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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Ort von einem Ufersaum zum anderen erstreckte. Ein Anblick, der eine trügerische Sicherheit vermittelte.
    Vera hatte Angst. Nackte, pure Angst. Es war die instinktive Angst, die man verspürt, wenn man sich wissentlich in Gefahr begibt und es war die Angst, die man um andere spürt, denn Vera hatte auch Angst um ihren Ioannis, um Trevor und alle anderen aus dem Dorf. Um Menschen und Katzen.
    Sie hatte plötzlich den wahnsinnigen Drang, auf die Toilette zu gehen und ihre Blase entleeren zu müssen. Gewaltsam unterdrückte sie das Bedürfnis. Ihre Blase war so gut wie leer, das wusste sie. Ihre zunehmende Nervosität spielte ihr diesen perfiden Streich.
    Noch war alles ruhig diesseits der lodernden Barriere. Was jenseits war, konnte sie nicht erfassen. Dummerweise ließen die Flammen aus Energie höherer Ordnung keine Gedankenimpulse durch. Sie konnte die Absichten der Ch’quar erst dann erfassen, wenn diese durchgebrochen waren.
    Die Flammenwand erhellte den Bereich vor dem Ortsrand so ausreichend, dass Vera die Sektormarkierungen problemlos erkennen konnte.
    Sie hatten sich überlegt, wie sie die Orientierung in dem konturlosen Gelände erleichtern konnten. Vera musste schnell und unmissverständlich mitteilen können, wo ein Durchbruch war, wohin sich durchgebrochene Ch’quars wandten und was sie vorhatten.
    Schließlich hatten sie aus alten Gegenständen Landmarken errichtet, die eindeutig waren und jeweils einen Sektor bezeichneten.
    Es gab den Sektor „Reifen“, wo ein paar ausgediente Autoreifen lagen, den Sektor „Bett“, in welchem ein altes Bettgestell stand und den Sektor „Fenster“. Dieser war mit einem alten Fensterrahmen markiert. Der vierte und letzte Sektor war der Sektor „Brücke“, dort, wo die Fußgängerbrücke den trockenen Bachlauf überquerte.
    Vera schüttelte unwillkürlich den Kopf, als sie an den vergangenen Tag zurückdachte, als sie all das hier ausgeknobelt hatten. Es war so surreal, so gar nicht von dieser Welt, wie ein riesengroßes Computerspiel, in welches sie sich so vertieft hatte, dass sie darin gefangen und aufgegangen war. Virtual Reality sozusagen.
    Nur gab es hier keinen Ausschaltknopf und der einzige und zugleich höchste erreichbare Level in diesem Spiel war das Überleben.
    Ein Systemneustart war nicht möglich.
    Vera blickte aufmerksam die Flammenwand entlang, die sie aufgrund ihrer exponierten Stellung fast gänzlich überblicken konnte.
    Plötzlich gab Protos einen Warnlaut von sich und rempelte Vera leicht an. Aufgrund seiner über neunzig Kilo Lebendgewicht ließ dieser Rempler Vera einen Schritt zur Seite taumeln. Alle Katzen im Dorf hatte ihre Mentalblocks errichtet, damit Vera nicht abgelenkt wurde und sich voll auf die Gedanken der Ch’quars konzentrieren konnte.
    Protos hatte daher auch anstelle einer entsprechenden mentalen Mitteilung auf einen aus seiner Sicht leichten Stups zurückgegriffen und blickte nun angestrengt nach rechts, Vera richtete ihre Aufmerksamkeit auch in diese Richtung. Protos’ Augen waren zweifellos besser als die ihren, wenn es etwas zu sehen gab, dann würde er es auch sehen, und zwar vor ihr.
    Undifferenzierte Impulse erreichten plötzlich ihr Gehirn. Es waren Impulse eines Individuums. Sie waren voller Hass, aber auch Angst und Schmerz. Offenbar war einer der Ch’quar soeben dabei, die Flammenbarriere zu durchbrechen.
    Vera griff zu dem Megaphon, das ansonsten auf dem Speedboot mitgeführt wurde.
    Sie hielt es in die Richtung, wo sie die „Gruppe T“ in Bereitschaft wusste und sprach hinein.
    „Gruppe T, Durchbruch im Sektor Reifen. Einer!“
    Es hörte sich schlichtweg affig an! Unter anderen Umständen wäre sich Vera dumm wie sonst was vorgekommen, hätte sie so etwas sagen müssen, aber mit dieser vereinbarten Kurzsprache wurden alle wichtigen Informationen so schnell und präzise wie möglich übermittelt.
    Aus den Augenwinkeln sah Vera im angegebenen Sektor eine Bewegung, die nicht zu dem Lodern der Wand passte. Ein dunkler Fleck zeichnete sich hinter den Flammen ab, wie eine Schattensilhouette auf weißer Leinwand und gleich darauf teilte sich die Wand und ein in Flammen gehüllter Körper brach hervor.
    Schrille Schreie ausstoßend wälzte er sich auf dem Boden. Gebannt sah Vera, wie die Flammen an dem unheimlichen Körper fraßen, ganze Körperteile lösten sich auf, aber sie regenerierten sich immer wieder.
    Sie kamen tatsächlich durch! Und die Flammen griffen sie nur an, aber vernichteten sie nicht, sie

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