Das Dorf der Katzen
seines Heldenkontos zu tun und kroch nach Absprache mit Aspros in den Spalt hinein.
Es ging mühsam voran, denn Gizmo konnte sich in dem engen Kamin kaum bewegen. Immerhin war die zu kriechende Strecke nicht allzu lang. Der Geruch wurde intensiver. Er war kurz vor dem Ende des Felskamins und konnte erkennen, dass dieser in einen äußerst schwach beleuchteten Hohlraum mündete.
„Wir sprechen uns noch!“, hörte er plötzlich eine krächzende Stimme sagen.
Im gleichen Moment steckte er fest. Die letzte ruckartige Bewegung, die er gemacht hatte, um noch ein Stück voranzukommen, hatte seinen Körper höchst unglücklich in dem Kamin verklemmt. Es ging weder vor noch zurück.
Verzweifelt zog er den Bauch ein, um die Hinterbeine unter den Körper zu bringen. Er musste sich mit Rückwärtsschub wieder hier herauswinden, oder man würde irgendwann einmal nur noch sein Skelett in diesem verdammten Felsspalt finden!
Es gelang ihm, die Beine unter den Körper zu bringen, aber beim Schieben des Körpers nach hinten stellten sich seine Rückenhaare an dem Fels über ihm schmerzhaft gegen den Strich auf. Er wand sich krampfhaft hin und her mit dem Ergebnis, dass sich immer mehr Partien seines Fells aufstellten und er sich mehr und mehr verkeilte.
Plötzlich verdunkelte sich die unmittelbar vor seinem Gesicht liegende Öffnung noch mehr und dann kollidierte irgendetwas mit seinem Gesicht.
Reflexartig zuckte er heftig zurück. Es gab ein leises ratschendes Geräusch, als der Großteil seiner Rückenbehaarung mit einer Menge an Haut dazu abgerissen wurde. Der Schmerz ließ ihn aufwimmern, kurzzeitig vernachlässigte er seinen Mentalblock, aber er war wenigstens wieder frei.
Ein kurzer, spitzer Schrei, gefolgt von einem plumpsenden Geräusch drang zu ihm in sein enges Gefängnis herein. Was war da soeben gegen ihn geprallt? Er leckte sich über die Nase und hatte den Geschmack von Veras Körpergeruch auf der Zunge. Vera! Sie war also tatsächlich da drin.
Seine neu gewonnene Bewegungsfreiheit erlaubte ihm, ein Vorderbein auszustrecken und mit der Pfote auf gut Glück in der Luft außerhalb des Kamins herumzuangeln.
Plötzlich wurde seine Pfote umklammert und eine leise Stimme zischte ihm zu:
„Gizmo! Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, mich zu finden, aber ich bin unendlich froh, dich bei mir zu haben. Pass auf, hier wimmelt es von Ch’quar. Du darfst dich nicht durch deine Gedanken verraten. Hast du deinen Block aufgebaut?“
Die Pfote in Veras Hand krümmte sich etwas und nadelspitze Krallen gruben sich ganz leicht in ihre Handfläche.
Vera schloss erleichtert die Augen. Mein Gott, dieser Kater! Natürlich, das war die Lösung. Krallen raus heißt „ja“, Krallen bleiben drin, heißt „nein“. So konnte man wenigstens ein paar Informationen austauschen.
„Bist du allein?“, flüsterte sie. Die Krallen blieben eingezogen.
Vera überlegte. Wer war bei ihm?
„Hast du Menschen dabei?“ Keine Krallen.
„Katzen, Abbilder?“ Krallen raus, rein, raus, rein, raus. In schneller Abfolge.
„Also viele Katzen?“ Krallen raus.
„Aus Choriogatos?“ Krallen rein.
„Aus Illasandria?“ Krallen raus.
Und so ging es weiter. Es war eine mühevolle Unterhaltung, die eigentlich nur aus Fragen und ja/nein-Antworten bestand.
Aber nach geraumer Zeit war von den beiden eine Art Plan entwickelt worden, wie man Vera befreien konnte.
Es war ein verzweifelter, primitiver Plan, aber er musste einfach versucht werden.
Hilfe aus Choriogatos konnte nicht geholt werden. Zwar war der Ort nicht mehr allzu weit entfernt, aber um Vera zu befreien, wäre nur ein Frontalangriff in Frage gekommen. Bis der durchgebrochen wäre, hätte eine der Kreaturen Vera leicht umbringen können. Außerdem wäre das Dorf gefährlich entblößt worden. Also musste Gizmo mit seiner Katzenarmee zum Einsatz gelangen.
ΦΦ ΦΦ
Kasaffa war noch ein Kind gewesen, als ihn der Meister darüber aufgeklärt hatte, wie er als Neugeborener von seiner Mutter buchstäblich weggeworfen werden musste, um sein Leben zu retten und dass er, N’gahar, sich seiner angenommen hatte. Er war von einer Amme gesäugt und aufgezogen worden und im Alter von zwei Jahren hatte sich N’gahar voll und ganz seiner angenommen und ihn zu seinem Meisterschüler gemacht.
Die anderen sieben und von ihnen speziell Terged genossen natürlich auch das Vertrauen des Meisters, aber er, Kasaffa, war und blieb immer derjenige, der einen Hauch besser behandelt wurde,
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