchte nur eine gute Mutter für Dimi sein und werde mich ansonsten aus deinem Leben heraushalten.“
„Welche Worte“, erwiderte Alex verächtlich. „Seit unserer Heirat befindest du dich auf dem Rückzug. Du hast mir eine Hexe zur Ehefrau gewünscht – waren das nicht deine Worte? Aber jetzt hast du deine Pläne anscheinend geändert und willst für Dimi die ergebene Mutter spielen – obwohl das deine begrenzten Schauspielkünste wahrhaftig übersteigt …“
„Ich habe niemandem etwas vorgespielt! Ich liebe Dimi!“
„Du hast ihn als Eintrittskarte in eine andere Welt benutzt“, fuhr Alex gefährlich leise fort. „Du hast ihn benutzt, um das zu bekommen, was ich deiner Schwester verwehrt habe!“
„Das stimmt nicht!“, protestierte Sarah heftig. „Ja, ich wollte Rache, aber ich hätte nicht im Traum gedacht, dass du meiner Forderung zustimmen würdest! Und dann wurde mir klar, dass diese Ehe die beste Lösung für Dimi ist …“
„Die du mir aufgezwungen hast.“ Er verzog angewidert das Gesicht. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine Frau so schamlos sein könnte.“
„Dann hast du wohl ein sehr behütetes Leben geführt.“
„Dein Preis waren Reichtum und sozialer Aufstieg. Du hast Dimi an mich verkauft. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte von einer Herumtreiberin, die mir in meinem eigenen Büro so unverschämt entgegengetreten ist …“
Sarah richtete sich empört auf. „Wie kannst du es wagen, mich eine Herumtreiberin zu nennen?“ Ihre Augen funkelten in ungläubigem Zorn.
„Weder du noch deine Schwester habt euch einen Deut um Androulas Gefühle geschert. Welchen Empfang erwartest du dann von mir?“, erkundigte Alex sich trocken. „Damon hatte schon Frau und Familie, und du wusstest doch von Anfang an davon!“
Sarahs zornig gerötetes Gesicht wurde langsam sehr blass. „Frau und Familie?“, wiederholte sie, und die Zunge wollte ihr nicht gehorchen. „Vor fünf Monaten war Damon schon so lange verheiratet, dass er ein Kind hatte? Ich glaube dir nicht!“
„Deine vorgetäuschte Unschuld bringt dir gar nichts“, betonte Alex mit bissiger Verachtung. „Deine Schwester hat Androula und meine Nichten kennengelernt, bevor sie sich in Damons Bett legte. Sie hat oft auf die Kinder aufgepasst – ein schöner Babysitter!“
Sarah zitterte so, dass sie ihr Weinglas absetzen musste. „Du lügst, um das Andenken meiner Schwester zu beschmutzen!“, beschuldigte sie ihn mit unsicherer Stimme. „Sie kann Damons Frau nicht begegnet sein – sie wusste nicht einmal, dass er verheiratet war. Ebenso wenig wie ich! Er hat sie gebeten, seine Frau zu werden, ihr sogar einen Verlobungsring geschenkt!“
Alex stieß ein sehr unfeines Wort hervor.
Sarah fuhr hoch. „Wag es nicht noch einmal, so etwas in meiner Gegenwart zu sagen!“ Mit
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