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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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aber trotzdem war er misstrauisch und wachsam.
    Schließlich kam er bei dem Jeep an. Geräuschlos sprang er auf die Motorhaube, um einen Blick ins Innere zu werfen. Dabei rutschte er förmlich in die Delle, die sich dort befand. Er erkannte auch die Kratzspuren, die wie zwei mehrspurige Straßen von der Delle aus zur Beifahrerseite verliefen.
    Ein rascher Blick in das Fahrzeuginnere sagte ihm, dass dieses leer war. Vera war verschwunden. Er sprang von der eingedrückten Haube herunter und schlich einmal um den Jeep herum.
    Die Spuren im Staub entgingen ihm nicht. Vor allem erkannte er, dass hier mehrere vierbeinige Wesen einen Menschen umringt und dann mit sich geführt hatten.
    Es war kein Blut zu sehen oder zu riechen, was ihn ein wenig beruhigte.
    Er setzte sich kurz in den Mondschatten, den der Jeep warf und dachte nach.
    Dass hier Ch’quar am Werk gewesen waren, und zwar mehrere, war offensichtlich. Sie hatten Vera aufgelauert, den Jeep wie auch immer zum Stehen gebracht und Vera heraus gezerrt und verschleppt.
    Würde er den Spuren folgen, dann musste er wohl früher oder später dahin kommen, wo sie gefangen gehalten wurde.
    Denn dass Vera in Gefangenschaft war, davon ging er aus. Sonst hätte er sie tot in oder neben dem Jeep gefunden, oder eine Blutspur wäre vom Ort des Überfalls weg irgendwo hin verlaufen.
    Sein Nackenfell sträubte sich alleine bei dem Gedanken daran.
    Er sah sich vorsichtig um. Die Tatzen- und Fußspuren führten vom Jeep weg am Straßenrand entlang direkt zum Ausgang des Durchstichs. Er folgte ihnen vorsichtig. Die Spuren bogen hinter dem Durchstich nach rechts ab und führten dann zum Beginn eines steinigen Pfads, der weiter in das niedrige Karstgebirge hinein lief.
    Gizmo beschloss, diesem Weg nicht zu folgen.
    Das, und die Tatsache, dass er seinen Mentalblock peinlichst geschlossen hielt und somit keiner seiner Gedanken nach außen strahlte, rettete ihm das Leben.
    Denn sonst wären ihm seine Katzengedanken vorausgeeilt und hätten ihn dem Ch’quar verraten, der keine fünfzig Meter weiter hinter einer Biegung lauerte und den Weg zu der Höhle bewachte.
    Gizmo kehrte zum Jeep und von da die Straße entlang zu der Stelle zurück, wo er Aspros zurückgelassen hatte. Er öffnete für einen Sekundenbruchteil seinen Block und strahlte einen Impuls ab.

Aspros kam lautlos angeschlichen. Sie stellten sich so hin, dass sich ihre Köpfe berühren konnten und dann berieten sie sich.
    „Vera ist offensichtlich von den Ch’quar gestoppt und irgendwo hin ins Gebirge verschleppt worden“, benachrichtigte er Aspros.
    „Das heißt, sie lebt?“
    „Es sieht so aus. Keine Ahnung, warum sie das gemacht haben, vielleicht wollen sie irgendwelche Informationen aus ihr herausholen oder sie als Geisel benutzen.“
    „Können wir sie befreien?“
    „Das hängt davon ab, wo sie jetzt ist und ob und wie sie bewacht wird. Lass uns beide das erkunden. Die Meute bleibt solange noch hier.“
    „In Ordnung!“
    Aspros blickte sich um und machte eine Kopfbewegung zu einem rot gestromten Kater in seiner Nähe. Der kam angelaufen und legte seinen Kopf an den von Aspros.
    „Kokkinos“, sagte der. „Ich gehe mit Gizmo los. Wir müssen die Lage auskundschaften. Du bleibst solange hier. Ich ernenne dich jetzt zu meinem Stellvertreter und auch Nachfolger. Es gilt das gleiche, was Gizmo zu mir vorhin gesagt hat: sind wir bis Sonnenaufgang nicht zurück, dann führe die Meute nach Choriogatos und berichte o Gerontas!“
    Kokkinos bestätigte und zog sich wieder zurück. Gizmo blickte Aspros an und macht eine auffordernde Kopfbewegung. Sie schlichen los und sehr bald hatte die vom Mondlicht fahl beleuchtete Landschaft sie verschluckt.
     
    ΦΦ ΦΦ
     
    In ihrem Gefängnis kauerte Vera bewegungslos an die Höhlenwand gelehnt.
    Wie spät mochte es sein? Einer alten Marotte folgend trug Vera keine Armbanduhr.
    Ihrem Gefühl nach war es noch deutlich vor Mitternacht, die Sonne würde frühestens in sechs Stunden aufgehen, die lichtscheuen Ch’quar also auch frühestens in sechs Stunden verschwunden sein. Noch sechs Stunden voller Ungewissheit, was mit ihr passieren würde.
     
    ΦΦ ΦΦ
     
    Gizmo und Aspros kamen nur langsam voran. Das Gelände war karstig mit einem Labyrinth aus Spalten und Löchern, die oftmals umgangen werden mussten, weil sie zu breit zum Überspringen und zu tief zum Durchklettern waren.
    Gizmos Plan war es, den etwa hundert Meter aufragenden Bergrücken zu überqueren, um von der anderen

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