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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Schüsse, Flüche und Befehle hallten durch den Ort. Der Ch’quar verlegte sich auf den Häuserkampf, war überall und nirgends, durchbrach Türen, um im Inneren des Hauses zu wüten und dann unvermittelt durch ein Fenster oder vom Dach herunter einen Angriff aus dem Hinterhalt zu starten.
    Es spielten sich grausame Szenen ab. Mehr als einmal fiel die Kreatur einer kleinen Gruppe von Verteidigern in den Rücken. Bevor diese reagieren konnten, war der Spuk schon wieder vorbei und einer oder zwei der ihrigen waren tot.
    Erst als Trevor von der anderen Seite der Kampflinie kommend zusammen mit Tetartos eingriff, begann sich das Blatt zu wenden. Der Ch’quar wurde schließlich langsam in die Enge getrieben. Er versuchte noch einen Ausbruch, verglühte aber schließlich in einem vierfach gestaffelten Wandschirm, den Ian - seinem Ruf gerecht werdend - in Kooperation mit drei anderen Verteidigern errichtete. Aus diesem Feuerkäfig gab es für die Kreatur kein Entkommen mehr und als Ian und die drei anderen die gestaffelten Schirme enger und enger zogen, wurde sie wie in einem Hochofen verglüht.
    Das Zentrum von Choriogatos war frei, aber um welchen Preis!
    Zusammen mit den drei Männern an Ioannis’ Seite, die gleich zu Beginn gefallen waren, hatte der Ort elf Tote zu beklagen. Verwundete gab es nicht. Die Ch’quar hatten ausschließlich getötet. Wie viele Häuser wie stark verwüstet waren, konnte erst der nächste Tag zeigen.
    Nach all dem unbeschreiblichen Lärm und Chaos senkte sich eine unheimliche Stille über den Ort, nur durchbrochen vom Knacken und Knistern, mit dem sich ein Feuer durch einen Vorratsschuppen fraß.
    Trevor und Ioannis gingen aufeinander zu und reichten sich die Hände. Sie waren, wie die meisten der anderen Männer, staubbedeckt und verschwitzt, sahen müde und abgekämpft aus.
    „Bastet sei gedankt, ich glaube, wir haben es geschafft“, sagte Trevor leise und rieb sich mit dem Handrücken die eingetrocknete Schmutzschicht von den Lippen.
    „Ja, bis zum nächsten Mal“, antwortete Ioannis, „und was machen wir dann? Mein Laser zeigte keine Wirkung, warum auch immer. Wir haben damit nur deinen. Auch die Glasgeschosse haben an Wirkung verloren und werden womöglich noch mehr davon verlieren. Die Kleinkalibrigen werden das nächste Mal vermutlich gar nichts mehr ausrichten und für die Großen haben wir nur zwei Waffen, um sie zu verschießen.“
    „Und wir haben wahrscheinlich gar keinen Laser mehr“, sagte Trevor bedrückt. Er hielt Ioannis sein Gewehr mit dem verschmorten Aufsatz unter die Nase. „Denn das sieht irreparabel aus“, meinte er, „selbst für Takahiro.“
    Ioannis sah ihn bedrückt an. „Takahiro ist unter den Toten“, murmelte er und wandte sich ab.
    Trevor ließ die Schultern hängen und blickte zu Boden.
    „Was machen wir jetzt?“ Es war das erste Mal, dass Ioannis den alten Haudegen Trevor rat- und mutlos sah. Er schüttelte müde den Kopf und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    „Wir können nur noch auf die Prophezeiung und auf das, was sie sagt, vertrauen. Sie sagt, dass wir gewinnen können, wenn wir sie entschlüsseln.“ Ein Ruck ging durch seinen Körper, er richtete sich kerzengerade auf. „Und wir WERDEN sie entschlüsseln, verdammt noch mal! Wir WERDEN den letzten Absatz richtig lesen können und dann, mein Freund, werden wir es diesen Höllenwesen so richtig zeigen!“
    Trevor sah ihn stumm an und nickte müde. In seinen Augen war aber deutlich zu lesen, dass er den Worten von Ioannis zwar gerne lauschte, ihnen aber nicht so recht glauben konnte.
    Ioannis runzelte plötzlich die Stirn und blickte um sich. Er sah erschöpfte, staub- und schweißbedeckte Männergesichter, aber keine Vera.
    „Wo ist Vera?“, rief er in die Runde. Alle blickten ratlos, einige zuckten mit den Schultern. Keiner hatte in dem Chaos Vera gesehen oder auf sie geachtet. Jeder war vollauf mit der Situation und mit sich selbst beschäftigt gewesen.
    Ioannis’ Gedanken rasten. Rasch rechnete er nach und Sekunden später rief er entsetzt:
    „Acht! Es sind bisher nur acht! Neun sind durchgebrochen, eines dieser Biester fehlt! Und Vera auch!“
    Tetartos ließ plötzlich einen auf- und absteigenden, kehligen Knurrlaut hören und raste davon, dicht gefolgt von Defteros und Trito.
    „Sie haben etwas aufgenommen!“, stieß Trevor hervor, „los, hinterher!“
    Sie rannten den drei Wächtern nach, was angesichts der Geschwindigkeit, die diese an den Tag legten, unmöglich war,

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