Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
Vom Netzwerk:
Begriffen. ‚Glas’ ist ‚Glas’, das war schon im Altertum bekannt, aber die anderen Begriffe wie ‚Barke ohne Segel und Ruder’ für ‚Motorboot’ oder ‚Strahlen des Ra, gefangen im Kristall’ für ‚Laser’ - genau so müssen wir das ‚zerfallende Erz’ lesen!“
    „Herrgott ja, auch das wissen wir! Und was ist jetzt dieses ‚Erz’ deiner Meinung nach, verdammt nochmal?“
    Vera war heftig geworden. Sie hasste es, wenn über Rätsel weiterhin in Rätseln gesprochen wurde.
    „Klartext bitte, damit ich es auch verstehe!“
    Ioannis wendete ihr den Kopf zu. Er sprach jetzt wieder ruhig und normal, aber man merkte die Erregung, die in ihm tobte.
    „Radioaktivität! Uran!“, sagte er.
    Veras Gesicht drückte blankes Unverständnis aus. „Uran?“
    Ioannis nickte heftig. „Uran ist radioaktiv und zerfällt daher mit einer bestimmten Halbwertszeit, und es ist ein Erz.“
    Er sah Vera triumphierend an.
    „Wir müssen Patronen mit Uran oder Uranerz füllen. Damit pusten wir die Kreaturen endgültig in die ewigen Jagdgründe!“
    Er strahlte sie an, als hätte er den Stein der Weisen entdeckt.
    „Vera-Schatz, das ist es. Glaub mir, das ist die ultimative Waffe gegen die Ch’quar. Uran oder irgendetwas Uranhaltiges oder zumindest Radioaktives statt Glas und ‚PENG’!“
    Er machte die Geste des Gewehr Anlegens und Schießens.
    Vera versuchte, ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.
    „Uran. Uranoxid. Wunderbar. Und woher nehmen und nicht stehlen?“
    Ioannis dozierte feixend.
    „Weißt du, Uran oder Uranoxid ist bis Mitte des vorigen Jahrhunderts zum Färben von Glas verwendet worden. Mit Uran oder seinem Oxid machte man hellgelbes bis hellgrünes Glas.“
    „Aha, danke für diesen Exkurs! Und was hat das mit unserem Besorgungsproblem zu tun?“
    Ioannis wirkte in keinster Weise ernüchtert. Er grinste wie ein kleiner Junge an Weihnachten.
    „Georgios Georgiopopolis - feinste Keramikwaren!“, rief er übermütig.
    Veras Gesicht war schon wieder ein einziges Fragezeichen.
    „Schatz, bitte, du sprichst nach wie vor in Rätseln. Klär mich jetzt auf!“
    Ioannis war jetzt außer Rand und Band. Seine Finger gingen an Veras Körper auf Entdeckungstour.
    „Jetzt sag bloß, du bist noch nicht aufgeklärt!“, neckte er sie dabei. „Das Gefühl habe ich bei dir aber ganz und gar nicht!“
    Sie klopfte ihm kichernd aber mit Nachdruck auf die Finger, die schon bedrohlich nahe an eine ihrer empfindlichen Stellen herangekommen waren. Seine plötzliche Ausgelassenheit wirkte stimmungsaufheiternd auf sie. Hatte er tatsächlich die letzte Nuss der Prophezeiung geknackt?
    „Pfoten weg, du Lüstling! Ich will jetzt wissen, was es mit diesem Georpolis auf sich hat!“
    „Georgiopopolis!“, verbesserte Ioannis, „ein Keramik- und Glasbläserbetrieb in Rhodos-Stadt. Der älteste Betrieb vor Ort, schon seit der Johanniterzeit dort ansässig.
    Die haben bis vor etwa fünfzig Jahren Uranoxid und vielleicht auch reines Uran in der Glasherstellung und für bestimmte Keramikglasuren verwendet. Ich weiß das, weil der jüngste Spross aus der Familie mit mir studiert und einmal erzählt hat, dass es damals eine Riesenaufregung gegeben hat, als das Zeug verboten wurde, und sein Großvater, der alte Georgiopopolis, sich geweigert hatte, die Bestände rauszurücken, damit sie entsorgt werden.
    Sie haben dann gedroht, ihm den Laden zu schließen und ihn wegzusperren und erst dann hat er zähneknirschend nachgegeben und diesen Dreck rausgerückt, aber eben doch nicht alles. Der Alte konnte sich einfach nie von irgendwas trennen, alles musste für später, für irgendwann aufgehoben werden.
    Und so schlummerte immer noch einiges von dem radioaktiven Zeug im Bleitresor. Als sein ältester Sohn die Firma übernahm, wurde alles entdeckt, aber der wollte nicht nochmals Ärger mit den Behörden haben. Also haben sie den Tresor im Keller in die hinterste Ecke gestellt und da steht er noch. Mit allem darin, was wir brauchen.
    Und ich bekomme es. Die Familie Georgiopopolis ist mir noch einen großen Gefallen schuldig.
    Ich kenne in der Stadt auch einen Büchsenmacher. Der füllt mir gleich die Patronen damit und wir sind gerüstet!“
    Vera war sprachlos. War es das? War das die Lösung ihrer Probleme?
    Einen Haken an der Geschichte sah sie dann doch noch.
    „Wie kommst du so schnell nach Rhodos und wieder zurück?“
    Ioannis deutete wortlos hinter Vera. Sie drehte den Kopf nach hinten. Dort stand der

Weitere Kostenlose Bücher