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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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binnoch dabei, ’n Bücherregal zu machen!“, sagte Hendrik. „Wollt ihr ’nen Schnaps?“
    „Ja, gern“, sagte Nicolien.
    „Einen alten Genever?“
    „Was du da hast“, sagte Maarten.
    „Für mich einen alten“, sagte Nicolien.
    „Ich schau mal.“ Er verließ das Zimmer.
    Sie setzten sich hin und sahen sich, etwas planlos, im Raum um.
    „Wirklich ein tolles Zimmer“, sagte Maarten.
    „Ja“, sagte sie.
    „Groß und hoch“ … „Hast du keinen Genever gekauft?“, hörte er Hendrik in der Küche fragen. „Das ist doch nicht meine Aufgabe?“, antwortete Annechien. „Ich hatte dich doch darum gebeten!“ Seine Stimme klang verärgert. „Nun, es ist keiner da.“ … „Es gibt keinen Genever“, sagte er. Er fühlte sich fehl am Platze und vermied es, sie anzusehen.
    „Nein“, sagte sie.
    „Es tut mir leid, aber der Genever ist alle“, sagte Hendrik, als er den Raum betrat, „aber es gibt noch zwei Flaschen Bier.“ Er hatte sie bei sich.
    „Bier ist auch gut“, sagte Maarten.
    Hendrik holte zwei Gläser aus dem Schrank und stellte sie vor ihnen auf den kleinen quadratischen Tisch.
    „Und du?“, fragte Maarten.
    „Ich trinke augenblicklich nicht. Ich werde davon zu dick.“
    „Vom Trinken wird man doch nicht dick!“, sagte Nicolien. In ihrer Stimme lag Entrüstung.
    „Nicolien!“, sagte Hendrik. „Du vielleicht nicht, aber ich schon! Ich scheine dazu veranlagt zu sein.“ Er entfernte die Kronkorken von den Flaschen und schenkte fachmännisch ein, das Glas schräg haltend.
    „Einschenken kannst du immerhin noch“, stellte Maarten fest.
    „Danke“, sagte Hendrik trocken.
    „Ihr könnt zu Tisch kommen“, sagte Annechien, als sie das Zimmer betrat, zwei Schalen in den Händen. „Wenn du den Bratensaft noch eben holst, Hendrik.“
    Hendrik verließ das Zimmer.
    „Sollen wir unser Bier mitnehmen?“, fragte Maarten, halb zu Annechien, halb zu Nicolien. Er stand auf.
    „Wie ihr wollt“, sagte Annechien.
    Sie nahmen ihr Bier mit zum Esstisch und blieben dort zögernd stehen. „Wo sollen wir sitzen?“, fragte Maarten.
    „Setzt euch irgendwo hin. Es ist egal, wo.“ Der Ton, in dem sie dies sagte, verursachte Maarten ein Schuldgefühl.
    Sie setzten sich nebeneinander an die rückwärtige Seite des Tisches und sahen auf die Schalen.
    „Fangt an“, sagte sie und nahm die Deckel ab.
    Es gab Chicorée mit Kartoffeln. Für jeden gab es zwei Strünke, vier von ihnen waren mit einer Scheibe Schinken umwickelt.
    „Lecker!“, sagte Maarten.
    „Ich hoffe es“, sagte Annechien.
    Hendrik kam mit dem Bratentopf herein. „Ist es so richtig?“
    „Nein, natürlich nicht“, sagte sie gereizt. „Du hättest den Saft in die Soßenschüssel gießen sollen.“
    „Und was ist mit dem Fleisch?“, fragte er verstimmt.
    „Das Fleisch ist für morgen!“
    „Das wusste ich nicht.“ Er wollte den Topf wieder zurückbringen.
    „Nein, lass nur“, sagte sie.
    Sie taten sich alle vier auf.
    „Chicorée mit Rindfleisch und Kartoffeln“, sagte Maarten, „das essen Nicoliens Eltern immer sonntags.“
    „Meine Eltern auch“, sagte Annechien.
    „Und deine?“, fragte Maarten Hendrik.
    „Das weiß ich nicht“, sagte Hendrik. „Ich glaube, dass die einfach irgendwas essen.“
    „Wie findest du Hendriks Eltern?“, fragte Maarten Annechien.
    „Ach, es geht. Ganz normal“, wehrte sie ab.
    „Hat er nicht einen sehr autoritären Vater?“
    „Davon habe ich nichts gemerkt.“
    „Ich glaube, dass das mehr euer Problem ist“, sagte Hendrik.
    „Mein Problem ist das des ältesten Sohnes“, antwortete Maarten. „Deines übrigens auch.“ Er wandte sich Annechien zu. „Älteste Söhne bilden sich immer ein, dass sie zu wenig Liebe bekommen haben.“ In seiner Stimme lag ein spöttischer Unterton. „Haben sie natürlich auch! Und den Rest ihres Lebens hegen sie deswegen Groll.“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagte sie, „dass Hendrik zu wenig Liebe bekommen hat.“
    „Auf mich trifft es auch nicht zu“, sagte Hendrik und legte die Hand auf die Brust.
    „Und auf mich?“, fragte Maarten Nicolien.
    „Ich weiß nicht“, sagte Nicolien. Sie lachte nervös.
    Maarten lachte ebenfalls.
    Eine Weile aßen sie schweigend.
    „Verstehst du das?“, fragte Maarten und wandte sich Hendrik zu. „Als wir in Rotterdam waren, habe ich Buitenrust Hettema gefragt, ob es für ihn nicht ein verlorener Nachmittag gewesen wäre. Das hat er Beerta zugetragen, und Beerta wirft mir jetzt vor,

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