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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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schwungvollen Verbeugung.
    Wie nicht anders zu erwarten, hatte Mateo sofort weibliche Gesellschaft gesucht.
    Er hatte mir alles über Doña Ana erzählt. Ihr adliger Titel war ebenso echt wie der meine. Eigentlich war sie Metzgerstochter und im Alter von vierzehn Jahren Dienstmädchen bei einem alten Adligen geworden, wo sie hauptsächlich im Schlafzimmer ihres Arbeitgebers tätig wurde.
    Mit siebzehn war sie mit einer reisenden Theatertruppe durchgebrannt und sofort die Geliebte des Autors geworden. Allerdings verfügte sie über Talent und spielte bald Hauptrollen in Madrid, Sevilla und Barcelona. Mit ihrem Ruhm wuchs auch ihr Einfluss, und bald lagen ihr die Verehrer scharenweise zu Füßen.
    Mateo hatte mich gewarnt, mich nicht mit ihr einzulassen. Nicht etwa, weil sie es auf mein Geld abgesehen haben würde damit musste man ohnehin rechnen. Auch nicht, weil sie verdorben war - denn das war eigentlich ein Vorteil. Und ebenfalls nicht, weil sie bereits mehrere Liebhaber gehabt hatte - das trug schließlich nur zu ihrem Erfahrungsschatz bei. Es war schlicht und ergreifend zu gefährlich.
    »Ihr augenblicklicher Geliebter ist der Graf von Lemos«, erklärte mir Mateo, bevor er mich mit Ana bekannt machte. »Er ist ein schauderhafter Liebhaber und ein sogar noch schlechterer Schwertkämpfer. Seine mangelnden Leistungen im Bett macht er dadurch wett, dass er seine Freundinnen großzügig mit Geld überschüttet. Und da er in einem Duell keine Chance hätte, heuert er Mordgesindel an, das ihm alle Nebenbuhler aus dem Weg räumt.«
    »Warum erzählst du mir das alles?«
    »Weil sie eine alte Freundin ist, die Anschluss sucht. Der Graf begleitet sie nur selten zu Festlichkeiten und gibt ihr nicht die Liebe, die sie braucht.«
    »Bravo, Mateo! Du bist wirklich ein Genie. Du schleppst mich quer über den Ozean in dieses wunderschöne Land, damit mich ein eifersüchtiger Liebhaber von gedungenen Mördern umbringen lassen kann. Schwebte dir etwas Derartiges vor?«
    »Nein, Bastardo. Eigentlich hatte ich die Absicht, dich einmal in deinem Leben mit einer richtigen Frau zusammenzubringen. Sie soll dich Benehmen lehren, denn meine Mittel sind inzwischen erschöpft. Wenn sie mit dir fertig ist, wirst du dich von einem Bauerntölpel aus der Kolonie in einen gebildeten Herrn verwandelt haben. Diese Frau ist zur Liebe geboren. Leider jedoch ist sie auch schlau, gerissen und geldgierig wie ein Mann.«
    »Warum behältst du sie dann nicht für dich?«
    »Weil mir das Glück meines Kameraden mehr bedeutet als meine eigenes.«
    Ich wieherte vor Lachen.
    »Außerdem«, fügte er hinzu, »habe ich bereits eine andere Dame im Auge, die äußerst eifersüchtig ist und es untreuen Liebhabern mit dem Messer heimzahlt. Der Graf weiß, dass Ana jemanden braucht, der sie zu gesellschaftlichen Anlässen begleitet, will aber sichergehen, dass der Betreffende nicht auf fremdem Terrain wildert. Ihre Beschreibung ihres Wunschkandidaten passt genau auf dich -allerdings leider nicht auf mich.« Er grinste heimtückisch. »Sie sagte dem Grafen, sie wolle einen Begleiter, der andere Männer bevorzugt.«
    Und mir war die Ehre zugefallen, mich als Sodomisten auszugeben. Ich hatte zwar nicht die Absicht, mich von dieser Frau an der Leine führen zu lassen, doch Mateo hatte mich so überrumpelt, dass ich sie wenigstens kennen lernen musste.
    Nachdem ich einen Blick in ihre Augen geworfen hatte, wäre ich bereit gewesen, ihr Hofnarr zu werden.
    Anders als bei den meisten berühmten Schauspielerinnen Frauen, die sich durch Schmeicheleien Zugriff zu den Börsen und Geldtruhen anderer verschafften, war nichts Kokettes an ihrem Gebaren. Ana Franca benahm sich ruhig, zurückhaltend und sehr damenhaft. Ihre Anziehungskraft bestand nicht in ihrer Schönheit, obwohl sie von sehr ansprechendem Äußeren war cremeweiße Haut, üppiges kastanienbraunes, hochaufgestecktes und mit Perlen geschmücktes Haar, eine Adlernase und hohe, schräg stehende Wangenknochen unter auffällig smaragdgrünen Augen. Und dennoch war es nicht ihr Aussehen, das mich in seinen Bann schlug, sondern ihre Ausstrahlung. Sie war wirklich eine sehr beeindruckende Frau.
    Das Auffälligste an Ana waren ihre Augen, die Männer an den Rand des Untergangs brachten wie die süßen Gesänge der Sirenen. Doch während Odysseus den Rat erhalten hatte, sich die Ohren zu verstopfen, hatte Mateo vergessen, mich zu warnen.
    Ich kann nicht behaupten, dass ich mich in Ana Franca verliebte, denn mein Herz

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