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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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zusammen.
    »Sage mir, Mutter, wie das ist.«
    »Von lange her ist das. Die Väter und Vorväter der Inya-he-yukan gehörten zu unseren Häuptlingen und Geheimnismännern. Sie waren ein stolzes Geschlecht, gute Büffeljäger und gefürchtete Krieger. Sie besaßen ein großes Tipi und speisten mit ihrer Beute viele Gäste, und die Nähte ihrer Röcke waren mit Skalphaaren geschmückt. Aber sie waren auch streitsüchtig und lebten in Unfrieden mit vielen Männern aus ihrem eigenen Stamm. Immer gewannen sie die schönsten und tugendhaftesten Mädchen für sich. Es war wie ein Zauber. Inya-he-yukans Großvater erhielt in den Büchern der Geister den Namen King, das bedeutet bei ihnen soviel wie Oberhäuptling.«
    »Ich weiß.«
    »Ja, du hast diese Sprache gelernt. Der Großvater hieß also King. Er wollte nicht verstehen, daß wir besiegt und ganz beraubt sind. Er war ein starker und trotziger Mann und wollte es nicht verstehen. Der Sohn, das ist Inya-he-yukans Vater, nahm sein Pferd und schweifte weit umher, weit hinauf nach Norden bis über den Minisose, und er brachte sich eine Frau aus unserem Stamme mit, so tugendhaft und schön, wie je eine gewesen war.«
    »Wie das, Mutter? Gibt es oben beim Nordwind auch noch Männer und Frauen von unserem Stamm?«
    »Ja, einige, die sich dem Vater Superintendent nicht beugen mochten. Von dort holte er sich seine Frau. Sie hatte ein hartes Leben. Denn ihr Mann und der Vater ihres Mannes wollten nicht verstehen, daß wir ganz besiegt und beraubt sind. Aber sie hatten auch keine Waffen und keine Krieger mehr, und da begannen sie, zu trinken und zu träumen. Die Geister haben ein Zauberwasser für unsere Männer mitgebracht, um sie zu verwirren.«
    »Das habe ich schon gehört, Mutter, aber ich habe noch nie gesehen, daß ein Mann davon trank.«
    »Sei glücklich, Wakiya. Dein Vater hat nie einen Tropfen von dem schändlichen Gift genommen. Aber viele unserer Männer tun es heimlich, und dann werden sie wie besessene Tiere! Sie zerstören das Haus und schlagen Frauen und Kinder. So ist es bei den alten Kings gewesen. Als nun der Vater Inya-he-yukans im Gefängnis war, im Gefängnis der Geister, weil er sich im Trunk mit anderen Männern geschlagen hatte, da blieb Inya-he-yukans Mutter allein mit dem Großvater. Er trank und schlug das kleine Kind. Fast hätte er es totgeschlagen. Aber sie wollte ihr Kind schützen, nahm das Beil und erschlug den alten Mann.«
    Wakiya schauerte zusammen.
    »Darum ist das Haus verflucht. Die Frau mußte gehen; wir haben sie nicht mehr unter uns geduldet. Sie hatte das Blut des alten Vaters an den Händen. Sie nahm ihre beiden Kinder, Inya-he-yukan und seine Schwester, und ging in das Elend nach New City.
    Als der Vater aus dem Gefängnis heimkam, holte er sich seinen Sohn wieder, den Inya-he-yukan. Aber der Bub wuchs ohne Mutter auf, und der Vater trank, und als der Sohn groß und kräftig wurde, schlug er sich mit dem Vater. Mit sechzehn Jahren mußte Inya-he-yukan ins Gefängnis, weil Teacock sagte, er habe gestohlen und ihn bedroht und eine Bande gebildet. Als der Bursche wieder aus dem Gefängnis kam, hat ihn keiner abgeholt. Er wollte auch nicht mehr heim und nicht mehr in diese Schule gehen. Er stand auf der Straße, und die Geister haben ihn zu sich geholt, jene Geister, die sich Gangster nennen und mächtige Geheimbünde unter sich geschlossen haben. - Manchmal war Inya-he-yukan heimlich hier auf unserer Reservation. Oft ist er den Polizeimännern entkommen, manchmal wurde er gefangen. Er soll auf Rodeos geritten sein, für Fremde auf fremden Pferden, er soll geraubt und Menschen getötet haben. Nun, sie reden so, ich weiß es nicht, und ich traue ihnen nicht. Auf einmal, im vergangenen Sommer, kam Inya-he-yukan wieder ganz zu uns zurück, und die Geister der Geheimbünde wollten ihn darum töten. Er ist ihnen aber entkommen, und dabei ist wiederum Blut geflossen, hier und in New City. Die Polizeimänner haben Inya-he-yukan wieder geholt und wollten alle seine Geheimnisse erfahren. Aber er ist einer von unserem Stamm und schweigt. Er hat Tashina zur Frau genommen, unser schönstes und bestes Mädchen. Sein Vater ist beim Trinken umgekommen. Nun hat Tashina Harold Booth erschießen müssen. Er war kein guter Mensch, und sie hatte Angst vor ihm, weil er sie noch immer zur Frau haben wollte. Harold Booth war auch betrunken.«
    »Warum wollte er sie durchaus zur Frau haben, Mutter?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Sie sind alle einmal in die

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