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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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kätzischer Präzision ausgeführt. Alle Jungtiere, die noch nicht im kampffähigen Alter waren, wurden von den zwölf ältesten Kätzinnen sicher auf das Schiff im Hafen geleitet.
    Gizmo versicherte sich dessen von einem versteckten Beobachtungsposten aus.
    Dann wartete er mit dem Rest der Meute ab, bis Vera Illasandria verlassen hatte.
    Etwas später brachen sie auch auf. Einem Augenzeugen wäre ein nicht alltäglicher Anblick vergönnt gewesen: Über hundertdreißig Katzen mit Gizmo an der Spitze verließen Illasandria auf der einzigen Straße wie ein gewaltiger Heerwurm Richtung Choriogatos.
    Lautlos zogen sie davon, keine blickte sich noch einmal um und keine würde Illasandria wiedersehen.
     
    Gizmo trieb seine vierbeinige Heerschar zur Eile an. Er wollte noch deutlich vor Sonnenaufgang Choriogatos erreichen.
    Ihm war zwar nicht ganz klar, warum er von o Gerontas den Auftrag bekommen hatte, so viele Katzen wie möglich über die Straße von Illasandria nach Choriogatos zu bringen, aber der Alte und Bastet trafen stets Entscheidungen, die zu hinterfragen ihm nicht oder noch nicht gestattet war.
    Vielleicht versprachen sich die beiden von dem zusätzlichen Katzenheer eine Verstärkung der telepathischen Brücke zwischen Bastet und den Wissenden und damit eine Verstärkung der Feuerwand.
    Wenn das allerdings der alleinige Grund dafür war, warum sich jetzt er und einhundertvierunddreißig andere Katzen in einem nächtlichen Gewaltmarsch die Pfoten wundlaufen mussten, dann kam die Entscheidung reichlich spät. Immerhin hatten es die Ch’quar zuletzt verstanden, die Feuerwand zu durchbrechen und nur große Anstrengungen und auch Glück hatten sie noch einmal zurückwerfen können.
    Wäre es nach ihm, Gizmo, gegangen, dann wären die zusätzlichen Abbilder schon vor Tagen oder Wochen in aller Ruhe geholt worden. So aber musste es auf dem letzten Drücker passieren und wer durfte dafür quer durch die Insel rennen? Er natürlich!
    Gizmo war auf dem besten Weg, sich in einen regelrechten Groll hineinzusteigern.
    Er fühlte sich als Stellvertreter unterfordert, unter Wert gehandelt. Diese Aufgabe hätte auch ein Jungkater in seinem ersten Leben übernehmen können! Dachte er zumindest.
    Auch tat es ihm leid, dass er Vera am Vormittag so grob hatte behandeln müssen, sowohl verbal als auch physisch, aber er hatte intuitiv erkannt, dass er diese Selbstmitleids- und Mutlosigkeitsphase von ihr nicht mit sanften Worten beheben konnte. Also hatte er den bösen Kater rauskehren müssen.
    Er hoffte sehr, dass sich zwischen Vera und ihm alles wieder einrenken würde. Spätestens zum nächsten Frühstück, wenn es wieder Joghurt geben würde!
    Er beschleunigte seinen Schritt zu leichtem Trab. Er musste so bald wie möglich wieder in Choriogatos sein. Er war schließlich der Schatten von Vera und für ihr Wohlergehen und ihre Sicherheit verantwortlich.
    Er konnte ja nicht im Geringsten ahnen, dass er genau deswegen mit seiner bepelzten Streitmacht in Gang gesetzt worden war.
     
    Die von Bastet kommenden Schwingungen lösten bei o Gerontas oftmals Ahnungen aus, die Visionen gleichkamen, und als sich Vera trotz der Warnungen in den Jeep gesetzt hatte, um nach Illasandria zu fahren, wurde Gizmo mit entsprechenden Anweisungen versehen und musste heimlich mitfahren.
    Allerdings hatte man ihm nichts von den Befürchtungen gesagt, die Bastet und o Gerontas hegten.
    Man kannte seinen Hang zum Übereifer und seine latente Profilneurose. Möglicherweise hätte er überreagiert und alles nur verschlimmert.
    Es war also besser, ihn im Unklaren zu lassen; sein offizieller Auftrag war, möglichst viele Katzen nach Choriogatos zu bringen. Er wusste nicht, dass man fast erwartete, dass Vera unterwegs in eine Notlage geraten würde.
    Dann, und erst dann sollte er zeigen, wozu er fähig war.
    In Wirklichkeit wurde Gizmo nicht unter Wert gehandelt. Im Gegenteil, man setzte sehr großes Vertrauen in ihn!
     
    Gizmos Katzenheer wand sich wie ein Tausendfüßler die Passstraße hinauf. Die Tiere liefen paarweise oder teilweise auch zu dritt nebeneinander, und die Schlange aus Katzenkörpern war an die fünfzig Meter lang.
    Es war ein geräuschloser Lindwurm, wenn man von dem feinen Getrappel absah, das von fünfhundertvierzig Pfoten auf dem groben Asphalt erzeugt wurde.
    Als der Tross mit Gizmo an der Spitze um die letzte Kurve vor der Passhöhe kam, blieb dieser wie angewurzelt stehen. Es kam zu mehreren Karambolagen hinter ihm, aber er ignorierte

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