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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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seinen trüben Gedanken beschäftigt.
     
    Am Morgen wollte es nicht so richtig hell werden. Ioannis blickte aus dem Fenster. Die Kaltfront war mittlerweile durchgerauscht und tobte sich jetzt wohl über Zypern aus.
    Aber dunkle Wolken hingen nach wie vor tief auf Phelisonissi herab und entluden noch immer unablässig ihre Regenlast. Die Wasserspeier und Fallrohre an allen Häusern entsorgten das Nass in weiten Bögen auf die Straßen, wo es in kleinen Bächen der Hangneigung folgte und Richtung Meer abfloss.
    Auf dem Weg dorthin verschwand es in großen gitterbedeckten Abflussöffnungen. Durch meterdicke Kies- und Sandfilterschichten und einen nachgeschalteten Aktivkohlefilter erreichte es schließlich die Zisternen von Choriogatos, die ein Fassungsvermögen von fast fünfhundert Kubikmetern hatten.
    Zusammen mit den photovoltaischen Meerwasserentsalzungsanlagen war das für die Versorgung des Orts mit Trink- und Brauchwasser mehr als ausreichend.
    So gesehen war dieser Sturzregen ein Segen, weil er die Wasservorräte vor der sommerlichen Dürreperiode noch einmal kräftig auffüllte, aber Ioannis mitsamt seinen Plänen wurde durch ihn auf der Insel gefangen gehalten.
    Der nächtliche Sturm hatte das Meer weit draußen in Aufruhr versetzt. Obwohl die Windstärke merklich abgenommen hatte, rollten die Wellenberge aus Nordwesten kommend in endlos scheinender Folge gegen die Insel.
    Eine vorgelagerte Landzunge schützte zwar als natürlicher Wellenbrecher den Strand von Choriogatos vor dem direkten Wellenschlag, aber dennoch brandete und donnerte das Meer gegen die Mole und warf hohe Wassersäulen auf. Die Luft war angefüllt von feinstem Salzwassernebel, der alles durchdrang und durchfeuchtete, sich auf Fenster- und Brillengläser legte und diese blind machte und einen permanenten Salzgeschmack auf der Zunge hinterließ.
    Die Wolken hingen scheinbar bis auf das Wasser herunter und der Horizont, sonst eine scharfe Trennlinie zwischen Himmel und Meer, war nicht auszumachen.
    Kein Sonnenstrahl durchdrang diese Waschküche. Es herrschte eine trübe, bedrückende Atmosphäre.
    Für manche war es ein schlechtes Omen.
    Ioannis lief wie ein gereizter Tiger herum, zur Untätigkeit verdammt. Er und alle anderen wussten, dass ihnen die Zeit davonlief.
     
    Gegen Mittag hörte es zu regnen auf und es wurde langsam wieder wärmer, zunächst nur feuchtwarm, dann drückend schwül. Der Wind schlief ein.
    Dieser erneute Wetterumschwung brachte bei Vera sozusagen das Fass zum Überlaufen.
    Sie bekam den ersten Migräneanfall ihres Lebens. Jetzt war auch sie außer Gefecht gesetzt, wie Ioannis.
    Duplizität der Ereignisse.
    Die fast unablässige Höchstbeanspruchung ihres Gehirns forderte offensichtlich jetzt ihren Tribut. So lag sie den Rest dieses Tages und auch noch den nächsten Tag bei zugezogenen Vorhängen im Bett oder schlich im Schneckentempo durch das Haus, peinlich darauf bedacht, nur ja keine allzu hektischen Bewegungen zu machen, weil sie dabei jedes Mal das Gefühl hatte, ihre Schädeldecke würde sich ablösen und davonfliegen.
    Es dauerte noch einen weiteren Tag, bis sich das Meer soweit beruhigt hatte, dass Ioannis nach Rhodos aufbrechen und Vera wieder so weit hergestellt war, dass sie ihrerseits nach Illasandria fahren konnte.
    Sie standen unten beim Bootsschuppen. Das Boot war fahrbereit gemacht worden und lag jetzt an der Mole vertäut. Ein langgestreckt-schlankes, rotes Geschoss, dem man schon im Stillstand das Geschwindigkeitspotenzial ansah, das in ihm steckte.
    "ΛΟΥΤΣΟΣ“ stand beidseits des Rumpfes. „BARRAKUDA“.
    Ioannis wurde fast vom ganzen Dorf herzlich verabschiedet. Zum Schluss nahm er Vera in die Arme.
    „Ich komme mit unserer Rettung zurück“, flüsterte er ihr ins Ohr, „der nächste Angriff dieser Kreaturen wird ihr letzter sein, glaub mir!“
    Er küsste sie lang und innig, dann warf er seine Reisetasche an Bord und sprang hinterher. Auf Knopfdruck erwachten die Motoren grollend zum Leben. Ian und ein weiterer Dorfbewohner machten die Leinen los.
    Ioannis schob behutsam die Gashebel nach vorn und drehte am Steuerrad. Das Boot löste sich in einer eleganten Kurve von der Mole und richtete den Bug aufs offene Meer hinaus. Ioannis winkte noch einmal, dann setzte er sich und schob die Hebel weiter nach vorn. Die beiden Motoren röhrten auf, das Boot nahm die Nase hoch und rauschte aus der Bucht. Weiter draußen gab Ioannis Vollgas. Das Röhren wandelte sich in ein heiseres Dröhnen und

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