Das Dorf der Katzen
dieser durchgeknallte Priester zum Weltbeherrscher auf. Zumindest versucht er es und die Zahl der Opfer wird Legion sein.
Aber egal was wir machen, die Insel oder die Orte darauf sind auf jeden Fall zum Untergang verurteilt.“
Ioannis nickte bitter.
Vera fuhr fort.
„Es steht aber außer Frage, dass wir Fall zwei nicht zulassen können. In diesen Filmen heißt es in so einer Situation immer: ‚Commander Harris, der Fortbestand der Zivilisation, die Existenz der Erde hängt jetzt allein von Ihnen ab’!“
Ioannis lachte humorlos auf.
„Und dieser Harris salutiert dann immer zackig und sagt: ‚Sie können sich auf mich verlassen, Sir’!“
Vera schloss die Augen. „Und am Ende des Films ist dann die Erde gerettet und Commander Harris liegt sterbend in den Armen seiner geliebten Janet!“
Sie klammerte sich verzweifelt an Ioannis.
„Schatz, ich will nicht, dass es mit uns wie im Film endet!“
Ioannis löste sich nach einiger Zeit vorsichtig aus ihrer Umklammerung und richtete sich auf.
Er saß nun neben Vera, die, die Ellbogen aufgestützt, nackt neben ihm im flachen Wasser lag und einfach hinreißend ausgesehen hätte, wenn sie nicht so ein betrübtes Gesicht gemacht hätte.
Ein Gefühl wie eine kalte Hand legte sich um sein Herz. Bei Bastet und allen anderen Göttern, er liebte diese Frau und konnte ihr nicht die Sicherheit geben, dass alles gut gehen würde!
Sie befanden sich ja praktisch im Kriegszustand und waren auf sich alleine gestellt. Ein paar Dutzend Dorfbewohner und genauso viele Katzen gegen diesen unheimlichen und noch immer sehr unbekannten Gegner!
Er räusperte sich. Jetzt nur billigen Zweckoptimismus verbreiten, das würde Vera ihm nicht abkaufen, dafür war sie viel zu intelligent und sensibel. Aber irgendetwas musste er jetzt sagen, irgendetwas Tröstliches.
Vera kam ihm zuvor. Wieder einmal wurde sie von einer dieser rapiden Stimmungsschwankungen erfasst.
War sie soeben noch niedergeschlagen und verzagt gewesen, so brandete urplötzlich in ihr ein Gefühl des Trotzes, des Jetzt-erst-recht auf. Wütend hieb sie mit der flachen Hand ins Wasser, das mit einem patschenden Knall hochspritzte und stieß hervor:
„Am besten wäre es, wenn wir diese verdammte Insel völlig evakuieren und eine Atombombe drauf schmeißen würden, dann wäre Ruhe!“
Ioannis lächelte unwillkürlich. Seine Vera! Was für ein Wildfang! Nur schade, dass er sie nicht mehr seinen Eltern vorstellen konnte. Die hätten vielleicht über diesen Typ von Mädchen gestaunt!
Atombombe! Was für ein Gedanke! Als ob es die im Laden um die Ecke…
Er erstarrte, getroffen von einem Ideenblitz, dessen Ungeheuerlichkeit ihn kurzzeitig paralysierte.
„Sag das noch mal!“, stieß er schließlich hervor.
Vera sah ihn verständnislos an. Was hatte sie denn jetzt wieder Falsches gesagt? Seine dunklen Augen glühten förmlich, in seinem Gesicht zuckte und arbeitete es. Seine Hände öffneten und schlossen sich wie im Krampf.
„Los, sag das noch mal!“
„Was denn? Das mit der Atombombe? Aber Schatz, das war doch nur ein Scherz. Völlig illusorisch, ja idiotisch. Das würde doch das ganze östliche Mittelmeer verseuchen!
Und woher sollten wir denn ein solches Ding bekommen, die gibt es doch nicht im Laden um die Ecke zu kaufen!“
Zufällig hatte sie den Gedanken, bei dem Ioannis auf halber Strecke stecken geblieben war, ganz ausgesprochen.
„Wie heißt der vorletzte Vers der Prophezeiung? Los, sag schon!“
„Ioannis, was ist los mit dir? Du bist ja völlig von der Rolle. Du kennst diesen Vers genauso gut wie ich, wir haben schon lange genug darüber gebrütet!
So ihr sie schließlich bekämpft
Mit Speeren zerfallenden Erzes
Werden sie verderben
Und verstreuen ihr Leben
Und jetzt sag mir sofort, was dich soeben gestreift hat!“
Ioannis hatte den Blick aufs Meer hinaus gerichtet. Als er zu sprechen begann, klang das so tonlos und monoton, als ob er unter Drogen stehen würde.
„’Speere zerfallenden Erzes’! Wir müssen zerfallendes Erz mit Patronen verschießen; ein Analogon zu den ‚Speeren aus Glas’, ganz ohne Zweifel!“
Vera rüttelte ihn am Arm.
„Ioannis, hallo, komm zu dir! Die Erkenntnis mit den Patronen hatten wir schon! Die Sache mit dem vermaledeiten Erz, das ist die Crux!“
Ioannis registrierte sie anscheinend gar nicht und sprach weiter, wie in Trance:
„Die Prophezeiung umschreibt technische Phänomene, die zur Zeit ihrer Entstehung unbekannt waren, mit blumigen
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