Das Dunkle Netz Der Rache
Scheiße!
Beschissene Adirondack Conservancy Corporation. Beschissene Baumknutscher, die sich für was Besseres hielten. Auch sie, Becky Castle, die ihn auslachte, weil er mehr aus seinem Leben machen wollte, statt sich auf die faule Haut zu legen und alles dem Schicksal zu überlassen.
Becky Castle. Shaun Reid. Die Adirondack Conservancy Corporation. Es war wie in einem dieser Comics: Eine große Glühbirne blitzte in seinem Verstand auf. Er hatte nicht weit genug gedacht, nur überlegt, wo er das Auto verstecken konnte. Aber damit legte er nur ein wenig Abstand zwischen sie und sich. Was er wirklich tun musste, war, die Schuld jemand anders unterzuschieben, damit die Bullen mit der Überprüfung desjenigen so beschäftigt waren, dass sie nicht mehr weitersuchten.
Seine Hände zitterten, als er den Blinker einschaltete und den Prius zurück auf die Straße lenkte. Er fuhr auf den Parkplatz, aber dann nicht wie geplant zu den alten Anlagen, sondern zu den Parkplätzen der Verwaltung. An einer der Lücken besagte ein nobles Schild: Reserviert für Mr. Reid. Randy parkte den Prius direkt daneben.
Er stellte den Motor ab und blieb nachdenklich sitzen. Okay, angenommen, er wollte, dass die Bullen dachten, Mr. Reid bumste mit Becky Castle. Auf athletische Art war sie ein ziemlich heißer Feger – gewesen. Mr. Reid hatte schon einmal eine ältere Frau gegen ein jüngeres Modell getauscht. Wer wollte behaupten, dass er das nicht wieder tat?
Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie er in die Büroräume eindrang. Die Tür des Verwaltungsgebäudes war mit Sicherheit abgeschlossen, aber das Fabriktor stand immer offen. Vom Pausenraum hinter dem Zutritt zur Fabrikhalle verlief ein schmaler dunkler Flur entlang der Halle bis zu den Damentoiletten. Als er dort gearbeitet hatte, waren drei Frauen in der Fertigung beschäftigt gewesen, und dort hatten sie ihr Geschäft erledigt. Und diese Toilette war von beiden Seiten zugänglich. Ursprünglich war sie für den Empfangsbereich eingebaut worden, und als Reid-Gruyn begann, auch Arbeiterinnen einzustellen, hatte man einfach eine Wand durchbrochen und so eine Frauentoilette geschaffen.
Selbst wenn die Tür zum Empfangsbereich verschlossen war, konnte es sich nur um ein billiges Türschloss handeln. Das konnte er in fünf Sekunden mit seiner Kreditkarte knacken, ein paar von den Sachen aus Beckys Koffer im Empfangsbereich verstecken und innerhalb einer Minute wieder draußen sein.
Er grinste. Und falls Mr. Reids Büro auch nur eines von diesen armseligen Schlössern hatte … könnte er wirklich auf den Putz hauen.
12:15 Uhr
Der Wagen von Nane, der Cousine seiner Mutter, der in der Einfahrt stand, hätte Russ auf den stechenden Chemikaliengeruch vorbereiten sollen, der ihm entgegenströmte, als er die Küchentür öffnete.
»Allmächtiger.« Er versuchte, sich frische Luft zuzuwedeln. »Was ist das?«
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Schatz.« Seine Mutter saß auf einem Küchenstuhl neben der Spüle. Sie war in etwas eingehüllt, das wie ein riesiges rosa Plastiktischtuch aussah. Ihre Cousine rollte eine Strähne ihres silbrigen Haars auf einen winzigen rosa Wickler.
Mit tränenden Augen bückte er sich und küsste sie auf die Wange. »Hi.« Er zog sich so weit wie möglich in die Ecke zu Waschmaschine und Trockner zurück. »Hi, Nane.«
»Hallo, Russell. Du siehst gut aus. Wir haben gerade über dich gesprochen, nicht wahr, Margy? Über den Tag deiner Geburt.« Nane war älter als seine vierundsiebzigjährige Mutter, aber im Gegensatz zu ihm und seiner eventuellen Verwandten Harlene sahen sich die beiden Cousinen sehr ähnlich. Die Damen waren klein und rundlich, mit Pausbäckchen, die sich zu spitzen Kinnen verjüngten. Sie wirkten wie süße alte Damen, die ihre Tage mit Spitzenklöppelei verbrachten. Eine gerissene Tarnung.
»Ich schwöre«, sagte seine Mutter und nahm damit das Gespräch wieder auf, »ich war überzeugt, dass ich es nicht schaffen würde, ihn rauszupressen.«
»Du hast fast zehn Pfund gewogen«, erklärte ihm Nane, während sie den Wickler am Kopf seiner Mutter feststeckte, nach einer Plastikflasche griff und etwas, das wie eine chemische Lösung roch, auf die neue Locke spritzte.
»Die Narbe von meinem Dammschnitt kann man bis zum Mond sehen. Sie haben mich der Länge nach aufgeschlitzt.« Sie kicherte. »Als Walter sie zum ersten Mal sah, sagte er …«
»Mom! Mom!« Russ hielt sich die Ohren zu. »Zu viele Informationen!«
Sie
Weitere Kostenlose Bücher