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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Seite wieder auf den Steig zu stoßen. Instinktiv hatte er eine Abneigung dagegen, den Weg von der Straße aus zu nehmen, so, als ob er die Gefahr in Form des Ch’quar ahnen würde.
    Sie brauchten über eine Stunde, bis sie einen Übergang über den Grat gefunden hatten. Dann konnten sie mit dem Abstieg beginnen, von dem sie hofften, dass er sie auf den Steig bringen würde. Sorgfältig auf ihre Mentalblocks achtend, arbeiteten sie sich nach unten.
    Aspros sah ihn als erster. Er blieb plötzlich stehen, eine Vorderpfote noch in der Luft, wie eingefroren. Gizmo bemerkte die abrupte Regungslosigkeit seines Kameraden und hielt ebenfalls inne.
    Sein Blick folgte dem von Aspros. Dort links, etwa zweihundert Meter entfernt, kauerte auf einem Felsbrocken eine Gestalt, die sich im Mondlicht als deutliche Silhouette abhob. Wie einer der fratzenbewehrten Wasserspeier an gotischen Kathedralen saß der Ch’quar regungslos etwa zwei Meter oberhalb des Steigs und behielt diesen unablässig in den Augen.
    Sein Kopf war von den beiden abgewandt, da er den Verlauf des Pfades in Richtung Jeep überwachte, soweit dieser in seinem Blickfeld war. Gizmo erkannte, dass sie der Bestie praktisch in die Arme gerannt wären, hätten sie den Weg vom Jeep aus genommen. Der Ch’quar wäre in diesem Gelände von dort aus nicht zu sehen gewesen.
    Sie wären leichte Beute geworden.
    Gizmo legte seinen Kopf an den von Aspros.
    „Irgendwo ab dieser Kreatur dem Steig folgend muss Vera sein. Wir müssen nach einem Versteck suchen, einer alten Hirtenunterkunft oder einer Höhle.“
    Aspros sendete einen zustimmenden Gedanken und fügte hinzu:
    „Geh du direkt hinunter zum Steig und warte dort. Ich schleiche so weit wie möglich zu der Kreatur hinüber und dann auf dem Weg zurück, um dich wieder zu treffen. Möglicherweise sitzt dieser Aufpasser ja direkt bei oder vor dem Versteck. Dann könnten wir lange suchen, wenn wir erst hier beginnen!“
    Bevor Gizmo ihn von diesem Wahnsinnsplan abhalten konnte, war Aspros schon dabei, im Gelände zu verschwinden.
    Besorgt sah Gizmo ihm nach, dann machte er sich auf den Weg direkt nach unten Richtung Steig, den er kurz danach auch erreichte.
    Es waren keine Spuren zu sehen, der Boden war reiner Fels. Er drückte sich unter einen Felsvorsprung und wartete auf Aspros.
    Die Zeit verging in quälender Langsamkeit. Er lauschte mit allen Sinnen in die Nacht hinaus, aber es herrschte eine vollkommene Stille.
    Umso überraschter war er, als plötzlich Aspros wie aus dem Boden gewachsen neben ihm stand. Gizmo konnte nicht umhin, die völlige Lautlosigkeit zu bewundern, mit der sich Aspros bewegte.
    Sie legten ihre Köpfe für einen weiteren Gedankenaustausch aneinander.
    „Die Kreatur ist völlig auf den Steig fixiert, sie hat keine Augen oder Ohren oder sonstigen Sinne für Dinge, die um sie herum und speziell hinter ihr passieren.“
    Ein verächtlicher Unterton schwang mit, als er fortfuhr: „Sie hat es mir leicht gemacht. Ich bin fast unmittelbar hinter ihr auf den Steig herunter gekommen und diesen dann in Richtung zu dir abgelaufen. Da ist nichts, worin sich ein Zweibeiner aufhalten könnte. Vera muss von hier aus weiter hinten sein. Lass uns gehen!“
    „Bastets Segen liegt auf dir“, antwortete Gizmo. „Das war sehr mutig!“
    „Ich bin in Veras Schuld“, antwortete Aspros. „Ihr haben es die Zweibeiner, bei denen ich bisher gut lebte, zu verdanken, dass sie in Sicherheit sind.“
    Damit wandte er sich ab und trabte den Pfad entlang weiter. Gizmo folgte ihm augenblicklich.
    Plötzlich hatte er das Gefühl, dass die nächste Heldentat wieder auf sein Konto gehen musste, ansonsten käme er womöglich schlechter bei dieser Sache weg, als Aspros. Ein Gedanke, der ihm irgendwie nicht behagte.
    Nebeneinander eilten sie weiter. Sie gingen jetzt etwas unbekümmerter voran. Sie konnten sich nicht vorstellen, jetzt noch auf einen Wachtposten der Ch’quar zu stoßen.
     
    ΦΦ ΦΦ
     
    Von der Spalte her kam ein schabendes Geräusch. Vera schrak hoch. Eine der Kreaturen zwängte sich herein und setzte sich mit einem lauernden Blick vor sie hin.
    Sie war nun praktisch auf Augenhöhe mit diesem Wesen und entsetzte sich wieder vor den seelenlosen rötlichen Augen, die keine Lider hatten und starr aus kreuzförmigen Pupillen blickten. In dem entfernt menschenähnlichen Gesicht war keine Regung festzustellen.
    Zum ersten Mal befand sich Vera so ausreichend lang mit einem Ch’quar fast auf Tuchfühlung, dass sie

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