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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin-Nils Däfler
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Geknutsches, dass ich besonders talentiert sei: „You come with me!“ Erika ist begeistert, dass es mich getroffen hat und gibt mir noch einen Klaps auf den Hintern, dass ich auch ja der Aufforderung Folge leiste.
    Zusammen mit fünf anderen Männern stehe ich auf der Bühne. Ich komme mir vor wie ein römischer Sklave, der zur Belustigung des Publikums gleich von Löwen zerrissen wird. Phil bittet uns, unsere Oberteile auszuziehen - die seien nur hinderlich. Widerwillig entblöße ich meine Hühnerbrust. Zuerst ist Tom aus Birmingham an der Reihe. Er stellt sich gar nicht dumm an. Stanislaw aus Lodz kommt danach dran, reißt aber schon im ersten Anlauf die Stange und muss sich wieder setzen. Jetzt zeigt Phil auf mich. 120 Zentimeter hängt die Stange hoch
    - das schaffe ich ohne größere Anstrengung, wie auch Pierre aus Marseille und Rüdiger aus Berlin-Zehlendorf.
    Die Stange wird zehn Zentimeter tiefer gehängt. Bis auf Pierre kommen wir alle durch. Um die Stimmung anzuheizen, gibt Phil Anweisung, die Musik lauter zu drehen. Wenn ich jetzt noch mein T-Shirt anhätte und einer Schweißfleckenraten machen würde, dann könnte er nur sagen: der atlantische Ozean. Tom scheint Gelenke aus Knetgummi zu haben. Nun ich. Meine Knie schlottern, die Pobacken sind so gespannt, dass man damit Walnüsse knacken könnte, und mein Kopf erinnert an eine prall gefüllte Luftballon-Wasserbombe. Geschafft. Applaus. Auch Rüdiger gelingt das Kunststück.
    Nochmals zehn Zentimeter weniger. Tom ist schon fast durch, als er mit dem Kinn die Stange reißt. In der Finalrunde also ein rein deutsches Duell! Rüdiger ist nach mir dran. Damit ist klar: Ich muss es jetzt schaffen oder Rüdiger hat gewonnen. Das Publikum klatscht im Takt. Meine Beine und mein Rücken bilden annähernd einen 90-Grad-Winkel. Zentimeterweise robbe ich vor.
    Plötzlich durchfährt es meinen rechten Adduktor. Ahhhhggrh! Ich kippe zur Seite. Eine Muskelzerrung. Die Assistentinnen eilen herbei und helfen mir auf die Beine. Ich muss mich geschlagen geben. Phil klopft mir lobend auf die Schulter und meint, für mein Alter sei ich doch noch recht geschmeidig. Mit schmerzverzerrter Mine humple ich zu unserem Platz. Paul meint nur: „Dad, das war mal wieder so was von peinlich.“ Rebecca zeigt mehr Mitgefühl und fragt: „Paps, tut’s sehr weh?“ „Es geht schon, eure Mutter muss mich halt jetzt gut pflegen“, antworte ich mit einem Augenzwinkern in Carolas Richtung. Selbige gibt aber nur lakonisch zur Antwort: „Wir haben Voltarensalbe dabei.“
Freitag, 22. August
    Peinlich-witziges Erlebnis heute! Das etwas ältere, deutsche Ehepaar im Zimmer nebenan hat mich angesprochen. Aber der Reihe nach: Rebecca hatte zu Weihnachten letztes Jahr von Oma Irene eine Puppe geschenkt bekommen. Eine 47 Zentimeter große Puppe. Mit blauen Augen und einem rosafarbenem Overall. Eine Puppe, die sogar sprechen kann. Gut, nicht wirklich sprechen, aber Geräusche wie ein Baby kann sie von sich geben. Sie schmatzt, wenn man sie füttert. Sie schnarcht, wenn sie schläft. Ein Zufallsgenerator in ihren Eingeweiden sorgt dafür, dass sie gelegentlich jämmerlich schreit und sich nur durch Hochheben wieder beruhigt. Und Julia - so nannte Rebecca ihren Neuzugang - kann noch etwas: Wohlfühlgeräusche machen. Die stellen sich zum Beispiel dann ein, wenn man ihr länger als 80 Sekunden den Rücken getätschelt hat. Die Töne, die dann mit etwa 60 Dezibel aus Julias Innenleben dringen, hören sich, nun, wie soll ich sagen, sie hören sich an wie ein junges Paar beim Liebesspiel.
    Klar, dass Julia mit in den Urlaub musste. Vor allem während der Mittagszeit spielte Rebecca mit Julia. Wir hatten nämlich den Kindern verordnet, nach dem Mittagessen für eine Stunde im Zimmer zu bleiben, um der stechenden Sonne und großen Hitze auszuweichen. Paul vergnügte sich dann mit fernsehen und Rebecca mit ihrer Julia.
    Hatte uns das benachbarte Paar anfangs freundlich gegrüßt, nickten sie uns am zweiten Tag nur noch zu und straften uns am dritten Urlaubstag mit kalter Missachtung. Als ich heute nun zum Pool humpeln will - der Oberschenkel schmerzt trotz Salbe immer noch wahnsinnig -, um die dort vergessene Luftmatratze zu holen, begegnet mir mein Zimmernachbar. Er zieht mich in eine Nische des Treppenhauses und fängt mit seiner Moralpredigt an: „Also, junger Mann, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Uns geht’s ja nichts an, aber es stört uns enorm. Wenn Sie sich schon mit Ihrer Frau vergnügen,

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