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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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selbst reinigen«, gab Syrda zu bedenken.
    »Das ist richtig«, antwortete Darina. »Nur so konnte er über all die Jahrtausende hinweg das Abbild der Erde in die Gestalt Azons verwandeln. Doch eine Katastrophe, wie ich sie beschrieben habe, würde den Kristall für viele Jahre verschütten. In dieser Zeit würde unsere Welt langsam verblassen, bis sie einfach aufhört zu existieren. Wir brauchen den ständigen Kontakt zur Erde, um zu überleben. Selbst wenn noch ein Teil des Kristalls aus dem Schlamm herausragte, könnte wohl allein die Schieflage das Erdenbild, aus dem Azon einst entstand, völlig verzerren. In diesem Fall würde unsere Welt innerhalb weniger Tage entzweigerissen.«
    »Die Menschen brauchen uns«, murmelte Syrda und nickte mit schwerem Haupt. »Für die Erde wäre der Verlust Azons ein langsam wirkendes Gift. Ohne unseren Rat würde bald Engstirnigkeit zum Maß aller Dinge.« Je länger die Alte laut über die Folgen des von Darina Gesagten nachdachte, desto mehr wurde ihr das schreckliche Ausmaß dieser möglichen Katastrophe bewusst. »Menschen, die aneinander interessiert sind und gerne von Andersartigen lernen, erschienen dann nur noch wie bunte Kanarienvögel in einer grauen Masse von Intoleranz und Egoismus«, prophezeite sie erregt. »Man würde diese Exoten so lange bekämpfen, bis sie aussterben. Eine Atmosphäre der Kälte würde sich ausbreiten, ein jeder dächte nur noch an den eigenen Vorteil. Wohnhäuser, in denen sich die Nachbarn nicht einmal mehr kennen, wären an der Tagesordnung. Auf der Straße würden Menschen am helllichten Tage überfallen, ohne dass sich die anderen Passanten darum kümmerten. Und irgendwann würden jene, die so rücksichtslos gegen ihre Mitmenschen vorgehen, selbst zu Opfern werden.«
    »Das alles gibt es schon heute«, pflichtete Belkan der zornigen Weisen bei. »Die Malkits fördern einen solchen Geist. Aber bisher konnten wir immer dagegenhalten. Ohne den Kristall würden die Menschen vermutlich eher ihren Schwächen Raum geben, als die Mühen des gegenseitigen Verstehens auf sich zu nehmen.«
    »Aber kann man denn nichts dagegen tun?«, fragte Jonas verzweifelt.
    »Dazu ist es schon fast zu spät«, erwiderte Darina. »Zwar hat der Bär nicht die Absicht sich wirklich mit dem Adler anzulegen. Aber ein Tier, das man in die Enge treibt, neigt leider zu verzweifelten Handlungen. Wenn wir nichts unternehmen, werden beide ihre Krallen einsetzen.«
    »Die Menschheit würde einen Atomkrieg nicht überleben. Wie lange wird es noch dauern, bis die Russen ihre Mittelstreckenraketen auf Kuba in Stellung gebracht haben?«
    »Von heute ab gerechnet, etwa drei Wochen«, antwortete der zierliche Flüsterer, den Lischka zuvor als Tamakh vorgestellt hatte.
    »Nur noch drei Wochen, bis vielleicht alles in die Luft fliegt!«, hauchte Jonas.
    »Chruschtschow will nicht wirklich seine Raketen einsetzen«, sagte Lischka und wies mit der Hand auf den neben ihm sitzenden Flüsterer. »Aber Ximon hat mir auf dem Weg hierher versichert, dass die Generäle von Präsident Kennedy keine Minute zögern werden Kuba anzugreifen, sollten sie erfahren, was Chruschtschow und Castro vorhaben.«
    »Vielleicht wäre das die beste Lösung«, warf Belkan ein. »Wenn sie die Abschussrampen auf Kuba zerstören, bevor sie fertig sind, kann es zu keinem Atomkrieg kommen.«
    Lischka zögerte mit einer Antwort, aber ihm war anzumerken, dass er noch etwas wusste, was bisher nicht zur Sprache gekommen war. Er flüsterte Tamakh etwas ins Ohr, worauf dieser nickte.
    »Erzähl ihnen, was du noch erfahren hast«, sagte Darina.
    Lischka holte tief Atem. »Die Sowjetunion hat bereits einsatzbereite Atomraketen auf Kuba.«
    Der ganze Rat starrte den stämmigen Flüsterer entsetzt an.
    »Ich habe es selbst auch erst heute mitbekommen«, brach es plötzlich aus Tamakh hervor. Der kleine Bonka war mit einem Mal aufgesprungen und breitete in einer hilflosen Geste die Arme aus.
    »Du brauchst dich nicht für das Kriegsspiel der Menschen zu entschuldigen«, beruhigte Belkan ihn. »Sag uns, was du noch weißt, Tamakh.«
    »Die vorhandenen Raketen sind von anderer Art als die großen, für die gerade die Abschussrampen gebaut werden. Die Generäle sprechen von ›taktischen Waffen‹. Ihre Lieblinge hören auf den Namen Luna – das bedeutet Mond. Die Vereinigten Staaten von Amerika wissen nichts von diesen Luna-Raketen. Sollten sie versuchen mit Truppen auf Kuba zu landen oder auch nur die gerade entstehenden

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