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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Ch’quar. Schon wieder. „Duplizität der Ereignisse!“, dachte sie für sich. Immerhin: Dieser Schutzmechanismus in ihrem Kopf funktionierte noch, sie konnte sich in Extremsituationen immer noch in ihren Sarkasmus flüchten.
    Sie streckte fast automatisch die rechte Hand aus, Handfläche nach vorn. Die Hitzeballung in ihrer Brust war nach Aussprechen des letzten Worts fast augenblicklich präsent gewesen und drängte jetzt zum Ausbruch. Sie blickte der Kreatur geradeaus in die Fratze.
    „Jetzt bist du dran, du Ausgeburt der Hölle!“, zischte sie, „ich mach dich fertig, du Mistvieh!“
    Die Kreatur stand lauernd geduckt vor ihr. Die lidlosen Augen waren starr auf sie gerichtet, die dreieckigen Katzenohren flach zurückgelegt. Ein widerlicher hoher Ton kam aus ihrem Inneren. Blut mit Speichel vermischt lief ihr in einem dünnen Faden aus dem hässlichen Maul. Protos’ Blut.
    Zorn flammte jäh in Vera auf. Sie konzentrierte sich und stieß den Impuls zur Erzeugung der Flammenwand aus.
    Was dann geschah, verblüffte nicht nur sie, sondern auch ihren Gegner. Veras wütender Angriff schuf keine Flammenwand, sondern eine Flammenkugel mit anscheinend unerhörter Intensität. Wie ein Kugelblitz sprang sie von Veras Handfläche zu dem Ch’quar über und vergrößerte dabei rapide ihren Durchmesser. Ehe sich die Kreatur versah, war sie allseitig von einer Hülle aus Flammen umgeben, die unbarmherzig nach ihr griffen.
    N’gahar sah sich von einem Moment zum anderen in die Defensive gedrängt. Dieses blonde Weib war tatsächlich in der Lage, ihn, den mächtigen Hohepriester Sachmets, in Schwierigkeiten zu bringen. Gleichzeitig mit der Realisierung dieser neuen Situation erreichten auch die Schmerzimpulse sein Bewusstsein. Das war keine Feuerwand, der man ausweichen oder die man sogar durchbrechen konnte. Nein, das war eine ihn von allen Seiten umhüllende Kugel, die alle Fluchtbewegungen mitmachte und die extrem dicht war.
    Die Flammen fraßen an seinem Körper. Es war natürlich der Kunstkörper des Ch’quar, der gerade von den Flammen angegriffen wurde, aber für N’gahar machte das im Moment keinen wesentlichen Unterschied.
    Er brannte!
    Mit einem infernalischen Schrei schoss der Ch’quar in die Höhe. Die Kraft seines Sprungs katapultierte ihn mehrere Meter hoch und durch die Öffnung des eingestürzten Dachs aus der Ruine heraus.
     
    Im gleichen Moment kamen die Männer um Ioannis und Trevor in Sichtweite des Gebäudes. Es bot sich ihnen ein fantastischer Anblick: Begleitet von einem markerschütternden Schrei schoss eine glühende und wabernde Kugel in hohem Bogen oben aus der Ruine heraus, um dumpf und schwer auf dem Boden davor aufzuschlagen. Das Glühen erlosch und die Konturen eines Ch’quar schälten sich hervor, der rußgeschwärzt und mit halb verbrannten Extremitäten auf dem Boden kauerte.
    Tetartos, Defteros und Trito stürzten vor, um der Kreatur den Rest zu geben, aber diese hatte sich in Sekunden regeneriert und jagte schrill aufheulend wieder in die Ruine hinein.
    Die drei Wächter wollten gerade hinterhersetzen, als durch die Tür- und Fensteröffnungen und sonstigen Mauerdurchbrüche ein grelles Licht sichtbar wurde.
    Gleich darauf peitschten sechs Schüsse schnell hintereinander auf. Dann war Ruhe, furchtbare Ruhe. Das grelle Leuchten war erloschen. Ioannis sah Trevor an: Was war geschehen? Tetartos, Defteros und Trito ließen ein dumpfes Grollen tief aus ihren Kehlen hören. Es war eine gespenstische Szenerie.
    Nach kurzem Zaudern flüsterte Ioannis mit belegter Stimme.
    „Vorwärts, wir gehen hinein, aber nicht blindlings, sondern vorsichtig. Wer weiß, was uns erwartet!“
    Sein Herz schlug bis zum Hals. Vera konnte, nein, musste da drin sein! Was war passiert?
     
    N’gahar, genauer gesagt, sein Bewusstsein, durchlebte die Hölle. Diese Flammenaura, welche die blonde Frau erzeugte, war ungemein heftiger und schmerzhafter als die Flammenwand vor dem Ort gewesen war. Nur eine rasche Flucht aus dem unmittelbaren Bereich dieser unheimlichen Kämpferin hatte ihn gerettet. Er hatte genug.
    Aber das Primitivgehirn seines Ch’quar nicht. Es riss die Initiative wieder an sich und zwang den Körper zurück in das Gebäude. N’gahar musste zwangsläufig mit. Die Alternative wäre gewesen, sein Bewusstsein aus dem Ch’quar abzuziehen, woraufhin dieser zerfallen wäre. Das hätte aber einer Aufgabe so kurz vor dem Ziel geglichen und so blieb N’gahar.
    Sein Ch’quar brach wieder durch die

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