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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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Mauer und fand sich der Frau gegenüber, die noch immer dort stand, wo sie vorhin so unverhofft aus dem Gerümpel aufgetaucht war. Sie lächelte kalt und streckte wieder die rechte Hand aus.
    N’gahars Bewusstsein versuchte verzweifelt, wieder die Oberhand zu erlangen, damit der Ch’quar wieder vernunftbegabt und nicht blindlings kämpfte, und gewann schließlich. Er musste hier heraus, noch einmal wollte er nicht in dieses Höllenfeuer gehüllt werden!
     
    Vera war über die Entwicklung der Dinge mehr als überrascht. Sie hatte eigentlich nur zwischen sich und der Kreatur eine Flammenwand errichten wollen, aber es war zu einer Kugelentladung gekommen, die den Gegner völlig einhüllte und zur Flucht zwang. Warum das so war, wusste sie nicht, es war ihr im Moment auch völlig egal. Sie zog den Colt aus dem Hosenbund und wollte soeben durch die Türöffnung hinausstürmen, da brach die Kreatur wieder durch die Wand herein.
    Sie standen sich einen Augenblick lang gegenüber. Vera fühlte ein unbestimmtes Triumphgefühl in sich aufsteigen und lächelte kurz. Dann hob sie die Hand. Die Kreatur vor ihr kauerte sich zusammen und wich etwas zurück.
    Angst. Das Biest hatte Angst!
    Sie schickte einen neuen Impuls ab, konzentrierte sich aber diesmal darauf, die glühende Kugel dichter und enger zu machen. Mit Erfolg. Diesmal kam die Kreatur nicht mehr zum Sprung. Sie wand sich verzweifelt und unter sichtlichen Schmerzen in der Lohe, konnte aber nicht mehr flüchten.
    Vera hielt den Energiefluss aufrecht, dann nahm sie den Colt von der linken in die rechte Hand und schoss. Sechsmal, bis das Magazin leer war. Sechsmal zuckte der Ch’quar unter den Treffern zusammen. Seine Bewegungen wurden schwächer.
    Vera bot ihre letzte Kraft und Konzentration auf, um den Feuerball noch mehr zu komprimieren. Fasziniert sah sie das Ergebnis ihrer Bemühungen. Der Ch’quar wurde wie in einer Schrottpresse langsam von dem glühenden Ball zerquetscht, der sich wie ein schrumpfender Ballon zusammenzog und dabei immer dichter wurde.
    Zuletzt glühte der Kern in greller Weißglut auf, dann implodierte und verlosch der Feuerball mit einem dumpfen Laut und nichts von der Kreatur war übrig geblieben.
     
    N’gahar erkannte beinahe zu spät, dass er dieses Spiel verloren hatte. Als ihn die Kugeln in rascher Folge trafen, wurde der Körper des Ch’quar noch mehr geschwächt und die Energiekugel schloss sich dann dermaßen eng um ihn, dass ihm die Flucht fast nicht mehr gelungen wäre. Sein Bewusstsein drohte zu vergehen.
    Unter Aufbietung aller Kräfte löste sich N’gahar von seinem Ch’quar und floh zurück in seinen wahren Körper, tief unter der Oberfläche der nubischen Wüste. Weg, nur weg von hier!
    Das letzte Bild, das er mitnahm, war das einer kalt lächelnden, blonden Frau mit einem Colt in der Hand.
    Er war beeindruckt, schwer beeindruckt. Diese Frau musste er besitzen. Das war eine Frau, die seiner würdig war!
     
    Als der Glutball nach einem grellen Aufflammen endgültig verlosch und der Ch’quar mit ihr spurlos verschwunden war, kam Vera wieder zu sich. Sie hatte die letzten Minuten in einer Art Trance verbracht, war nicht mehr sie selbst gewesen.
    Von dem Augenblick an, wo in ihr der unbezähmbare Drang aufwallte, die Kreatur und damit hoffentlich den bösartigsten Charakter, den sie jemals erlebt hatte, zu vernichten, bis zu dem Moment, wo der von ihr erschaffene Feuerball implodierte und die Kreatur tatsächlich mit ins Verderben riss, war Vera neben sich gestanden. Sie hatte alles wie von einer höheren Warte aus miterlebt, hatte sich selbst dastehen sehen, aufrecht und kämpferisch, stolz wie ein Racheengel - absolut nicht ihrem Naturell entsprechend.
    Jetzt kehrte sie gewissermaßen in sich selbst zurück und sah die Szenerie wieder aus eigenen Augen. Sie fand sich in dem nun endgültig verwüsteten Raum dieses baufälligen Hauses wieder, bis über die Knöchel in Schutt und Gerümpel, den Colt in der Hand.
    Vor ihr lag Protos in seinem Blut. Sie öffnete ihre Hand mit dem Colt, ließ diesen achtlos einfach fallen und ging dann unsicher mit zitternden Knien auf Protos zu. Langsam ging sie in die Hocke und streichelte ganz sanft und vorsichtig über das blutverschmierte Fell.
    Sie stieß aus Versehen gegen den Körper, der sich überraschend leicht bewegte. Zusammen mit dem Leben war auch das Gewicht des Pumas aus Protos’ Körper gewichen. Er war nun nichts anderes mehr als ein kleiner, erbarmungswürdiger

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