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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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ernste, strenge Frau mit brauner Haut und schwarzem Haar. Sie wartete lange auf Wakiyas Erklärung oder Entschuldigung. Als sie nicht mehr zweifeln konnte, daß auch sie von dem Kind keine Antwort erhalten würde, gab sie ihm einen Brief, den er seiner Mutter zu bringen hatte.
    Der Tag war schwül. Nachmittags fühlte sich die harte Erde selbst für Wakiyas dickhäutige Fußsohlen heiß an. Er lief langsamer als sonst nach Hause und gab seiner Mutter des Abends stumm den Brief.
    Sie öffnete ihn, aber ihre geringen und halb wieder vergessenen Schulkenntnisse reichten nicht hin, um ihn zu lesen. So gab sie den Brief Wakiya zurück. Er las vor und übersetzte nach bestem Wissen.
    >Ihr Sohn, Byron Bighorn, ist der Schule drei Tage lang unentschuldigt ferngeblieben und hat auch nachträglich keine Entschuldigung vorgebracht. Die Eltern sind dafür verantwortlich, daß ihre Kinder die Schule besuchen. Bleiben die Kinder unentschuldigt fern, so werden die Eltern mit Gefängnis bestraft. Wir sind leider gezwungen, beim Superintendent Anzeige gegen Sie zu erstatten.<
    Die Mutter kam ins Gefängnis! Wakiya aber würde mit den kleinen Geschwistern allein sein - allein würde er Brot, Mehl, Fett holen - allein bis zur Agentursiedlung und zurück laufen müssen -und die Schule wieder versäumen - und selbst auch ins Gefängnis kommen.
    Wie Inya-he-yukan.
    So mochte eben alles seinen Lauf nehmen.
    Wakiya legte sich auf die Decken in der schwül-heißen Blockhütte und schaute zum Dach hinauf, durch das der Rauch des Herdofens abzog.
    Die Mutter sagte gar nichts. Aber schon vor Anbruch des nächsten Tages kochte sie für drei Tage für die Kinder, schnürte ein kleines Bündel und ging fort. Wakiya machte sich nicht viel später auf den Weg zur Schule. Er hörte die Fragen der Lehrerin an diesem Tage überhaupt nicht und mußte eine Strafarbeit schreiben, während die anderen Kinder in der Pause spielten. In der Zeichenstunde durften die Kinder mit Buntstiften malen. Sie konnten sich das Bild, das sie malen wollten, selbst ausdenken. Als manche zweifelnd schauten, sprach die Lehrerin von dem schönen schnellen Schulbus, in dem jeden Morgen und jeden Nachmittag kleine Buben und Mädchen in bunten Hemden und bunten Blusen saßen. Vielen Kindergesichtern war anzusehen, daß sie nun wußten, was sie malen würden, und daß sie sich freuten. Wakiya hatte die Worte der Lehrerin an sich vorbeifließen lassen. Er brauchte keine Ratschläge. Er hatte ein eigenes großes Vorhaben. Sein Gesicht war sehr ernst, und ehe er das weiße Blatt für seinen Plan einzuteilen begann, saß er einige Minuten da, in sich gekehrt und nur mit seinen Gedanken und Träumen beschäftigt, wie ein Geheimnismann, der einen Zauber beschwören will. Endlich fing er an, mit seinen bunten Stiften zu malen. Die Augen glühten ihm, und das Blut pulste ihm bis in die Fingerspitzen. Er wollte das Bild malen, das Teacock töten würde. Er wollte den bösen Geist in das Bild bannen und töten. Teacock würde sterben. Sobald das Bild gemalt war, war Teacock tot, auch wenn er vor den Augen der unwissenden Geister noch einige Monde und Sonnen wie lebend umherlief.
    Wakiya malte mit der bunten Kreide den getöteten bösen Geist, der seinen Skalp verloren hatte. Als die Bilder am Ende der Stunde eingesammelt wurden, zeigte es sich, daß ein anderer Schüler Tatanka-yotanka gemalt hatte, den einst aufständischen und dann ermordeten Häuptling. Die übrigen Kinder hatten den Schulbus gemalt. Die Lehrerin hätte das von Wakiya gemalte Bild am liebsten verschwinden lassen, weil sie schon wußte, daß sie selbst Schwierigkeiten dadurch haben würde. Aber sie wagte doch nicht, es beiseite zu bringen, sondern schloß es mit anderen Bildern zusammen in den Schrank ein. Die drei besten Bilder des Schulbusses mit seinen kleinen Insassen wurden an der Wand des Klassenzimmers angebracht.
    Als Wakiya nach diesem Schultag heimkam, traf er die Mutter an, die einen Teil des vorgekochten Essens aufwärmte. Schweigend aßen Mutter und Kinder miteinander. Auf dem Nachtlager, während die Kleinen noch schliefen und draußen noch viele Grillen im Grase zirpten, erzählte Eliza Bighorn ihrem Ältesten:
    »Ich war bei Margot Adlergeheimnis, und sie hat mir einen Brief an den Superintendent geschrieben. Von dort haben sie mich mit dem Brief zum Gericht geschickt. Ed Adlergeheimnis ist Richter geworden bei uns, obgleich er in einem fremden Stamm geboren wurde. Er hat ausgelernt im Hohen Hause der

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